Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.der Sonne entbrennen sollte und in Norden Karl klebte blos mit dem hängenden schwe¬ der Sonne entbrennen ſollte und in Norden Karl klebte blos mit dem hängenden ſchwe¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0038" n="30"/> der Sonne entbrennen ſollte und in Norden<lb/> wehten die Purpur-Wimpel der Aurora, die<lb/> gen Morgen ſchifte. — — Erhebend faßte der<lb/> Gedanke den Jüngling an, daß nun dieſelbe<lb/> Minute Millionen kleine und lange Leben<lb/> meſſe und den Gang der Minirraupe und den<lb/> Flug der Sonne und daß jetzt dieſelbe Zeit<lb/> durchlebet werde vom Wurm und von Gott,<lb/> von Welten zu Welten, — überall. — „O<lb/> „Gott,“ rief er, „wie herrlich iſts, daß man<lb/> „iſt!“</p><lb/> <p>Karl klebte blos mit dem hängenden ſchwe¬<lb/> ren Gefieder des Nachtvogels an den heitern<lb/> Geſtirnen um ihn: „wohl Dir,“ ſagt' er, „daß<lb/> „Du ſo ſeyn kannſt und daß die Sphinx in dei¬<lb/> „ner Bruſt noch ſchläft. Du weißt nicht, was<lb/> „ich will. Ich kannte einen Elenden, der ſie<lb/> „recht gut ſchildern konnte. In der Bruſthöhle<lb/> „des Menſchen,“ ſagt' er, „liegt das Unge¬<lb/> „heuer mit aufgehobenem Madonnengeſicht auf<lb/> „ſeinen vier Tatzen und lächelt eine Zeitlang<lb/> „umher und der Menſch mit. — Plötzlich ſpringt<lb/> „es auf, gräbt die Krallen in die Bruſt, zer¬<lb/> „ſchlägt ſie mit dem Löwenſchweif und den har¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0038]
der Sonne entbrennen ſollte und in Norden
wehten die Purpur-Wimpel der Aurora, die
gen Morgen ſchifte. — — Erhebend faßte der
Gedanke den Jüngling an, daß nun dieſelbe
Minute Millionen kleine und lange Leben
meſſe und den Gang der Minirraupe und den
Flug der Sonne und daß jetzt dieſelbe Zeit
durchlebet werde vom Wurm und von Gott,
von Welten zu Welten, — überall. — „O
„Gott,“ rief er, „wie herrlich iſts, daß man
„iſt!“
Karl klebte blos mit dem hängenden ſchwe¬
ren Gefieder des Nachtvogels an den heitern
Geſtirnen um ihn: „wohl Dir,“ ſagt' er, „daß
„Du ſo ſeyn kannſt und daß die Sphinx in dei¬
„ner Bruſt noch ſchläft. Du weißt nicht, was
„ich will. Ich kannte einen Elenden, der ſie
„recht gut ſchildern konnte. In der Bruſthöhle
„des Menſchen,“ ſagt' er, „liegt das Unge¬
„heuer mit aufgehobenem Madonnengeſicht auf
„ſeinen vier Tatzen und lächelt eine Zeitlang
„umher und der Menſch mit. — Plötzlich ſpringt
„es auf, gräbt die Krallen in die Bruſt, zer¬
„ſchlägt ſie mit dem Löwenſchweif und den har¬
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