Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.der Ehre, der Liebe, des Mitleidens machten *) Das ewige Prickeln der empfindlichern Finger-
Nerven durch Strick- Lambour- u. a. Nadeln macht vielleicht so gut wie das Berühren der Harmonikaglocken, durch Reizen nervenschwach. der Ehre, der Liebe, des Mitleidens machten *) Das ewige Prickeln der empfindlichern Finger-
Nerven durch Strick- Lambour- u. a. Nadeln macht vielleicht ſo gut wie das Berühren der Harmonikaglocken, durch Reizen nervenſchwach. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0338" n="318"/> der Ehre, der Liebe, des Mitleidens machten<lb/> den Phyſikus nie warm und er behielt ſeinen<lb/> Überzug aus Glatteis an; aber Störungen<lb/> ſeiner Kuren erhitzten ihn bis zum Zerſpringen;<lb/> und ſo ſind wir alle Springgläſer, die den<lb/> Hammer vertragen und nicht eher in tauſend<lb/> Splitter zerfahren als bis man die kleine Spitze<lb/> abbricht; bei Achilles wars die Ferſe, bei Sphexen<lb/> der Arznei-<hi rendition="#aq">D</hi>. Ringfinger, bei mir der Schreib¬<lb/> finger. Der Doktor ſchüttete nun ſein Herz aus,<lb/> wie einige ihre Gallenblaſe nennen; er ſchwur<lb/> bei allen Teufeln, er habe mehr für ſie gethan<lb/> als jeder Arzt — er hab' es aber ſchon vorausge¬<lb/> wußt, daß eine ſo dumme Erziehung bloß für<lb/> das Schönausſehen und Beten und Leſen und<lb/> Singen eine verdammte Wirthſchaft wäre —<lb/> er, hätte gern oft die Harmonikaglocken und<lb/> Tambournadeln<note place="foot" n="*)">Das ewige Prickeln der empfindlichern Finger-<lb/> Nerven durch Strick- Lambour- u. a. Nadeln<lb/> macht vielleicht ſo gut wie das Berühren der<lb/> Harmonikaglocken, durch Reizen nervenſchwach.<lb/></note> zerbrochen — er habe oft<lb/> die <choice><sic>Muttter</sic><corr>Mutter</corr></choice> ohne Schonen auf Lianens ſoge¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [318/0338]
der Ehre, der Liebe, des Mitleidens machten
den Phyſikus nie warm und er behielt ſeinen
Überzug aus Glatteis an; aber Störungen
ſeiner Kuren erhitzten ihn bis zum Zerſpringen;
und ſo ſind wir alle Springgläſer, die den
Hammer vertragen und nicht eher in tauſend
Splitter zerfahren als bis man die kleine Spitze
abbricht; bei Achilles wars die Ferſe, bei Sphexen
der Arznei-D. Ringfinger, bei mir der Schreib¬
finger. Der Doktor ſchüttete nun ſein Herz aus,
wie einige ihre Gallenblaſe nennen; er ſchwur
bei allen Teufeln, er habe mehr für ſie gethan
als jeder Arzt — er hab' es aber ſchon vorausge¬
wußt, daß eine ſo dumme Erziehung bloß für
das Schönausſehen und Beten und Leſen und
Singen eine verdammte Wirthſchaft wäre —
er, hätte gern oft die Harmonikaglocken und
Tambournadeln *) zerbrochen — er habe oft
die Mutter ohne Schonen auf Lianens ſoge¬
*) Das ewige Prickeln der empfindlichern Finger-
Nerven durch Strick- Lambour- u. a. Nadeln
macht vielleicht ſo gut wie das Berühren der
Harmonikaglocken, durch Reizen nervenſchwach.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/338>, abgerufen am 16.07.2024. |