Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801."denn der Geist so zusammenkriechen?" -- "Mir "Bis zum Eigensinn, (sagt' er,) treibe sie „denn der Geiſt ſo zuſammenkriechen?“ — „Mir „Bis zum Eigenſinn, (sagt' er,) treibe ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0068" n="60"/> „denn der Geiſt ſo zuſammenkriechen?“ — „Mir<lb/> „iſt eben ſo, (ſagt' er,) und im Kopf hat der<lb/> „Geiſt überhaupt mehr Gelaß als im Herzen.“<lb/> Aber hier gieng er zart-errathend auf ſchönen<lb/> Umwegen zur zufälligen Eröffnung über, war¬<lb/> um ſeine Schweſter ſo bald hinuntergeeilet.</p><lb/> <p>„Bis zum Eigenſinn, (sagt' er,) treibe ſie<lb/> „die Aufmerkſamkeit für die Mutter — das<lb/> „letztemal merkte ſie, daß die Mutter das Er¬<lb/> „blaſſen unter dem Tanze ſehe, ſofort hörte ſie<lb/> „auf — nur ihm zeige ſie das ganze Herz und<lb/> „jeden Blutstropfen und alle unſchuldigen Thrä¬<lb/> „nen dariu — beſonders glaube ſie etwas von<lb/> „der Zukunft, was ſie der Mutter ſorgſam ver¬<lb/> „decke.“ „Sie lächelte vorhin für ſich,<lb/> „(ſagte Albano und legte auf ſeine Augen<lb/> „Karls Hand,) als ſähe ſie ein Weſen aus der<lb/> „Schleier-Welt droben.“ — „Haſt Du das,<lb/> „(verſetzte Karl) auch geſehen? Und dann<lb/> „regte ſie die Lippe? — O Freund, Gott weiß,<lb/> „was ſie bethört; aber das iſt gewiß, ſie<lb/> „glaubt feſt, ſie ſterbe künftiges Jahr.“ —<lb/> Albano ließ ihn nicht weiter ſprechen, zu hef¬<lb/> tig aufgeregt drückte er ſich an des Freundes<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0068]
„denn der Geiſt ſo zuſammenkriechen?“ — „Mir
„iſt eben ſo, (ſagt' er,) und im Kopf hat der
„Geiſt überhaupt mehr Gelaß als im Herzen.“
Aber hier gieng er zart-errathend auf ſchönen
Umwegen zur zufälligen Eröffnung über, war¬
um ſeine Schweſter ſo bald hinuntergeeilet.
„Bis zum Eigenſinn, (sagt' er,) treibe ſie
„die Aufmerkſamkeit für die Mutter — das
„letztemal merkte ſie, daß die Mutter das Er¬
„blaſſen unter dem Tanze ſehe, ſofort hörte ſie
„auf — nur ihm zeige ſie das ganze Herz und
„jeden Blutstropfen und alle unſchuldigen Thrä¬
„nen dariu — beſonders glaube ſie etwas von
„der Zukunft, was ſie der Mutter ſorgſam ver¬
„decke.“ „Sie lächelte vorhin für ſich,
„(ſagte Albano und legte auf ſeine Augen
„Karls Hand,) als ſähe ſie ein Weſen aus der
„Schleier-Welt droben.“ — „Haſt Du das,
„(verſetzte Karl) auch geſehen? Und dann
„regte ſie die Lippe? — O Freund, Gott weiß,
„was ſie bethört; aber das iſt gewiß, ſie
„glaubt feſt, ſie ſterbe künftiges Jahr.“ —
Albano ließ ihn nicht weiter ſprechen, zu hef¬
tig aufgeregt drückte er ſich an des Freundes
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