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Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

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"woher, (fragt' er weiter,) kommt denn das
"Böse im Menschen und der Schmerz?" --
"Vom Teufel" sagte der Greis und mahlte un¬
unterbrochen mit verklärter Freude den Him¬
mel seines Herzens aus, wie es immer umge¬
ben sey vom all-geliebten All-Liebenden, wie
es gar kein Glück und keine Gaben von ihm
begehre, (die man nicht einmal in der irrdi¬
schen Liebe wünsche,) sondern nur immer hö¬
here Liebe gegen ihn selber, und wie es, indem
der Abendnebel des Alters immer dichter um
seine Sinne ziehe, sich im Lebens-Dunkel im¬
mer fester von den unsichtbaren Armen um¬
schlungen fühle. "Ich bin bald bei Gott!"
sagt' er mit einem Glanze der Liebe auf dem
vom Leben erkälteten und unter den Jahren
einbrechenden Gesicht. Man hätt' es ausgehal¬
ten, ihn sterben zu sehen. So steht der Mont¬
blanc vor dem aufgehenden Mond; die Nacht
verhüllt seinen Fuß und seine Brust, aber der

wesen seyn. Wie es ewige Wahrheiten giebt, so
muß es auch eine ewige Liebe geben.

„woher, (fragt' er weiter,) kommt denn das
„Böſe im Menſchen und der Schmerz?“ —
„Vom Teufel“ ſagte der Greis und mahlte un¬
unterbrochen mit verklärter Freude den Him¬
mel ſeines Herzens aus, wie es immer umge¬
ben ſey vom all-geliebten All-Liebenden, wie
es gar kein Glück und keine Gaben von ihm
begehre, (die man nicht einmal in der irrdi¬
ſchen Liebe wünſche,) ſondern nur immer hö¬
here Liebe gegen ihn ſelber, und wie es, indem
der Abendnebel des Alters immer dichter um
ſeine Sinne ziehe, ſich im Lebens-Dunkel im¬
mer feſter von den unſichtbaren Armen um¬
ſchlungen fühle. „Ich bin bald bei Gott!“
ſagt' er mit einem Glanze der Liebe auf dem
vom Leben erkälteten und unter den Jahren
einbrechenden Geſicht. Man hätt' es ausgehal¬
ten, ihn ſterben zu ſehen. So ſteht der Mont¬
blanc vor dem aufgehenden Mond; die Nacht
verhüllt ſeinen Fuß und ſeine Bruſt, aber der

weſen ſeyn. Wie es ewige Wahrheiten giebt, ſo
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[184/0192] „woher, (fragt' er weiter,) kommt denn das „Böſe im Menſchen und der Schmerz?“ — „Vom Teufel“ ſagte der Greis und mahlte un¬ unterbrochen mit verklärter Freude den Him¬ mel ſeines Herzens aus, wie es immer umge¬ ben ſey vom all-geliebten All-Liebenden, wie es gar kein Glück und keine Gaben von ihm begehre, (die man nicht einmal in der irrdi¬ ſchen Liebe wünſche,) ſondern nur immer hö¬ here Liebe gegen ihn ſelber, und wie es, indem der Abendnebel des Alters immer dichter um ſeine Sinne ziehe, ſich im Lebens-Dunkel im¬ mer feſter von den unſichtbaren Armen um¬ ſchlungen fühle. „Ich bin bald bei Gott!“ ſagt' er mit einem Glanze der Liebe auf dem vom Leben erkälteten und unter den Jahren einbrechenden Geſicht. Man hätt' es ausgehal¬ ten, ihn ſterben zu ſehen. So ſteht der Mont¬ blanc vor dem aufgehenden Mond; die Nacht verhüllt ſeinen Fuß und ſeine Bruſt, aber der *) *) weſen ſeyn. Wie es ewige Wahrheiten giebt, ſo muß es auch eine ewige Liebe geben.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/192>, abgerufen am 23.11.2024.