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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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Leiter stürzet gar nach und vermehrt das fechtende
Gewimmel. Die Stöße auf dem Fußboden lärmen
den horchenden Röper weniger aus seinem Schlafe
als Bette auf -- er sein ganzes Haus und dieses
seinen Gerichtsdiener -- es kurz zu sagen in weni¬
gen Minuten hatt' er mit der Wuth, womit der
Geizige seine Güter rettet und hält, die spashaf¬
ten Diebe und den ernsthaften zu Gefangnen ge¬
macht, der wahre Dieb mochte noch so sehr um
sich schlagen und der Professor noch so sehr dispu¬
tieren
. Jezt sitzt alles fest und wartet auf dich.

-- Ach! hältst du es aus wenn ich dir alles
sage? die Streifer Kolb und Robisch finden um
Maussenbach die Bundgenossen des ertapten Diebs
-- dringen in den Wald -- gehen einer Höle zu
als wüsten sie daß sie zu etwas führe -- finden ei¬
ne unterirdische Menschenwelt -- o! daß gerade du
zu deinem Unglück da getroffen werden mustest, du
Unschuldiger und Unglücklicher! nun schlägt dein
sanftes Herz auch an der Kerkerwand! -- soll ich
dir deinen Freund Gustav nennen? -- -- Eile,
eile, damit es sich anders wende!

Sieh! nicht bloß auf deine, auch auf meine
Brust hat dieser Tag sich heftig geworfen. Hältst

Leiter ſtuͤrzet gar nach und vermehrt das fechtende
Gewimmel. Die Stoͤße auf dem Fußboden laͤrmen
den horchenden Roͤper weniger aus ſeinem Schlafe
als Bette auf — er ſein ganzes Haus und dieſes
ſeinen Gerichtsdiener — es kurz zu ſagen in weni¬
gen Minuten hatt' er mit der Wuth, womit der
Geizige ſeine Guͤter rettet und haͤlt, die ſpashaf¬
ten Diebe und den ernſthaften zu Gefangnen ge¬
macht, der wahre Dieb mochte noch ſo ſehr um
ſich ſchlagen und der Profeſſor noch ſo ſehr diſpu¬
tieren
. Jezt ſitzt alles feſt und wartet auf dich.

— Ach! haͤltſt du es aus wenn ich dir alles
ſage? die Streifer Kolb und Robiſch finden um
Mauſſenbach die Bundgenoſſen des ertapten Diebs
— dringen in den Wald — gehen einer Hoͤle zu
als wuͤſten ſie daß ſie zu etwas fuͤhre — finden ei¬
ne unterirdiſche Menſchenwelt — o! daß gerade du
zu deinem Ungluͤck da getroffen werden muſteſt, du
Unſchuldiger und Ungluͤcklicher! nun ſchlaͤgt dein
ſanftes Herz auch an der Kerkerwand! — ſoll ich
dir deinen Freund Guſtav nennen? — — Eile,
eile, damit es ſich anders wende!

Sieh! nicht bloß auf deine, auch auf meine
Bruſt hat dieſer Tag ſich heftig geworfen. Haͤltſt

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[364/0374] Leiter ſtuͤrzet gar nach und vermehrt das fechtende Gewimmel. Die Stoͤße auf dem Fußboden laͤrmen den horchenden Roͤper weniger aus ſeinem Schlafe als Bette auf — er ſein ganzes Haus und dieſes ſeinen Gerichtsdiener — es kurz zu ſagen in weni¬ gen Minuten hatt' er mit der Wuth, womit der Geizige ſeine Guͤter rettet und haͤlt, die ſpashaf¬ ten Diebe und den ernſthaften zu Gefangnen ge¬ macht, der wahre Dieb mochte noch ſo ſehr um ſich ſchlagen und der Profeſſor noch ſo ſehr diſpu¬ tieren. Jezt ſitzt alles feſt und wartet auf dich. — Ach! haͤltſt du es aus wenn ich dir alles ſage? die Streifer Kolb und Robiſch finden um Mauſſenbach die Bundgenoſſen des ertapten Diebs — dringen in den Wald — gehen einer Hoͤle zu als wuͤſten ſie daß ſie zu etwas fuͤhre — finden ei¬ ne unterirdiſche Menſchenwelt — o! daß gerade du zu deinem Ungluͤck da getroffen werden muſteſt, du Unſchuldiger und Ungluͤcklicher! nun ſchlaͤgt dein ſanftes Herz auch an der Kerkerwand! — ſoll ich dir deinen Freund Guſtav nennen? — — Eile, eile, damit es ſich anders wende! Sieh! nicht bloß auf deine, auch auf meine Bruſt hat dieſer Tag ſich heftig geworfen. Haͤltſt

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/374>, abgerufen am 22.11.2024.