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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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sie mögen mich den ganzen Tag zwicken und hetzen
wie sie wollen, unter meiner warmen Zudeck und
drücke die Nase ruhig ans Kopfkissen, acht Stunden
lang. -- Und kroch er endlich in der letzten Stunde
eines solchen Passionstages unter sein Oberbett: so
schüttelte er sich darin, krempte sich mit den Knien
bis an den Nabel zusammen und sagte zu sich:
"Siehst du, Wuz, es ist doch vorbei."

Ein andrer Paragraph aus der Wuzischen Kunst
stets fröhlich zu seyn, war sein zweiter Pfiff, stets
fröhlich aufzuwachen -- und um das zu können,
bedient' er sich eines dritten und hob immer vom
Tage vorher etwas Angenehmes für den Morgen
auf, entweder gebackne Klöse oder eben so viel
äusserst gefährliche Blätter aus dem Robinson, der
ihm lieber war als Homer -- oder auch junge Vö¬
gel oder junge Pflanzen, an denen er am Morgen
nachzusehen hatte wie Nachts Federn und Blätter
gewachsen.

Den dritten und vielleicht durchdachtesten Pa¬
ragraphen seiner Kunst fröhlich zu seyn, arbeitete
er erst aus, da er Sekundaner ward:
er wurde verliebt. --

B b 2

ſie moͤgen mich den ganzen Tag zwicken und hetzen
wie ſie wollen, unter meiner warmen Zudeck und
druͤcke die Naſe ruhig ans Kopfkiſſen, acht Stunden
lang. — Und kroch er endlich in der letzten Stunde
eines ſolchen Paſſionstages unter ſein Oberbett: ſo
ſchuͤttelte er ſich darin, krempte ſich mit den Knien
bis an den Nabel zuſammen und ſagte zu ſich:
„Siehſt du, Wuz, es iſt doch vorbei.“

Ein andrer Paragraph aus der Wuziſchen Kunſt
ſtets froͤhlich zu ſeyn, war ſein zweiter Pfiff, ſtets
froͤhlich aufzuwachen — und um das zu koͤnnen,
bedient' er ſich eines dritten und hob immer vom
Tage vorher etwas Angenehmes fuͤr den Morgen
auf, entweder gebackne Kloͤſe oder eben ſo viel
aͤuſſerſt gefaͤhrliche Blaͤtter aus dem Robinſon, der
ihm lieber war als Homer — oder auch junge Voͤ¬
gel oder junge Pflanzen, an denen er am Morgen
nachzuſehen hatte wie Nachts Federn und Blaͤtter
gewachſen.

Den dritten und vielleicht durchdachteſten Pa¬
ragraphen ſeiner Kunſt froͤhlich zu ſeyn, arbeitete
er erſt aus, da er Sekundaner ward:
er wurde verliebt.

B b 2
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[387/0397] ſie moͤgen mich den ganzen Tag zwicken und hetzen wie ſie wollen, unter meiner warmen Zudeck und druͤcke die Naſe ruhig ans Kopfkiſſen, acht Stunden lang. — Und kroch er endlich in der letzten Stunde eines ſolchen Paſſionstages unter ſein Oberbett: ſo ſchuͤttelte er ſich darin, krempte ſich mit den Knien bis an den Nabel zuſammen und ſagte zu ſich: „Siehſt du, Wuz, es iſt doch vorbei.“ Ein andrer Paragraph aus der Wuziſchen Kunſt ſtets froͤhlich zu ſeyn, war ſein zweiter Pfiff, ſtets froͤhlich aufzuwachen — und um das zu koͤnnen, bedient' er ſich eines dritten und hob immer vom Tage vorher etwas Angenehmes fuͤr den Morgen auf, entweder gebackne Kloͤſe oder eben ſo viel aͤuſſerſt gefaͤhrliche Blaͤtter aus dem Robinſon, der ihm lieber war als Homer — oder auch junge Voͤ¬ gel oder junge Pflanzen, an denen er am Morgen nachzuſehen hatte wie Nachts Federn und Blaͤtter gewachſen. Den dritten und vielleicht durchdachteſten Pa¬ ragraphen ſeiner Kunſt froͤhlich zu ſeyn, arbeitete er erſt aus, da er Sekundaner ward: er wurde verliebt. — B b 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/397>, abgerufen am 22.11.2024.