Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

vor einigen Tagen das Diplom eingelaufen,
das unsern Wehrfriz zum Landschaftsdirektor
installirte, und das man als ein Pathenge¬
schenk des Geburtstages auf heute aufhob.

Aber kaum fuhr Wehrfriz hinter dem
Schloßgarten, so trat Alban mit seinem Pro¬
jekte hervor, und berichtete, er wolle den gan¬
zen Feiertag droben im einsamen Schießhäus¬
lein versitzen; denn er spielte gern allein, und
ein elterlicher Gast war ihm lieber, als ein
Spielknabe. Die Weiber gleichen dem Pater
Lodoli, der (nach Lamberts Tagebuche) nichts
so mied, als das Wörtchen Ja; wenigstens
sagen sie es erst nach dem Nein. Die Pflege¬
mutter (ich will aber künftig bei ihr und der
Pflegeschwester Rabette das verdrießliche
Pflege wegstreichen) sagte ohne Bedenken
Nein, ob sie gleich wußte, daß sie noch keines
gegen den Trotzkopf durchgesetzt. -- Dann ent¬
lehnte sie sehr gute Dehortatorien vom Willen
des Landschaftsdirektors, und hieß ihn beden¬
ken -- dann schlug sich die rothbackige gutmei¬
nende Rabette zum Bruder, und bat mit, ohne
zu wissen warum -- dann betheuerte Albine

J 2

vor einigen Tagen das Diplom eingelaufen,
das unſern Wehrfriz zum Landſchaftsdirektor
inſtallirte, und das man als ein Pathenge¬
ſchenk des Geburtstages auf heute aufhob.

Aber kaum fuhr Wehrfriz hinter dem
Schloßgarten, ſo trat Alban mit ſeinem Pro¬
jekte hervor, und berichtete, er wolle den gan¬
zen Feiertag droben im einſamen Schießhäus¬
lein verſitzen; denn er ſpielte gern allein, und
ein elterlicher Gaſt war ihm lieber, als ein
Spielknabe. Die Weiber gleichen dem Pater
Lodoli, der (nach Lamberts Tagebuche) nichts
ſo mied, als das Wörtchen Ja; wenigſtens
ſagen ſie es erſt nach dem Nein. Die Pflege¬
mutter (ich will aber künftig bei ihr und der
Pflegeſchweſter Rabette das verdrießliche
Pflege wegſtreichen) ſagte ohne Bedenken
Nein, ob ſie gleich wußte, daß ſie noch keines
gegen den Trotzkopf durchgeſetzt. — Dann ent¬
lehnte ſie ſehr gute Dehortatorien vom Willen
des Landſchaftsdirektors, und hieß ihn beden¬
ken — dann ſchlug ſich die rothbackige gutmei¬
nende Rabette zum Bruder, und bat mit, ohne
zu wiſſen warum — dann betheuerte Albine

J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0151" n="131"/>
vor einigen Tagen das Diplom eingelaufen,<lb/>
das un&#x017F;ern Wehrfriz zum Land&#x017F;chaftsdirektor<lb/>
in&#x017F;tallirte, und das man als ein Pathenge¬<lb/>
&#x017F;chenk des Geburtstages auf heute aufhob.</p><lb/>
          <p>Aber kaum fuhr Wehrfriz hinter dem<lb/>
Schloßgarten, &#x017F;o trat Alban mit &#x017F;einem Pro¬<lb/>
jekte hervor, und berichtete, er wolle den gan¬<lb/>
zen Feiertag droben im ein&#x017F;amen Schießhäus¬<lb/>
lein ver&#x017F;itzen; denn er &#x017F;pielte gern allein, und<lb/>
ein elterlicher Ga&#x017F;t war ihm lieber, als ein<lb/>
Spielknabe. Die Weiber gleichen dem Pater<lb/>
Lodoli, der (nach Lamberts Tagebuche) nichts<lb/>
&#x017F;o mied, als das Wörtchen Ja; wenig&#x017F;tens<lb/>
&#x017F;agen &#x017F;ie es er&#x017F;t nach dem Nein. Die Pflege¬<lb/>
mutter (ich will aber künftig bei ihr und der<lb/><hi rendition="#g">Pflege</hi>&#x017F;chwe&#x017F;ter Rabette das verdrießliche<lb/><hi rendition="#g">Pflege</hi> weg&#x017F;treichen) &#x017F;agte ohne Bedenken<lb/>
Nein, ob &#x017F;ie gleich wußte, daß &#x017F;ie noch keines<lb/>
gegen den Trotzkopf durchge&#x017F;etzt. &#x2014; Dann ent¬<lb/>
lehnte &#x017F;ie &#x017F;ehr gute Dehortatorien vom Willen<lb/>
des Land&#x017F;chaftsdirektors, und hieß ihn beden¬<lb/>
ken &#x2014; dann &#x017F;chlug &#x017F;ich die rothbackige gutmei¬<lb/>
nende Rabette zum Bruder, und bat mit, ohne<lb/>
zu wi&#x017F;&#x017F;en warum &#x2014; dann betheuerte Albine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0151] vor einigen Tagen das Diplom eingelaufen, das unſern Wehrfriz zum Landſchaftsdirektor inſtallirte, und das man als ein Pathenge¬ ſchenk des Geburtstages auf heute aufhob. Aber kaum fuhr Wehrfriz hinter dem Schloßgarten, ſo trat Alban mit ſeinem Pro¬ jekte hervor, und berichtete, er wolle den gan¬ zen Feiertag droben im einſamen Schießhäus¬ lein verſitzen; denn er ſpielte gern allein, und ein elterlicher Gaſt war ihm lieber, als ein Spielknabe. Die Weiber gleichen dem Pater Lodoli, der (nach Lamberts Tagebuche) nichts ſo mied, als das Wörtchen Ja; wenigſtens ſagen ſie es erſt nach dem Nein. Die Pflege¬ mutter (ich will aber künftig bei ihr und der Pflegeſchweſter Rabette das verdrießliche Pflege wegſtreichen) ſagte ohne Bedenken Nein, ob ſie gleich wußte, daß ſie noch keines gegen den Trotzkopf durchgeſetzt. — Dann ent¬ lehnte ſie ſehr gute Dehortatorien vom Willen des Landſchaftsdirektors, und hieß ihn beden¬ ken — dann ſchlug ſich die rothbackige gutmei¬ nende Rabette zum Bruder, und bat mit, ohne zu wiſſen warum — dann betheuerte Albine J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/151
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/151>, abgerufen am 22.11.2024.