pfeife hergab: so war es dieses Rollenblatt. Er eilte sogleich zum Fürsten und zur Prinzessin mit der Bitte um seine Erlaubniß und um ih¬ re Theilnahme; -- darauf, als er beides hatte, zu seinem Orest Bouverot und sagte "il m'est ve¬ nu une idee tres singuliere qui peut-etre l'est trop; cependant le prince l'a approuvee etc." -- und endlich zu Lianen, um doch auch diese nicht zu vergessen.
Der Hauptmann hatte schon früher sie zu bereden gesucht. Die Mutter war gegen diese Nachspielerei aus Selbstbewußtseyn und Liane aus Demuth; eine solche Repräsentazion kam dieser eine zu große Anmaßung vor. Aber zu¬ letzt gab sie nach, bloß weil die schwesterliche Liebe der Fürstin ihr so groß und unerreichbar geschie¬ nen, gleich als pflegte sie nicht eine ähnliche in ihrem Herzen; so fand sie immer nur das Spie¬ gelbild, nie sich schön, wie der Astronom densel¬ ben Abend, mit seinem rothen Glanze und Nacht¬ schatten zauberischer und erhabener findet, wenn er ihn im Monde antrifft, als wenn er auf der Erde mitten darin steht. Vielleicht lag noch ei¬ ne ganz dunkle Süßigkeit, nämlich eine schwie¬
pfeife hergab: ſo war es dieſes Rollenblatt. Er eilte ſogleich zum Fürſten und zur Prinzeſſin mit der Bitte um ſeine Erlaubniß und um ih¬ re Theilnahme; — darauf, als er beides hatte, zu ſeinem Oreſt Bouverot und ſagte „il m'est ve¬ nu une idée trés singulière qui peut-être l'est trop; cependant le prince l'a approuvée etc.“ — und endlich zu Lianen, um doch auch dieſe nicht zu vergeſſen.
Der Hauptmann hatte ſchon früher ſie zu bereden geſucht. Die Mutter war gegen dieſe Nachſpielerei aus Selbſtbewußtſeyn und Liane aus Demuth; eine ſolche Repräſentazion kam dieſer eine zu große Anmaßung vor. Aber zu¬ letzt gab ſie nach, bloß weil die ſchweſterliche Liebe der Fürſtin ihr ſo groß und unerreichbar geſchie¬ nen, gleich als pflegte ſie nicht eine ähnliche in ihrem Herzen; ſo fand ſie immer nur das Spie¬ gelbild, nie ſich ſchön, wie der Aſtronom denſel¬ ben Abend, mit ſeinem rothen Glanze und Nacht¬ ſchatten zauberiſcher und erhabener findet, wenn er ihn im Monde antrifft, als wenn er auf der Erde mitten darin ſteht. Vielleicht lag noch ei¬ ne ganz dunkle Süßigkeit, nämlich eine ſchwie¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0160"n="148"/>
pfeife hergab: ſo war es dieſes Rollenblatt. Er<lb/>
eilte ſogleich zum Fürſten und zur Prinzeſſin<lb/>
mit der Bitte um ſeine Erlaubniß und um ih¬<lb/>
re Theilnahme; — darauf, als er beides hatte,<lb/>
zu ſeinem Oreſt <hirendition="#aq">Bouverot</hi> und ſagte „<hirendition="#aq">il m'est ve¬<lb/>
nu une idée trés singulière qui peut-être<lb/>
l'est trop; cependant le prince l'a approuvée<lb/>
etc</hi>.“— und endlich zu Lianen, um doch auch<lb/>
dieſe nicht zu vergeſſen.</p><lb/><p>Der Hauptmann hatte ſchon früher ſie zu<lb/>
bereden geſucht. Die Mutter war gegen dieſe<lb/>
Nachſpielerei aus Selbſtbewußtſeyn und Liane<lb/>
aus Demuth; eine ſolche Repräſentazion kam<lb/>
dieſer eine zu große Anmaßung vor. Aber zu¬<lb/>
letzt gab ſie nach, bloß weil die ſchweſterliche Liebe<lb/>
der Fürſtin ihr ſo groß und unerreichbar geſchie¬<lb/>
nen, gleich als pflegte ſie nicht eine ähnliche in<lb/>
ihrem Herzen; ſo fand ſie immer nur das Spie¬<lb/>
gelbild, nie ſich ſchön, wie der Aſtronom denſel¬<lb/>
ben Abend, mit ſeinem rothen Glanze und Nacht¬<lb/>ſchatten zauberiſcher und erhabener findet, wenn<lb/>
er ihn im Monde antrifft, als wenn er auf der<lb/>
Erde mitten darin ſteht. Vielleicht lag noch ei¬<lb/>
ne ganz dunkle Süßigkeit, nämlich eine ſchwie¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[148/0160]
pfeife hergab: ſo war es dieſes Rollenblatt. Er
eilte ſogleich zum Fürſten und zur Prinzeſſin
mit der Bitte um ſeine Erlaubniß und um ih¬
re Theilnahme; — darauf, als er beides hatte,
zu ſeinem Oreſt Bouverot und ſagte „il m'est ve¬
nu une idée trés singulière qui peut-être
l'est trop; cependant le prince l'a approuvée
etc.“ — und endlich zu Lianen, um doch auch
dieſe nicht zu vergeſſen.
Der Hauptmann hatte ſchon früher ſie zu
bereden geſucht. Die Mutter war gegen dieſe
Nachſpielerei aus Selbſtbewußtſeyn und Liane
aus Demuth; eine ſolche Repräſentazion kam
dieſer eine zu große Anmaßung vor. Aber zu¬
letzt gab ſie nach, bloß weil die ſchweſterliche Liebe
der Fürſtin ihr ſo groß und unerreichbar geſchie¬
nen, gleich als pflegte ſie nicht eine ähnliche in
ihrem Herzen; ſo fand ſie immer nur das Spie¬
gelbild, nie ſich ſchön, wie der Aſtronom denſel¬
ben Abend, mit ſeinem rothen Glanze und Nacht¬
ſchatten zauberiſcher und erhabener findet, wenn
er ihn im Monde antrifft, als wenn er auf der
Erde mitten darin ſteht. Vielleicht lag noch ei¬
ne ganz dunkle Süßigkeit, nämlich eine ſchwie¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/160>, abgerufen am 27.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.