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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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Dian füllte das Faß auf.

Er kam in jeder Woche aus der Stadt,
als hätt' er das Einhämmern der Kirche so
gut nach Rissen zu ordnen als ihr Aufmauern.
Ein Jüngling, der den ersten Griechen sieht,
kanns anfangs gar nicht recht glauben, er
hält ihn für klassisch-verklärt und für einen ge¬
druckten Bogen aus dem Plutarch. Wenn ihm
nun gar das Herz so brennt wie meinem, und
wenn sein Grieche noch dazu ein spartischer
Nachkömmling ist wie Dian, nämlich ein un¬
besiegter Mainotte, der im klassischen Dop¬
pelchore der ästhetischen Singschule, in Ati¬
niah
(Athen) und Roma erzogen worden:
so ist es natürlich daß der begeisterte Jüngling
jeden Tag in den Staub- und Moder-Wolken
des fallenden Kirchengemäuers steht und dar¬
auf wartet, ob sein Heerführer hinter der Wol¬
kensäule vortrete.

Dian begleitete den Geliebten auf seine
Spaziergänge -- las oft halbe Nächte mit ihm
-- und nahm ihn auf die architektonischen
Landreisen mit, die er immer zu machen hatte.
Er führte ihn mit begeisterter Ehrfurcht in die

Dian füllte das Faß auf.

Er kam in jeder Woche aus der Stadt,
als hätt' er das Einhämmern der Kirche ſo
gut nach Riſſen zu ordnen als ihr Aufmauern.
Ein Jüngling, der den erſten Griechen ſieht,
kanns anfangs gar nicht recht glauben, er
hält ihn für klaſſiſch-verklärt und für einen ge¬
druckten Bogen aus dem Plutarch. Wenn ihm
nun gar das Herz ſo brennt wie meinem, und
wenn ſein Grieche noch dazu ein ſpartiſcher
Nachkömmling iſt wie Dian, nämlich ein un¬
beſiegter Mainotte, der im klaſſiſchen Dop¬
pelchore der äſthetiſchen Singſchule, in Ati¬
niah
(Athen) und Roma erzogen worden:
ſo iſt es natürlich daß der begeiſterte Jüngling
jeden Tag in den Staub- und Moder-Wolken
des fallenden Kirchengemäuers ſteht und dar¬
auf wartet, ob ſein Heerführer hinter der Wol¬
kenſäule vortrete.

Dian begleitete den Geliebten auf ſeine
Spaziergänge — las oft halbe Nächte mit ihm
— und nahm ihn auf die architektoniſchen
Landreiſen mit, die er immer zu machen hatte.
Er führte ihn mit begeiſterter Ehrfurcht in die

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[251/0271] Dian füllte das Faß auf. Er kam in jeder Woche aus der Stadt, als hätt' er das Einhämmern der Kirche ſo gut nach Riſſen zu ordnen als ihr Aufmauern. Ein Jüngling, der den erſten Griechen ſieht, kanns anfangs gar nicht recht glauben, er hält ihn für klaſſiſch-verklärt und für einen ge¬ druckten Bogen aus dem Plutarch. Wenn ihm nun gar das Herz ſo brennt wie meinem, und wenn ſein Grieche noch dazu ein ſpartiſcher Nachkömmling iſt wie Dian, nämlich ein un¬ beſiegter Mainotte, der im klaſſiſchen Dop¬ pelchore der äſthetiſchen Singſchule, in Ati¬ niah (Athen) und Roma erzogen worden: ſo iſt es natürlich daß der begeiſterte Jüngling jeden Tag in den Staub- und Moder-Wolken des fallenden Kirchengemäuers ſteht und dar¬ auf wartet, ob ſein Heerführer hinter der Wol¬ kenſäule vortrete. Dian begleitete den Geliebten auf ſeine Spaziergänge — las oft halbe Nächte mit ihm — und nahm ihn auf die architektoniſchen Landreiſen mit, die er immer zu machen hatte. Er führte ihn mit begeiſterter Ehrfurcht in die

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/271>, abgerufen am 24.11.2024.