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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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Der kurze untersetzte D. Sphex stand, als das
Kleeblatt anritt, neben einem langen Men¬
schen, der auf einer Steinbank saß und zwei
Klöppel über eine Kindertrommel in Bereit¬
schaft hielt. Auf ein Zeichen von Sphex schlug
der Lange auf seiner Trommel einen schwachen
Wirbel und der Doktor sagte gelassen zu ihm:
Strauchdieb! Ob sich gleich Sphex ein wenig
gegen die lauten Reiter umdrehte, so ließ er
doch bald im Wirbeln fortfahren und sagte:
Range! -- mußt' aber unter dem letzten
Schlage nur eilig einschalten: Racker!

Die Reiter saßen ab, der Doktor führte
sie ohne Zeremonie ins Haus, nachdem er dem
Trommler einen Wink mit der Hand gegeben,
sich nicht zu regen. Er machte ihnen ihre vier
oder zwölf Pfähle auf und sagte kalt: "treten
"Sie in Ihre drei Kavitäten." Albano zog
aus dem warmen Glanze des Tages in den
kühlen purpurnen Erebus seines rothverhang¬
nen Zimmers wie in einen Bildersaal malen¬
der Träume ein, gleichsam in die Silberhütte
für das dunkle Bergwerk des Lebens. Er fand
darin die geöffnete Hand seines reichen Vaters

Titan. I. S

Der kurze unterſetzte D. Sphex ſtand, als das
Kleeblatt anritt, neben einem langen Men¬
ſchen, der auf einer Steinbank ſaß und zwei
Klöppel über eine Kindertrommel in Bereit¬
ſchaft hielt. Auf ein Zeichen von Sphex ſchlug
der Lange auf ſeiner Trommel einen ſchwachen
Wirbel und der Doktor ſagte gelaſſen zu ihm:
Strauchdieb! Ob ſich gleich Sphex ein wenig
gegen die lauten Reiter umdrehte, ſo ließ er
doch bald im Wirbeln fortfahren und ſagte:
Range! — mußt' aber unter dem letzten
Schlage nur eilig einſchalten: Racker!

Die Reiter ſaßen ab, der Doktor führte
ſie ohne Zeremonie ins Haus, nachdem er dem
Trommler einen Wink mit der Hand gegeben,
ſich nicht zu regen. Er machte ihnen ihre vier
oder zwölf Pfähle auf und ſagte kalt: „treten
„Sie in Ihre drei Kavitäten.“ Albano zog
aus dem warmen Glanze des Tages in den
kühlen purpurnen Erebus ſeines rothverhang¬
nen Zimmers wie in einen Bilderſaal malen¬
der Träume ein, gleichſam in die Silberhütte
für das dunkle Bergwerk des Lebens. Er fand
darin die geöffnete Hand ſeines reichen Vaters

Titan. I. S
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[273/0293] Der kurze unterſetzte D. Sphex ſtand, als das Kleeblatt anritt, neben einem langen Men¬ ſchen, der auf einer Steinbank ſaß und zwei Klöppel über eine Kindertrommel in Bereit¬ ſchaft hielt. Auf ein Zeichen von Sphex ſchlug der Lange auf ſeiner Trommel einen ſchwachen Wirbel und der Doktor ſagte gelaſſen zu ihm: Strauchdieb! Ob ſich gleich Sphex ein wenig gegen die lauten Reiter umdrehte, ſo ließ er doch bald im Wirbeln fortfahren und ſagte: Range! — mußt' aber unter dem letzten Schlage nur eilig einſchalten: Racker! Die Reiter ſaßen ab, der Doktor führte ſie ohne Zeremonie ins Haus, nachdem er dem Trommler einen Wink mit der Hand gegeben, ſich nicht zu regen. Er machte ihnen ihre vier oder zwölf Pfähle auf und ſagte kalt: „treten „Sie in Ihre drei Kavitäten.“ Albano zog aus dem warmen Glanze des Tages in den kühlen purpurnen Erebus ſeines rothverhang¬ nen Zimmers wie in einen Bilderſaal malen¬ der Träume ein, gleichſam in die Silberhütte für das dunkle Bergwerk des Lebens. Er fand darin die geöffnete Hand ſeines reichen Vaters Titan. I. S

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/293>, abgerufen am 17.07.2024.