ter dem Sanggitter der Brust, an seine fernen Länder und Zeiten erinnern, und ihn damit wehmüthig machen, als so die mit rothen Dä¬ chern buntgefleckte Landschaft vor ihm ihre weißen leuchtenden Steine und Teiche wie Licht- Magnete und Sonnensplitter auslegte -- als der lange graue Straßendamm nach Linden¬ stadt, deren Prospekte im Sommerstübchen hiengen und wovon zwei Thurmspitzen oben aus dem Gebirge keimten, vor ihm die fernen Wanderer hinauftrug in die für ihn geschlos¬ sene Stadt -- und als ja alles nach Westen flog, die vorbeizischenden Tauben, die über die Saaten wogten, und die Wolkenschatten, die leicht über hohe Gärten wegliefen. . . . . Ach das jüngste Herz hat die Wogen des ältesten, nur ohne das Senkblei, das ihre Tiefe misset! -- -- Das gelehrte Deutschland macht sich, merk' ich, seit mehrern Zykeln, auf große Fata und Fatalitäten gefaßt, die diesem Sonnentage mei¬ nes Helden die nöthige Würde geben; ich, der sie am ersten wissen müßte, weiß gegenwärtig noch von keinen. Aus der Kindheit -- ach aus jedem Alter -- bleiben unserm Herzen oft
ter dem Sanggitter der Bruſt, an ſeine fernen Länder und Zeiten erinnern, und ihn damit wehmüthig machen, als ſo die mit rothen Dä¬ chern buntgefleckte Landſchaft vor ihm ihre weißen leuchtenden Steine und Teiche wie Licht- Magnete und Sonnenſplitter auslegte — als der lange graue Straßendamm nach Linden¬ ſtadt, deren Proſpekte im Sommerſtübchen hiengen und wovon zwei Thurmſpitzen oben aus dem Gebirge keimten, vor ihm die fernen Wanderer hinauftrug in die für ihn geſchlos¬ ſene Stadt — und als ja alles nach Weſten flog, die vorbeiziſchenden Tauben, die über die Saaten wogten, und die Wolkenſchatten, die leicht über hohe Gärten wegliefen. . . . . Ach das jüngſte Herz hat die Wogen des älteſten, nur ohne das Senkblei, das ihre Tiefe miſſet! — — Das gelehrte Deutſchland macht ſich, merk' ich, ſeit mehrern Zykeln, auf große Fata und Fatalitäten gefaßt, die dieſem Sonnentage mei¬ nes Helden die nöthige Würde geben; ich, der ſie am erſten wiſſen müßte, weiß gegenwärtig noch von keinen. Aus der Kindheit — ach aus jedem Alter — bleiben unſerm Herzen oft
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ter dem Sanggitter der Bruſt, an ſeine fernen
Länder und Zeiten erinnern, und ihn damit
wehmüthig machen, als ſo die mit rothen Dä¬
chern buntgefleckte Landſchaft vor ihm ihre
weißen leuchtenden Steine und Teiche wie Licht-
Magnete und Sonnenſplitter auslegte — als
der lange graue Straßendamm nach Linden¬
ſtadt, deren Proſpekte im Sommerſtübchen
hiengen und wovon zwei Thurmſpitzen oben
aus dem Gebirge keimten, vor ihm die fernen
Wanderer hinauftrug in die für ihn geſchlos¬
ſene Stadt — und als ja alles nach Weſten
flog, die vorbeiziſchenden Tauben, die über die
Saaten wogten, und die Wolkenſchatten, die
leicht über hohe Gärten wegliefen. . . . . Ach das
jüngſte Herz hat die Wogen des älteſten, nur
ohne das Senkblei, das ihre Tiefe miſſet! —
— Das gelehrte Deutſchland macht ſich, merk'
ich, ſeit mehrern Zykeln, auf große Fata und
Fatalitäten gefaßt, die dieſem Sonnentage mei¬
nes Helden die nöthige Würde geben; ich, der
ſie am erſten wiſſen müßte, weiß gegenwärtig
noch von keinen. Aus der Kindheit — ach
aus jedem Alter — bleiben unſerm Herzen oft
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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/159>, abgerufen am 23.11.2024.
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