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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Gott; er entschied eben so. Welch ein Anblick
für ein anderes, weniger stolzes Auge als das
Spenersche wäre diese demüthige, aber gefaßte
Heilige gewesen, deren Herz immer wie der Son¬
nenstrahl, am schönsten in der Zerspaltung er¬
schien! --

Aber hier geht die Geschichte in Schleiern!
Der Greis befahl ihrem Mädchen zurückzublei¬
ben und nahm sie allein in das stumme Blu¬
menbühl hinüber. Er schloß ihr die Kirche auf,
zündete noch eine Kerze auf dem Altare an,
damit das wüste Dunkel ihrem scheuen Auge
nichts vorspiele, und vollendete, was die Eltern
nicht konnten.

Wie er es erzwang, daß sie auf ewig ih¬
rem Albano entsagte, wird von der großen
Sphinx des Eides, den sie ihm schwur, bewacht
und bedeckt. -- Nur der ferne Mensch, der
die schöne Seele verlohr, hatte auf der Stern¬
warte von den Sennen auf die hellen Kirchen¬
fenster geblickt, und hinter ihnen zerrüttende
Erscheinungen gefunden, ohne zu wissen daß sie
wahr wären und sein Leben entschieden.

Sie gieng kalt über die Auen und Berge

Gott; er entſchied eben ſo. Welch ein Anblick
für ein anderes, weniger ſtolzes Auge als das
Spenerſche wäre dieſe demüthige, aber gefaßte
Heilige geweſen, deren Herz immer wie der Son¬
nenſtrahl, am ſchönſten in der Zerſpaltung er¬
ſchien! —

Aber hier geht die Geſchichte in Schleiern!
Der Greis befahl ihrem Mädchen zurückzublei¬
ben und nahm ſie allein in das ſtumme Blu¬
menbühl hinüber. Er ſchloß ihr die Kirche auf,
zündete noch eine Kerze auf dem Altare an,
damit das wüſte Dunkel ihrem ſcheuen Auge
nichts vorſpiele, und vollendete, was die Eltern
nicht konnten.

Wie er es erzwang, daß ſie auf ewig ih¬
rem Albano entſagte, wird von der großen
Sphinx des Eides, den ſie ihm ſchwur, bewacht
und bedeckt. — Nur der ferne Menſch, der
die ſchöne Seele verlohr, hatte auf der Stern¬
warte von den Sennen auf die hellen Kirchen¬
fenſter geblickt, und hinter ihnen zerrüttende
Erſcheinungen gefunden, ohne zu wiſſen daß ſie
wahr wären und ſein Leben entſchieden.

Sie gieng kalt über die Auen und Berge

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[200/0212] Gott; er entſchied eben ſo. Welch ein Anblick für ein anderes, weniger ſtolzes Auge als das Spenerſche wäre dieſe demüthige, aber gefaßte Heilige geweſen, deren Herz immer wie der Son¬ nenſtrahl, am ſchönſten in der Zerſpaltung er¬ ſchien! — Aber hier geht die Geſchichte in Schleiern! Der Greis befahl ihrem Mädchen zurückzublei¬ ben und nahm ſie allein in das ſtumme Blu¬ menbühl hinüber. Er ſchloß ihr die Kirche auf, zündete noch eine Kerze auf dem Altare an, damit das wüſte Dunkel ihrem ſcheuen Auge nichts vorſpiele, und vollendete, was die Eltern nicht konnten. Wie er es erzwang, daß ſie auf ewig ih¬ rem Albano entſagte, wird von der großen Sphinx des Eides, den ſie ihm ſchwur, bewacht und bedeckt. — Nur der ferne Menſch, der die ſchöne Seele verlohr, hatte auf der Stern¬ warte von den Sennen auf die hellen Kirchen¬ fenſter geblickt, und hinter ihnen zerrüttende Erſcheinungen gefunden, ohne zu wiſſen daß ſie wahr wären und ſein Leben entſchieden. Sie gieng kalt über die Auen und Berge

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/212>, abgerufen am 23.11.2024.