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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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Kinde einzog. Kurz durch diesen Kreuz¬
zug hinter dem Kreuzherrn Bouverot wird ein¬
mal -- wie öfters durch Kreuzzüge -- der Ho¬
henfliesser Fürstensessel offen zu rechter Zeit und
Haarhaar setzt sich darauf. -- --

Ich gestehe ungern, daß Albano anfangs
-- weil bei aller seiner Scharfsicht seine Rein¬
heit eben so groß war -- das Faktum nur ver¬
worren faßte, als ers aber begriff, wars für
ihn pharmazeutisches Manna, wie für
Schoppe israelitisches. "Der Kreuzherr,
"(sagte dieser,) trägt sein Kreuz nicht umsonst
"-- es thut ihm eben so viel Dienst wie den
"Häusern in Italien ein daran geschmiertes,
"es darf beide keine Seele anpissen, ob mans
"gleich in Rom vor jedem Vorzimmer mag." --

Nicht lange darnach giengen unsre drei
Freunde in der Stunde, wo die Wagen lär¬
mend zum Thee und Spiele rollen, auf der
Gasse, als man vor ihnen eine Sänfte mit dem
Sitze rückwärts, worin gleichwohl jemand
saß, vorübertrug. "Du heiliger Vater! (rief
"Schoppe,) da drinnen sitzt der leibhafte Ze¬
"fisio aus Rom, der mich irgend einmal

Kinde einzog. Kurz durch dieſen Kreuz¬
zug hinter dem Kreuzherrn Bouverot wird ein¬
mal — wie öfters durch Kreuzzüge — der Ho¬
henflieſſer Fürſtenſeſſel offen zu rechter Zeit und
Haarhaar ſetzt ſich darauf. — —

Ich geſtehe ungern, daß Albano anfangs
— weil bei aller ſeiner Scharfſicht ſeine Rein¬
heit eben ſo groß war — das Faktum nur ver¬
worren faßte, als ers aber begriff, wars für
ihn pharmazeutiſches Manna, wie für
Schoppe iſraelitiſches. „Der Kreuzherr,
„(ſagte dieſer,) trägt ſein Kreuz nicht umſonſt
„— es thut ihm eben ſo viel Dienſt wie den
„Häuſern in Italien ein daran geſchmiertes,
„es darf beide keine Seele anpiſſen, ob mans
„gleich in Rom vor jedem Vorzimmer mag.“ —

Nicht lange darnach giengen unſre drei
Freunde in der Stunde, wo die Wagen lär¬
mend zum Thee und Spiele rollen, auf der
Gaſſe, als man vor ihnen eine Sänfte mit dem
Sitze rückwärts, worin gleichwohl jemand
ſaß, vorübertrug. „Du heiliger Vater! (rief
„Schoppe,) da drinnen ſitzt der leibhafte Ze¬
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[366/0386] Kinde einzog. Kurz durch dieſen Kreuz¬ zug hinter dem Kreuzherrn Bouverot wird ein¬ mal — wie öfters durch Kreuzzüge — der Ho¬ henflieſſer Fürſtenſeſſel offen zu rechter Zeit und Haarhaar ſetzt ſich darauf. — — Ich geſtehe ungern, daß Albano anfangs — weil bei aller ſeiner Scharfſicht ſeine Rein¬ heit eben ſo groß war — das Faktum nur ver¬ worren faßte, als ers aber begriff, wars für ihn pharmazeutiſches Manna, wie für Schoppe iſraelitiſches. „Der Kreuzherr, „(ſagte dieſer,) trägt ſein Kreuz nicht umſonſt „— es thut ihm eben ſo viel Dienſt wie den „Häuſern in Italien ein daran geſchmiertes, „es darf beide keine Seele anpiſſen, ob mans „gleich in Rom vor jedem Vorzimmer mag.“ — Nicht lange darnach giengen unſre drei Freunde in der Stunde, wo die Wagen lär¬ mend zum Thee und Spiele rollen, auf der Gaſſe, als man vor ihnen eine Sänfte mit dem Sitze rückwärts, worin gleichwohl jemand ſaß, vorübertrug. „Du heiliger Vater! (rief „Schoppe,) da drinnen ſitzt der leibhafte Ze¬ „fiſio aus Rom, der mich irgend einmal

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/386>, abgerufen am 22.11.2024.