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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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so viel wissen die Hochzeitgäste, die Saladiere, die
Sauciere, die Assiette zu Käse und die Senfdose
war ein Einziger Teller, der aber vor jeder Rolle
einmal abgescheuert wurde.

Ein ganzer Nil und Alpheus schoß über jedes
Stubenbret, wovon gute Gartenerde wegzuspülen
war, an jede Bettpfoste und an den Fensterstock
hinan und ließ den gewöhnlichen Bodensatz der Fluth
zurück -- Sand. Die Gesetze des Romans wür¬
den verlangen, daß das Schulmeisterlein sich anzö¬
ge und sich auf eine Wiese unter ein wogendes Zu¬
deck von Gras und Blumen streckte und da durch
einen Traum der Liebe nach dem andern hindurch
sänk' und bräche -- allein er rupfte Hühner und
Enten ab, spaltete Kaffee und Bratenholz und
die Braten selbst, kredenzte am Sonnabend den
Sonntag und dekretirte und vollzog in der blauen
Schürze seiner Schwiegermutter funfzig Küchen-Re¬
glements und sprang, den Kopf mit Papillotten
gehörnt und das Haar wie einen Eichhörnchen¬
schwanz emporgebunden, hinten und vornen und
überall herum: "denn ich mache nicht alle Sonn¬
tage Hochzeit" sagt' er.

D d 2

ſo viel wiſſen die Hochzeitgaͤſte, die Saladière, die
Saucière, die Aſſiette zu Kaͤſe und die Senfdoſe
war ein Einziger Teller, der aber vor jeder Rolle
einmal abgeſcheuert wurde.

Ein ganzer Nil und Alpheus ſchoß uͤber jedes
Stubenbret, wovon gute Gartenerde wegzuſpuͤlen
war, an jede Bettpfoſte und an den Fenſterſtock
hinan und ließ den gewoͤhnlichen Bodenſatz der Fluth
zuruͤck — Sand. Die Geſetze des Romans wuͤr¬
den verlangen, daß das Schulmeiſterlein ſich anzoͤ¬
ge und ſich auf eine Wieſe unter ein wogendes Zu¬
deck von Gras und Blumen ſtreckte und da durch
einen Traum der Liebe nach dem andern hindurch
ſaͤnk' und braͤche — allein er rupfte Huͤhner und
Enten ab, ſpaltete Kaffee und Bratenholz und
die Braten ſelbſt, kredenzte am Sonnabend den
Sonntag und dekretirte und vollzog in der blauen
Schuͤrze ſeiner Schwiegermutter funfzig Kuͤchen-Re¬
glements und ſprang, den Kopf mit Papillotten
gehoͤrnt und das Haar wie einen Eichhoͤrnchen¬
ſchwanz emporgebunden, hinten und vornen und
uͤberall herum: „denn ich mache nicht alle Sonn¬
tage Hochzeit“ ſagt' er.

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[419/0429] ſo viel wiſſen die Hochzeitgaͤſte, die Saladière, die Saucière, die Aſſiette zu Kaͤſe und die Senfdoſe war ein Einziger Teller, der aber vor jeder Rolle einmal abgeſcheuert wurde. Ein ganzer Nil und Alpheus ſchoß uͤber jedes Stubenbret, wovon gute Gartenerde wegzuſpuͤlen war, an jede Bettpfoſte und an den Fenſterſtock hinan und ließ den gewoͤhnlichen Bodenſatz der Fluth zuruͤck — Sand. Die Geſetze des Romans wuͤr¬ den verlangen, daß das Schulmeiſterlein ſich anzoͤ¬ ge und ſich auf eine Wieſe unter ein wogendes Zu¬ deck von Gras und Blumen ſtreckte und da durch einen Traum der Liebe nach dem andern hindurch ſaͤnk' und braͤche — allein er rupfte Huͤhner und Enten ab, ſpaltete Kaffee und Bratenholz und die Braten ſelbſt, kredenzte am Sonnabend den Sonntag und dekretirte und vollzog in der blauen Schuͤrze ſeiner Schwiegermutter funfzig Kuͤchen-Re¬ glements und ſprang, den Kopf mit Papillotten gehoͤrnt und das Haar wie einen Eichhoͤrnchen¬ ſchwanz emporgebunden, hinten und vornen und uͤberall herum: „denn ich mache nicht alle Sonn¬ tage Hochzeit“ ſagt' er. D d 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/429>, abgerufen am 22.11.2024.