frühern Jobelperioden anlangt, so mußte unser so unerfahrner Herkules, den der blanke Dolch des Kato blendete, einem so verwandten Hera¬ kliden den Schuß als eine seiner tragischen 12 Arbeiten anrechnen. -- Der Lehnprobst Ha¬ fenreffer erzählt sogar, Albano habe einmal mit dem Wiener, der längst aus einem Schul¬ lehrer zu einem Schulkameraden herunter war, über die schönsten Todesarten gestritten und sey gegen den sanften Falterle, der sich für den Schlaftrunk erklärte, auf Roquairols Seite ge¬ treten, sogar mit dem stärkern Zusatze: "am "liebsten stieg' er auf einen Thurm und zöge "den Wetterstrahl auf seinen Kopf!" -- Im letztern zeigt er das hohe Gefühl der Alten, die den Donnertod für keine Verdammniß, sondern für eine Vergötterung hielten; sollt' aber nicht der Körper etwas dabei thun, da seine Ellen¬ bogen und seine Haare oft im Finstern elektri¬ sches Feuer aussprühen und sein Kopf in der Wiege mehrmals einen heiligen Zirkel aus¬ strahlt? Der Lehnprobst ist sehr dafür. -- --
Albano konnte sein feuriges Herz am Ende nicht anders kühlen als daß er Papier nahm
frühern Jobelperioden anlangt, ſo mußte unſer ſo unerfahrner Herkules, den der blanke Dolch des Kato blendete, einem ſo verwandten Hera¬ kliden den Schuß als eine ſeiner tragiſchen 12 Arbeiten anrechnen. — Der Lehnprobſt Ha¬ fenreffer erzählt ſogar, Albano habe einmal mit dem Wiener, der längſt aus einem Schul¬ lehrer zu einem Schulkameraden herunter war, über die ſchönſten Todesarten geſtritten und ſey gegen den ſanften Falterle, der ſich für den Schlaftrunk erklärte, auf Roquairols Seite ge¬ treten, ſogar mit dem ſtärkern Zuſatze: „am „liebſten ſtieg' er auf einen Thurm und zöge „den Wetterſtrahl auf ſeinen Kopf!“ — Im letztern zeigt er das hohe Gefühl der Alten, die den Donnertod für keine Verdammniß, ſondern für eine Vergötterung hielten; ſollt' aber nicht der Körper etwas dabei thun, da ſeine Ellen¬ bogen und ſeine Haare oft im Finſtern elektri¬ ſches Feuer ausſprühen und ſein Kopf in der Wiege mehrmals einen heiligen Zirkel aus¬ ſtrahlt? Der Lehnprobſt iſt ſehr dafür. — —
Albano konnte ſein feuriges Herz am Ende nicht anders kühlen als daß er Papier nahm
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[202/0222]
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ſo unerfahrner Herkules, den der blanke Dolch
des Kato blendete, einem ſo verwandten Hera¬
kliden den Schuß als eine ſeiner tragiſchen
12 Arbeiten anrechnen. — Der Lehnprobſt Ha¬
fenreffer erzählt ſogar, Albano habe einmal
mit dem Wiener, der längſt aus einem Schul¬
lehrer zu einem Schulkameraden herunter war,
über die ſchönſten Todesarten geſtritten und
ſey gegen den ſanften Falterle, der ſich für den
Schlaftrunk erklärte, auf Roquairols Seite ge¬
treten, ſogar mit dem ſtärkern Zuſatze: „am
„liebſten ſtieg' er auf einen Thurm und zöge
„den Wetterſtrahl auf ſeinen Kopf!“ — Im
letztern zeigt er das hohe Gefühl der Alten, die
den Donnertod für keine Verdammniß, ſondern
für eine Vergötterung hielten; ſollt' aber nicht
der Körper etwas dabei thun, da ſeine Ellen¬
bogen und ſeine Haare oft im Finſtern elektri¬
ſches Feuer ausſprühen und ſein Kopf in der
Wiege mehrmals einen heiligen Zirkel aus¬
ſtrahlt? Der Lehnprobſt iſt ſehr dafür. — —
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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/222>, abgerufen am 28.11.2024.
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