abgeschliffen, innen aber verdammt borstig an¬ zufühlen sind. So gewiß werden den feinsten Mann vom Lande immer wenigstens Prinzen und Minister überlisten, die zehn Jahr alt sind, -- gesetzt auch, er nehm' es leichter mit ihren Vätern auf.
Als Wehrfriz seinen Pflegesohn auf dem Schreckhorne horsten sah, und den Schachtelma¬ gister unten, der hinaufschauete! so bildete er sich ein, der Instruktor hab' es veranstaltet; und fieng laut an, ihm aus dem zugesperrten Wagen einen kleinen Himmel voll Donner¬ wetter und Donnerschläge auf den Hals zu fluchen. Der verfolgte Wehmeier fieng auf dem Berge auch an, laut zum Schreckhorne hin¬ aufzuzanken, um dem Direktor darzuthun, daß er seines Amtes warte und mit dem Hammer des Gesetzes als mit einem bildenden Tiefham¬ mer so gut wie einer am Zögling schmiede. Die Soldatenfrau rang die Hände -- die Knechte stellten sich zur Kreuzesabnehmung an -- der arme glühende Kleine zog sein Messer und rief herab: "er schneide sich gleich los und "werfe sich hinab, sobald einer jetzt die Stange
abgeſchliffen, innen aber verdammt borſtig an¬ zufühlen ſind. So gewiß werden den feinſten Mann vom Lande immer wenigſtens Prinzen und Miniſter überliſten, die zehn Jahr alt ſind, — geſetzt auch, er nehm' es leichter mit ihren Vätern auf.
Als Wehrfriz ſeinen Pflegeſohn auf dem Schreckhorne horſten ſah, und den Schachtelma¬ giſter unten, der hinaufſchauete! ſo bildete er ſich ein, der Inſtruktor hab' es veranſtaltet; und fieng laut an, ihm aus dem zugeſperrten Wagen einen kleinen Himmel voll Donner¬ wetter und Donnerſchläge auf den Hals zu fluchen. Der verfolgte Wehmeier fieng auf dem Berge auch an, laut zum Schreckhorne hin¬ aufzuzanken, um dem Direktor darzuthun, daß er ſeines Amtes warte und mit dem Hammer des Geſetzes als mit einem bildenden Tiefham¬ mer ſo gut wie einer am Zögling ſchmiede. Die Soldatenfrau rang die Hände — die Knechte ſtellten ſich zur Kreuzesabnehmung an — der arme glühende Kleine zog ſein Meſſer und rief herab: „er ſchneide ſich gleich los und „werfe ſich hinab, ſobald einer jetzt die Stange
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0170"n="150"/>
abgeſchliffen, innen aber verdammt borſtig an¬<lb/>
zufühlen ſind. So gewiß werden den feinſten<lb/>
Mann vom Lande immer wenigſtens Prinzen<lb/>
und Miniſter überliſten, die zehn Jahr alt ſind,<lb/>— geſetzt auch, er nehm' es leichter mit ihren<lb/>
Vätern auf.</p><lb/><p>Als Wehrfriz ſeinen Pflegeſohn auf dem<lb/>
Schreckhorne horſten ſah, und den Schachtelma¬<lb/>
giſter unten, der hinaufſchauete! ſo bildete er<lb/>ſich ein, der Inſtruktor hab' es veranſtaltet;<lb/>
und fieng laut an, ihm aus dem zugeſperrten<lb/>
Wagen einen kleinen Himmel voll Donner¬<lb/>
wetter und Donnerſchläge auf den Hals zu<lb/>
fluchen. Der verfolgte Wehmeier fieng auf<lb/>
dem Berge auch an, laut zum Schreckhorne hin¬<lb/>
aufzuzanken, um dem Direktor darzuthun, daß<lb/>
er ſeines Amtes warte und mit dem Hammer<lb/>
des Geſetzes als mit einem bildenden Tiefham¬<lb/>
mer ſo gut wie einer am Zögling ſchmiede.<lb/>
Die Soldatenfrau rang die Hände — die<lb/>
Knechte ſtellten ſich zur Kreuzesabnehmung an<lb/>— der arme glühende Kleine zog ſein Meſſer<lb/>
und rief herab: „er ſchneide ſich gleich los und<lb/>„werfe ſich hinab, ſobald einer jetzt die Stange<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[150/0170]
abgeſchliffen, innen aber verdammt borſtig an¬
zufühlen ſind. So gewiß werden den feinſten
Mann vom Lande immer wenigſtens Prinzen
und Miniſter überliſten, die zehn Jahr alt ſind,
— geſetzt auch, er nehm' es leichter mit ihren
Vätern auf.
Als Wehrfriz ſeinen Pflegeſohn auf dem
Schreckhorne horſten ſah, und den Schachtelma¬
giſter unten, der hinaufſchauete! ſo bildete er
ſich ein, der Inſtruktor hab' es veranſtaltet;
und fieng laut an, ihm aus dem zugeſperrten
Wagen einen kleinen Himmel voll Donner¬
wetter und Donnerſchläge auf den Hals zu
fluchen. Der verfolgte Wehmeier fieng auf
dem Berge auch an, laut zum Schreckhorne hin¬
aufzuzanken, um dem Direktor darzuthun, daß
er ſeines Amtes warte und mit dem Hammer
des Geſetzes als mit einem bildenden Tiefham¬
mer ſo gut wie einer am Zögling ſchmiede.
Die Soldatenfrau rang die Hände — die
Knechte ſtellten ſich zur Kreuzesabnehmung an
— der arme glühende Kleine zog ſein Meſſer
und rief herab: „er ſchneide ſich gleich los und
„werfe ſich hinab, ſobald einer jetzt die Stange
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/170>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.