Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.fen erschrack sie so lange bis sie mit einem unge¬ "Ich dachte, Ihr Bruder wäre ein weitläuf¬ fen erſchrack ſie ſo lange bis ſie mit einem unge¬ „Ich dachte, Ihr Bruder waͤre ein weitlaͤuf¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0044" n="34"/> fen erſchrack ſie ſo lange bis ſie mit einem unge¬<lb/> zwungnen Blick uͤber den Ruͤcken des Bildes herun¬<lb/> tergeglitſcht war und keinen Namen darauf gefun¬<lb/> den hatte. Von ſolchen Erdſtaͤubchen haͤngt das Pochen<lb/> des menſchlichen Herzens oft ab: den Zentnerdruck<lb/> der ganzen Lebens-Atmoſphaͤre traͤgt und hebt es,<lb/> allein unter dem ſchwuͤlen Athem einer geſellſchaft¬<lb/> lichen Verlegenheit faͤllt es kraftlos zuſammen.<lb/> Wer nicht hat wohin er ſein <hi rendition="#g">Haupt</hi> hinlege, lei¬<lb/> det oft kleinere Pein als der nicht hat wo er ſeine<lb/> — <hi rendition="#g">Hand</hi> hinlege.</p><lb/> <p>„Ich dachte, Ihr Bruder waͤre ein weitlaͤuf¬<lb/> tiger Verwandter von Ihnen“ ſagte die Reſidentin<lb/> vielleicht boshaft-doppelſinnig, um ſie in die Wahl<lb/> irgend eines Sinnes zu verſtricken: allerdings ſtan¬<lb/> den der Bouſe alle Worte, Ideen und Glieder ſo<lb/> behend zu Gebot, daß die <hi rendition="#g">Kraft</hi> in Beatens und<lb/> Guſtavs Verſtand und Tugend kaum wie in der<lb/> Mechanik <choice><sic>zureichten</sic><corr>zureichte</corr></choice>, die <hi rendition="#g">Geſchwindigkeit</hi> zu<lb/> erſetzen. Aber Beata erzaͤhlte ſtandhaft, ohne Ent¬<lb/> ſchuldigung, ohne Uebergaͤnge alles von dieſen Por¬<lb/> traits was die Leſer aus meinem Munde wiſſen.<lb/> Guſtav haͤtt' eine ſolche Erzaͤhlung nicht liefern koͤn¬<lb/> nen. Die Nachricht, wie es in der Reſidentin<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0044]
fen erſchrack ſie ſo lange bis ſie mit einem unge¬
zwungnen Blick uͤber den Ruͤcken des Bildes herun¬
tergeglitſcht war und keinen Namen darauf gefun¬
den hatte. Von ſolchen Erdſtaͤubchen haͤngt das Pochen
des menſchlichen Herzens oft ab: den Zentnerdruck
der ganzen Lebens-Atmoſphaͤre traͤgt und hebt es,
allein unter dem ſchwuͤlen Athem einer geſellſchaft¬
lichen Verlegenheit faͤllt es kraftlos zuſammen.
Wer nicht hat wohin er ſein Haupt hinlege, lei¬
det oft kleinere Pein als der nicht hat wo er ſeine
— Hand hinlege.
„Ich dachte, Ihr Bruder waͤre ein weitlaͤuf¬
tiger Verwandter von Ihnen“ ſagte die Reſidentin
vielleicht boshaft-doppelſinnig, um ſie in die Wahl
irgend eines Sinnes zu verſtricken: allerdings ſtan¬
den der Bouſe alle Worte, Ideen und Glieder ſo
behend zu Gebot, daß die Kraft in Beatens und
Guſtavs Verſtand und Tugend kaum wie in der
Mechanik zureichte, die Geſchwindigkeit zu
erſetzen. Aber Beata erzaͤhlte ſtandhaft, ohne Ent¬
ſchuldigung, ohne Uebergaͤnge alles von dieſen Por¬
traits was die Leſer aus meinem Munde wiſſen.
Guſtav haͤtt' eine ſolche Erzaͤhlung nicht liefern koͤn¬
nen. Die Nachricht, wie es in der Reſidentin
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