Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

neuerung des Briefadels d. h. des Wappens
leise den Kopf. "Haben die Jungen etwas am
"Siegel verletzt?" sagte Sphex. "Mein Va¬
"ter, (sagte lesend Albano, um eine bis nach
"außen reichende Erschütterung zu überdecken,
"worein ein Flug schwerer Gedanken plötzlich
"alle seine innern Zweige setzte) weiß den Tod
"des Fürsten auch schon." Da schüttelte Au¬
gusti noch mehr den Kopf; denn da sich vorhin
Spher vom Briefe auf einmal auf das fürst¬
liche Sterben versprang, so setzte dieser Sprung
fast die Lesung des erstern voraus. Der Leser
ziehe sich hiervon die Regel ab, daß er über
die Entfernung zweier Töne, zwischen welchen
die Leute vor ihm hüpfen, stutzen und daraus
auf den Leitton zwischen beiden rathen müsse,
den sie verstecken wollen.

Für den Grafen war es jetzt recht gut, daß
der Doktor den Hofmeistern ihre Zimmer anwies;
ach seine vom heutigen Tage schon schwankende
Seele wurde jetzt so heftig vom Inhalte des
Briefes erschüttert! --

neuerung des Briefadels d. h. des Wappens
leiſe den Kopf. „Haben die Jungen etwas am
„Siegel verletzt?“ ſagte Sphex. „Mein Va¬
„ter, (ſagte leſend Albano, um eine bis nach
„außen reichende Erſchütterung zu überdecken,
„worein ein Flug ſchwerer Gedanken plötzlich
„alle ſeine innern Zweige ſetzte) weiß den Tod
„des Fürſten auch ſchon.“ Da ſchüttelte Au¬
guſti noch mehr den Kopf; denn da ſich vorhin
Spher vom Briefe auf einmal auf das fürſt¬
liche Sterben verſprang, ſo ſetzte dieſer Sprung
faſt die Leſung des erſtern voraus. Der Leſer
ziehe ſich hiervon die Regel ab, daß er über
die Entfernung zweier Töne, zwiſchen welchen
die Leute vor ihm hüpfen, ſtutzen und daraus
auf den Leitton zwiſchen beiden rathen müſſe,
den ſie verſtecken wollen.

Für den Grafen war es jetzt recht gut, daß
der Doktor den Hofmeiſtern ihre Zimmer anwies;
ach ſeine vom heutigen Tage ſchon ſchwankende
Seele wurde jetzt ſo heftig vom Inhalte des
Briefes erſchüttert! —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0298" n="278"/>
neuerung des Briefadels d. h. des Wappens<lb/>
lei&#x017F;e den Kopf. &#x201E;Haben die Jungen etwas am<lb/>
&#x201E;Siegel verletzt?&#x201C; &#x017F;agte Sphex. &#x201E;Mein Va¬<lb/>
&#x201E;ter, (&#x017F;agte le&#x017F;end Albano, um eine bis nach<lb/>
&#x201E;außen reichende Er&#x017F;chütterung zu überdecken,<lb/>
&#x201E;worein ein Flug &#x017F;chwerer Gedanken plötzlich<lb/>
&#x201E;alle &#x017F;eine innern Zweige &#x017F;etzte) weiß den Tod<lb/>
&#x201E;des Für&#x017F;ten auch &#x017F;chon.&#x201C; Da &#x017F;chüttelte Au¬<lb/>
gu&#x017F;ti noch mehr den Kopf; denn da &#x017F;ich vorhin<lb/>
Spher vom Briefe auf einmal auf das für&#x017F;<lb/>
liche Sterben ver&#x017F;prang, &#x017F;o &#x017F;etzte die&#x017F;er Sprung<lb/>
fa&#x017F;t die Le&#x017F;ung des er&#x017F;tern voraus. Der Le&#x017F;er<lb/>
ziehe &#x017F;ich hiervon die Regel ab, daß er über<lb/>
die Entfernung zweier Töne, zwi&#x017F;chen welchen<lb/>
die Leute vor ihm hüpfen, &#x017F;tutzen und daraus<lb/>
auf den Leitton zwi&#x017F;chen beiden rathen mü&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
den &#x017F;ie ver&#x017F;tecken wollen.</p><lb/>
          <p>Für den Grafen war es jetzt recht gut, daß<lb/>
der Doktor den Hofmei&#x017F;tern ihre Zimmer anwies;<lb/>
ach &#x017F;eine vom heutigen Tage &#x017F;chon &#x017F;chwankende<lb/>
Seele wurde jetzt &#x017F;o heftig vom Inhalte des<lb/>
Briefes er&#x017F;chüttert! &#x2014;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0298] neuerung des Briefadels d. h. des Wappens leiſe den Kopf. „Haben die Jungen etwas am „Siegel verletzt?“ ſagte Sphex. „Mein Va¬ „ter, (ſagte leſend Albano, um eine bis nach „außen reichende Erſchütterung zu überdecken, „worein ein Flug ſchwerer Gedanken plötzlich „alle ſeine innern Zweige ſetzte) weiß den Tod „des Fürſten auch ſchon.“ Da ſchüttelte Au¬ guſti noch mehr den Kopf; denn da ſich vorhin Spher vom Briefe auf einmal auf das fürſt¬ liche Sterben verſprang, ſo ſetzte dieſer Sprung faſt die Leſung des erſtern voraus. Der Leſer ziehe ſich hiervon die Regel ab, daß er über die Entfernung zweier Töne, zwiſchen welchen die Leute vor ihm hüpfen, ſtutzen und daraus auf den Leitton zwiſchen beiden rathen müſſe, den ſie verſtecken wollen. Für den Grafen war es jetzt recht gut, daß der Doktor den Hofmeiſtern ihre Zimmer anwies; ach ſeine vom heutigen Tage ſchon ſchwankende Seele wurde jetzt ſo heftig vom Inhalte des Briefes erſchüttert! —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/298
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/298>, abgerufen am 24.11.2024.