daß in das Ohr eines unter der Gallerie mit¬ laufenden Visitators fremder Gespräche, wenn einer drunten stand, nicht drei zusammengehö¬ rende Laute tropfen konnten. "Deine Aufmerk¬ "samkeit, lieber Alban," fuhr er fort, "nicht "deine Phantasie sollte jetzt gespannt seyn; Du "bist leider heute zu romantisch bei dem Ro¬ "mantischen, was du hören sollst. Die Grä¬ "finn von Zesara liebte das Feierliche von je¬ "her; du wirst es aus dem Auftrage sehen, den "sie mir wenige Tage vor ihrem Tode gab, und "den ich gerade an diesem Charfreitage auszu¬ "richten versprechen mußte." --
Er sagte noch, bevor er anfieng, daß er, da seine Katalepsie und sein Herzklopfen be¬ denklich stiegen, nach Spanien eilen müsse, seine Sachen und noch mehr die seiner Mündel -- der Gräfinn von Romeiro -- zu ordnen. Al¬ ban that noch eine Bruderfrage über seine liebe so lang' entrückte Schwester; der Vater lies ihn hoffen, daß er sie bald sehen werde, da sie mit der Gräfinn die Schweiz besuchen wolle. --
Da ich nicht absehe was die Menschen davon haben, wenn ich die mir beschwerlichen Gän¬
daß in das Ohr eines unter der Gallerie mit¬ laufenden Viſitators fremder Geſpräche, wenn einer drunten ſtand, nicht drei zuſammengehö¬ rende Laute tropfen konnten. „Deine Aufmerk¬ „ſamkeit, lieber Alban,“ fuhr er fort, „nicht „deine Phantaſie ſollte jetzt geſpannt ſeyn; Du „biſt leider heute zu romantiſch bei dem Ro¬ „mantiſchen, was du hören ſollſt. Die Grä¬ „finn von Zeſara liebte das Feierliche von je¬ „her; du wirſt es aus dem Auftrage ſehen, den „ſie mir wenige Tage vor ihrem Tode gab, und „den ich gerade an dieſem Charfreitage auszu¬ „richten verſprechen mußte.“ —
Er ſagte noch, bevor er anfieng, daß er, da ſeine Katalepſie und ſein Herzklopfen be¬ denklich ſtiegen, nach Spanien eilen müſſe, ſeine Sachen und noch mehr die ſeiner Mündel — der Gräfinn von Romeiro — zu ordnen. Al¬ ban that noch eine Bruderfrage über ſeine liebe ſo lang' entrückte Schweſter; der Vater lies ihn hoffen, daß er ſie bald ſehen werde, da ſie mit der Gräfinn die Schweiz beſuchen wolle. —
Da ich nicht abſehe was die Menſchen davon haben, wenn ich die mir beſchwerlichen Gän¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0077"n="57"/>
daß in das Ohr eines unter der Gallerie mit¬<lb/>
laufenden Viſitators fremder Geſpräche, wenn<lb/>
einer drunten ſtand, nicht drei zuſammengehö¬<lb/>
rende Laute tropfen konnten. „Deine Aufmerk¬<lb/>„ſamkeit, lieber Alban,“ fuhr er fort, „nicht<lb/>„deine Phantaſie ſollte jetzt geſpannt ſeyn; Du<lb/>„biſt leider heute zu romantiſch bei dem Ro¬<lb/>„mantiſchen, was du hören ſollſt. Die Grä¬<lb/>„finn von Zeſara liebte das Feierliche von je¬<lb/>„her; du wirſt es aus dem Auftrage ſehen, den<lb/>„ſie mir wenige Tage vor ihrem Tode gab, und<lb/>„den ich gerade an dieſem Charfreitage auszu¬<lb/>„richten verſprechen mußte.“—</p><lb/><p>Er ſagte noch, bevor er anfieng, daß er,<lb/>
da ſeine Katalepſie und ſein Herzklopfen be¬<lb/>
denklich ſtiegen, nach Spanien eilen müſſe, ſeine<lb/>
Sachen und noch mehr die ſeiner Mündel —<lb/>
der Gräfinn von Romeiro — zu ordnen. Al¬<lb/>
ban that noch eine Bruderfrage über ſeine liebe<lb/>ſo lang' entrückte Schweſter; der Vater lies ihn<lb/>
hoffen, daß er ſie bald ſehen werde, da ſie mit<lb/>
der Gräfinn die Schweiz beſuchen wolle. —</p><lb/><p>Da ich nicht abſehe was die Menſchen davon<lb/>
haben, wenn ich die mir beſchwerlichen Gän¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[57/0077]
daß in das Ohr eines unter der Gallerie mit¬
laufenden Viſitators fremder Geſpräche, wenn
einer drunten ſtand, nicht drei zuſammengehö¬
rende Laute tropfen konnten. „Deine Aufmerk¬
„ſamkeit, lieber Alban,“ fuhr er fort, „nicht
„deine Phantaſie ſollte jetzt geſpannt ſeyn; Du
„biſt leider heute zu romantiſch bei dem Ro¬
„mantiſchen, was du hören ſollſt. Die Grä¬
„finn von Zeſara liebte das Feierliche von je¬
„her; du wirſt es aus dem Auftrage ſehen, den
„ſie mir wenige Tage vor ihrem Tode gab, und
„den ich gerade an dieſem Charfreitage auszu¬
„richten verſprechen mußte.“ —
Er ſagte noch, bevor er anfieng, daß er,
da ſeine Katalepſie und ſein Herzklopfen be¬
denklich ſtiegen, nach Spanien eilen müſſe, ſeine
Sachen und noch mehr die ſeiner Mündel —
der Gräfinn von Romeiro — zu ordnen. Al¬
ban that noch eine Bruderfrage über ſeine liebe
ſo lang' entrückte Schweſter; der Vater lies ihn
hoffen, daß er ſie bald ſehen werde, da ſie mit
der Gräfinn die Schweiz beſuchen wolle. —
Da ich nicht abſehe was die Menſchen davon
haben, wenn ich die mir beſchwerlichen Gän¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/77>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.