Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.wie "cher pere" fodern würde, daß sie aber Der Lektor, der nie für einen besondern wie „cher père“ fodern würde, daß ſie aber Der Lektor, der nie für einen beſondern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0208" n="196"/> wie „<hi rendition="#aq">cher père</hi>“ fodern würde, daß ſie aber<lb/> länger nicht den ſchuldloſen Grafen v. Zeſara<lb/> beleidigen dürfe durch den Schein des pflicht¬<lb/> widrigſten Abfalls. Auf dieſe Anrede konnte<lb/> der Miniſter — der ſich durch das bisherige<lb/> folgſame Enthalten ſehr von labenden Erwartun¬<lb/> gen hatte heben laſſen — unten auf dem Boden<lb/> ausgeſtreckt, von ſeinem tarpejiſchen Felſen da¬<lb/> hin geworfen, keinen weitern Laut von ſich geben<lb/> als dieſen: „<hi rendition="#aq">Imbécille</hi>! Du heirathest den H. v. Bou¬<lb/> verot — er malt Dich morgen —Du ſitzeſt ihm.“<lb/> Er zog ſie mit harter Hand und drei entſetz¬<lb/> lich langen Schritten zur Miniſterin: „ſie bleibt<lb/> „(ſagt' er,) in ihrem Zimmer bewacht, niemand<lb/> „darf zu ihr auſſer mein Schwiegerſohn, — er<lb/> will die <hi rendition="#aq">Imbecille</hi> mahlen <hi rendition="#aq">en miniature</hi>.“ —<lb/> „Geh, <hi rendition="#aq">Imbécille</hi>!“ ſagte er auſſer ſich. Ihr gänz¬<lb/> licher Mangel an weiblicher Verſchlagenheit<lb/> hatte wirklich für den Staatsmann eine Decke<lb/> über ihr tiefes, ſcharfes Auge gezogen; ein ge¬<lb/> rader Menſch und Verſtand gleicht einer gera¬<lb/> den Allee, die nur halb ſo groß erſcheint als<lb/> eine auf krummen Wegen laufende.</p><lb/> <p>Der Lektor, der nie für einen beſondern<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0208]
wie „cher père“ fodern würde, daß ſie aber
länger nicht den ſchuldloſen Grafen v. Zeſara
beleidigen dürfe durch den Schein des pflicht¬
widrigſten Abfalls. Auf dieſe Anrede konnte
der Miniſter — der ſich durch das bisherige
folgſame Enthalten ſehr von labenden Erwartun¬
gen hatte heben laſſen — unten auf dem Boden
ausgeſtreckt, von ſeinem tarpejiſchen Felſen da¬
hin geworfen, keinen weitern Laut von ſich geben
als dieſen: „Imbécille! Du heirathest den H. v. Bou¬
verot — er malt Dich morgen —Du ſitzeſt ihm.“
Er zog ſie mit harter Hand und drei entſetz¬
lich langen Schritten zur Miniſterin: „ſie bleibt
„(ſagt' er,) in ihrem Zimmer bewacht, niemand
„darf zu ihr auſſer mein Schwiegerſohn, — er
will die Imbecille mahlen en miniature.“ —
„Geh, Imbécille!“ ſagte er auſſer ſich. Ihr gänz¬
licher Mangel an weiblicher Verſchlagenheit
hatte wirklich für den Staatsmann eine Decke
über ihr tiefes, ſcharfes Auge gezogen; ein ge¬
rader Menſch und Verſtand gleicht einer gera¬
den Allee, die nur halb ſo groß erſcheint als
eine auf krummen Wegen laufende.
Der Lektor, der nie für einen beſondern
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/208>, abgerufen am 17.02.2025. |