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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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gehörten zu vorigen -- nicht einmal Streusand
bezeugte ihre junge Geburt (denn Liane war
zu höflich, einen zu brauchen) -- ferner wa¬
ren alle Namen anders; nämlich Julienne, an
die sie gerichtet waren, hatte leider, in d'Ar¬
gensons bureau decachetage d. h. am Hofe
wohnhaft, verzifferte verlangt, und sie hieß
mithin Elisa, Roquairol Karl und Liane ihre
kleine Linda. Linda ist bekanntlich der Tauf¬
name der jungen Gräfinn von Romeiro, mit
welcher die Prinzessinn am Tage jener für Ro¬
quairol so blutigen Retoude ein ewiges, Her¬
zens- und Korrespondenz-Bündniß aufgerich¬
tet hatte; -- Liane, vor deren reinen dichteri¬
schen Augen sich jedes edle weibliche Wesen
zur Gebenedeieten und Heroine, der undurch¬
sichtige Edelstein zum durchsichtigen aufhellte
und reinigte, liebte die hohe Gräfinn gleichsam
mit dem Herzen ihres Bruders und ihrer
Freundinn zugleich, und die sanfte Seele
nannte sich, ihres Werthes unbewußt, nur die
kleine Linda ihrer Elisa.

Auch die zarte ausgezogene Handschrift
kannte Albano nicht; Julienne liebte die galli¬

gehörten zu vorigen — nicht einmal Streuſand
bezeugte ihre junge Geburt (denn Liane war
zu höflich, einen zu brauchen) — ferner wa¬
ren alle Namen anders; nämlich Julienne, an
die ſie gerichtet waren, hatte leider, in d'Ar¬
genſons bureau décachetage d. h. am Hofe
wohnhaft, verzifferte verlangt, und ſie hieß
mithin Eliſa, Roquairol Karl und Liane ihre
kleine Linda. Linda iſt bekanntlich der Tauf¬
name der jungen Gräfinn von Romeiro, mit
welcher die Prinzeſſinn am Tage jener für Ro¬
quairol ſo blutigen Retoude ein ewiges, Her¬
zens- und Korrespondenz-Bündniß aufgerich¬
tet hatte; — Liane, vor deren reinen dichteri¬
ſchen Augen ſich jedes edle weibliche Weſen
zur Gebenedeieten und Heroine, der undurch¬
ſichtige Edelſtein zum durchſichtigen aufhellte
und reinigte, liebte die hohe Gräfinn gleichſam
mit dem Herzen ihres Bruders und ihrer
Freundinn zugleich, und die ſanfte Seele
nannte ſich, ihres Werthes unbewußt, nur die
kleine Linda ihrer Eliſa.

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[414/0434] gehörten zu vorigen — nicht einmal Streuſand bezeugte ihre junge Geburt (denn Liane war zu höflich, einen zu brauchen) — ferner wa¬ ren alle Namen anders; nämlich Julienne, an die ſie gerichtet waren, hatte leider, in d'Ar¬ genſons bureau décachetage d. h. am Hofe wohnhaft, verzifferte verlangt, und ſie hieß mithin Eliſa, Roquairol Karl und Liane ihre kleine Linda. Linda iſt bekanntlich der Tauf¬ name der jungen Gräfinn von Romeiro, mit welcher die Prinzeſſinn am Tage jener für Ro¬ quairol ſo blutigen Retoude ein ewiges, Her¬ zens- und Korrespondenz-Bündniß aufgerich¬ tet hatte; — Liane, vor deren reinen dichteri¬ ſchen Augen ſich jedes edle weibliche Weſen zur Gebenedeieten und Heroine, der undurch¬ ſichtige Edelſtein zum durchſichtigen aufhellte und reinigte, liebte die hohe Gräfinn gleichſam mit dem Herzen ihres Bruders und ihrer Freundinn zugleich, und die ſanfte Seele nannte ſich, ihres Werthes unbewußt, nur die kleine Linda ihrer Eliſa. Auch die zarte ausgezogene Handſchrift kannte Albano nicht; Julienne liebte die galli¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/434>, abgerufen am 22.11.2024.