Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.Despot --: so erwartete man von ihm als ehe¬ *) Tempestiarii oder Wettermacher hießen im Mit¬
telalter die Hexenmeister, welche Ungewitter er¬ regen konnten. Man brauchte in Kirchen Wet¬ tergebete gegen sie; und andere Hexenmeister, die jenen entgegenarbeiteten. Deſpot —: ſo erwartete man von ihm als ehe¬ *) Tempestiarii oder Wettermacher hießen im Mit¬
telalter die Hexenmeiſter, welche Ungewitter er¬ regen konnten. Man brauchte in Kirchen Wet¬ tergebete gegen ſie; und andere Hexenmeiſter, die jenen entgegenarbeiteten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0074" n="66"/> Deſpot —: ſo erwartete man von ihm als ehe¬<lb/> lichem Wettermacher<note place="foot" n="*)"><lb/><hi rendition="#aq">Tempestiarii</hi> oder Wettermacher hießen im Mit¬<lb/> telalter die Hexenmeiſter, welche Ungewitter er¬<lb/> regen konnten. Man brauchte in Kirchen Wet¬<lb/> tergebete gegen ſie; und andere Hexenmeiſter, die<lb/> jenen entgegenarbeiteten.</note>, er werde die gewöhn¬<lb/> lichen Stürme und Ungewitter für die Familie<lb/> beſorgen. — Eheliche Gewittermaterie zum blo¬<lb/> ßen <hi rendition="#g">Trüben</hi> der Ehe kann nie fehlen, wenn<lb/> man bedenkt, wie wenig ſogar zum <hi rendition="#g">Scheiden</hi><lb/> derſelben gehöret, z. B. bei den Juden blos<lb/> daß die Frau zu laut ſchreie, das Eſſen an¬<lb/> brenne, ihre Schuhe am Platze der männlichen<lb/> laſſe u. ſ. w. . Noch dazu war manches da,<lb/> worüber gut zu donnern war; z. B. Liane, an<lb/> welcher man die Miſſethat des — Bruders heim¬<lb/> ſuchen konnte, weil dieſer hartnäckig wegblieb<lb/> und um keine Gnade bat. Man iſt immer<lb/> gern auf Frau, Tochter und Sohn zugleich un¬<lb/> gehalten und lieber ein Land- als Strichregen;<lb/> Ein Kind kann leichter eine ganze Familie ver¬<lb/> ſalzen als verſüßen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0074]
Deſpot —: ſo erwartete man von ihm als ehe¬
lichem Wettermacher *), er werde die gewöhn¬
lichen Stürme und Ungewitter für die Familie
beſorgen. — Eheliche Gewittermaterie zum blo¬
ßen Trüben der Ehe kann nie fehlen, wenn
man bedenkt, wie wenig ſogar zum Scheiden
derſelben gehöret, z. B. bei den Juden blos
daß die Frau zu laut ſchreie, das Eſſen an¬
brenne, ihre Schuhe am Platze der männlichen
laſſe u. ſ. w. . Noch dazu war manches da,
worüber gut zu donnern war; z. B. Liane, an
welcher man die Miſſethat des — Bruders heim¬
ſuchen konnte, weil dieſer hartnäckig wegblieb
und um keine Gnade bat. Man iſt immer
gern auf Frau, Tochter und Sohn zugleich un¬
gehalten und lieber ein Land- als Strichregen;
Ein Kind kann leichter eine ganze Familie ver¬
ſalzen als verſüßen.
*)
Tempestiarii oder Wettermacher hießen im Mit¬
telalter die Hexenmeiſter, welche Ungewitter er¬
regen konnten. Man brauchte in Kirchen Wet¬
tergebete gegen ſie; und andere Hexenmeiſter, die
jenen entgegenarbeiteten.
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