Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.wagen die Landstraße daher, und an den Sei¬ Betrachtet das erhitzte Gesicht meines Helden, wagen die Landſtraße daher, und an den Sei¬ Betrachtet das erhitzte Geſicht meines Helden, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0291" n="271"/> wagen die Landſtraße daher, und an den Sei¬<lb/> ten des Weges graſeten geſchorne Schaafe unter<lb/> dem warmen Schatten der fetten hellen Linden¬<lb/> knoſpen — und über alle dieſe Maſſen ſchwebte<lb/> das Mittagsgeläute aus den lieben vertrauten<lb/> Thürmen, (dieſen Reſten und Leuchtthürmen<lb/> aus ſeiner dunklern Zeit) gleichſam verknüpfend<lb/> und beſeelend und rief die Menſchen freundlich<lb/> zuſammen.</p><lb/> <p>Betrachtet das erhitzte Geſicht meines Helden,<lb/> der endlich in die offnen aus Sonnentempeln ge¬<lb/> baueten Gaſſen einreitet, wo ja vor jedem langen<lb/> Fenſter, auf jedem Balkon Liane ſtehen kann —<lb/> wo ſich die lügneriſchen oder prophetiſchen Räth¬<lb/> ſel von <hi rendition="#aq">Isola bella</hi> entwickeln müſſen — wo ſich<lb/> alle Hausgötter und Hausparzen ſeiner nächſten<lb/> Zukunft verſtecken — wo nun der Montblanc des<lb/> Hofes und die Alpen des Parnaſſes, die er beide<lb/> zu beſteigen hat, dicht mit ihrem Fuße an ihm<lb/> liegen. — — Mich hätt' es in etwas beklom¬<lb/> men; aber im Jünglinge zumal vor dem<lb/> Kronleuchter der Sonne loderte ein Leuchtre¬<lb/> gen nieder. O wenn der Morgenwind der<lb/> Jugend weht: ſo ſteht die innere Merkurius¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0291]
wagen die Landſtraße daher, und an den Sei¬
ten des Weges graſeten geſchorne Schaafe unter
dem warmen Schatten der fetten hellen Linden¬
knoſpen — und über alle dieſe Maſſen ſchwebte
das Mittagsgeläute aus den lieben vertrauten
Thürmen, (dieſen Reſten und Leuchtthürmen
aus ſeiner dunklern Zeit) gleichſam verknüpfend
und beſeelend und rief die Menſchen freundlich
zuſammen.
Betrachtet das erhitzte Geſicht meines Helden,
der endlich in die offnen aus Sonnentempeln ge¬
baueten Gaſſen einreitet, wo ja vor jedem langen
Fenſter, auf jedem Balkon Liane ſtehen kann —
wo ſich die lügneriſchen oder prophetiſchen Räth¬
ſel von Isola bella entwickeln müſſen — wo ſich
alle Hausgötter und Hausparzen ſeiner nächſten
Zukunft verſtecken — wo nun der Montblanc des
Hofes und die Alpen des Parnaſſes, die er beide
zu beſteigen hat, dicht mit ihrem Fuße an ihm
liegen. — — Mich hätt' es in etwas beklom¬
men; aber im Jünglinge zumal vor dem
Kronleuchter der Sonne loderte ein Leuchtre¬
gen nieder. O wenn der Morgenwind der
Jugend weht: ſo ſteht die innere Merkurius¬
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/291>, abgerufen am 17.07.2024. |