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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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trunken gieng Albano einer verhangnen Stun¬
de entgegen, in welcher so manches Räthsel und
sein theuerstes sich lösen sollte. Was sieht der
Mensch vor sich, wenn er endlich mit dem Fa¬
den in der Hand aus der Irrhöhle heraustritt?
Nichts als die offnen Eingänge in andere La¬
byrinthe und bloß die Wahl darunter ist sein
Wunsch.

78. Zykel.

Am schönsten Abende, als der Himmel bis
auf den Boden aller Sterne durchsichtig war,
ließ der Fürst die müde Versammlung, nach Lilar
fahren, um besser mit seinen beiden Unsichtbar¬
keiten, mit der Illuminazion und mit Lianens
Rolle, zu trügen. Wie schlug dem redlichen Alba¬
no das weiche Herz banger und sanfter, als
er unter dem Herabrollen von der Waldbrücke
ins wartende Volksgetümmel sich dachte: Sie
ist auch diesen Weg in das Lilar gegangen, das
ihr sonst so lieb gewesen. Sein ganzes Ideen¬
reich wurde ein Abendregen vor der Sonne,
dessen Eine Hälfte vor der Sonne glänzend zit¬
tert und dessen andere grau verschwindet. Ach,

trunken gieng Albano einer verhangnen Stun¬
de entgegen, in welcher ſo manches Räthſel und
ſein theuerſtes ſich löſen ſollte. Was ſieht der
Menſch vor ſich, wenn er endlich mit dem Fa¬
den in der Hand aus der Irrhöhle heraustritt?
Nichts als die offnen Eingänge in andere La¬
byrinthe und bloß die Wahl darunter iſt ſein
Wunſch.

78. Zykel.

Am ſchönſten Abende, als der Himmel bis
auf den Boden aller Sterne durchſichtig war,
ließ der Fürſt die müde Verſammlung, nach Lilar
fahren, um beſſer mit ſeinen beiden Unſichtbar¬
keiten, mit der Illuminazion und mit Lianens
Rolle, zu trügen. Wie ſchlug dem redlichen Alba¬
no das weiche Herz banger und ſanfter, als
er unter dem Herabrollen von der Waldbrücke
ins wartende Volksgetümmel ſich dachte: Sie
iſt auch dieſen Weg in das Lilar gegangen, das
ihr ſonſt ſo lieb geweſen. Sein ganzes Ideen¬
reich wurde ein Abendregen vor der Sonne,
deſſen Eine Hälfte vor der Sonne glänzend zit¬
tert und deſſen andere grau verſchwindet. Ach,

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[166/0178] trunken gieng Albano einer verhangnen Stun¬ de entgegen, in welcher ſo manches Räthſel und ſein theuerſtes ſich löſen ſollte. Was ſieht der Menſch vor ſich, wenn er endlich mit dem Fa¬ den in der Hand aus der Irrhöhle heraustritt? Nichts als die offnen Eingänge in andere La¬ byrinthe und bloß die Wahl darunter iſt ſein Wunſch. 78. Zykel. Am ſchönſten Abende, als der Himmel bis auf den Boden aller Sterne durchſichtig war, ließ der Fürſt die müde Verſammlung, nach Lilar fahren, um beſſer mit ſeinen beiden Unſichtbar¬ keiten, mit der Illuminazion und mit Lianens Rolle, zu trügen. Wie ſchlug dem redlichen Alba¬ no das weiche Herz banger und ſanfter, als er unter dem Herabrollen von der Waldbrücke ins wartende Volksgetümmel ſich dachte: Sie iſt auch dieſen Weg in das Lilar gegangen, das ihr ſonſt ſo lieb geweſen. Sein ganzes Ideen¬ reich wurde ein Abendregen vor der Sonne, deſſen Eine Hälfte vor der Sonne glänzend zit¬ tert und deſſen andere grau verſchwindet. Ach,

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/178>, abgerufen am 24.11.2024.