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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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trug ihn fort. "Nein, nein, (sagte Liane,) ich
bin blind und bin auch unschuldig."

Der frohe, beschenkte Pollux hatte einen bet¬
telnden Stummen nachgeführt, der mit der läu¬
tenden Stummenglocke folgte: "der stumme
Mann kann nur nichts sagen" sagte Pollux. --
Liane rief: "Mutter, Mutter! Mein Traum
kommt, das Todtenglöcklein läutet."

Die Ministerin stürzte heraus. "Ihre Toch¬
"ter, (sagte Albano,) ist wieder blind, und Gott
"strafe den Vater und die Mutter und wer
"daran Schuld ist, am Elend." -- "Was giebt es?"
rief der schnell heraustretende Spener, der vor¬
hin das Zusammenwandeln gesehen und zur
Mutter gekommen war. "Eine Unglückliche,
"Euer Werk auch!" versetzte Albano.

"Lebe wohl, unglückliche Liane!" sagt' er
und wollte scheiden; stand aber und nachdem er
das gefolterte schöne Gesicht, das mit den blin¬
den Augen weinte, starr angeblickt, rief er:
"Entsetzlich!" und gieng.

Lange lag er oben im Donnerhäuschen
auf den Armen mit den Augen und als er sich

trug ihn fort. „Nein, nein, (ſagte Liane,) ich
bin blind und bin auch unſchuldig.“

Der frohe, beſchenkte Pollux hatte einen bet¬
telnden Stummen nachgeführt, der mit der läu¬
tenden Stummenglocke folgte: „der ſtumme
Mann kann nur nichts ſagen“ ſagte Pollux. —
Liane rief: „Mutter, Mutter! Mein Traum
kommt, das Todtenglöcklein läutet.“

Die Miniſterin ſtürzte heraus. „Ihre Toch¬
„ter, (ſagte Albano,) iſt wieder blind, und Gott
„ſtrafe den Vater und die Mutter und wer
„daran Schuld iſt, am Elend.“ — „Was giebt es?“
rief der ſchnell heraustretende Spener, der vor¬
hin das Zuſammenwandeln geſehen und zur
Mutter gekommen war. „Eine Unglückliche,
„Euer Werk auch!“ verſetzte Albano.

„Lebe wohl, unglückliche Liane!“ ſagt' er
und wollte ſcheiden; ſtand aber und nachdem er
das gefolterte ſchöne Geſicht, das mit den blin¬
den Augen weinte, ſtarr angeblickt, rief er:
„Entſetzlich!“ und gieng.

Lange lag er oben im Donnerhäuschen
auf den Armen mit den Augen und als er ſich

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[214/0226] trug ihn fort. „Nein, nein, (ſagte Liane,) ich bin blind und bin auch unſchuldig.“ Der frohe, beſchenkte Pollux hatte einen bet¬ telnden Stummen nachgeführt, der mit der läu¬ tenden Stummenglocke folgte: „der ſtumme Mann kann nur nichts ſagen“ ſagte Pollux. — Liane rief: „Mutter, Mutter! Mein Traum kommt, das Todtenglöcklein läutet.“ Die Miniſterin ſtürzte heraus. „Ihre Toch¬ „ter, (ſagte Albano,) iſt wieder blind, und Gott „ſtrafe den Vater und die Mutter und wer „daran Schuld iſt, am Elend.“ — „Was giebt es?“ rief der ſchnell heraustretende Spener, der vor¬ hin das Zuſammenwandeln geſehen und zur Mutter gekommen war. „Eine Unglückliche, „Euer Werk auch!“ verſetzte Albano. „Lebe wohl, unglückliche Liane!“ ſagt' er und wollte ſcheiden; ſtand aber und nachdem er das gefolterte ſchöne Geſicht, das mit den blin¬ den Augen weinte, ſtarr angeblickt, rief er: „Entſetzlich!“ und gieng. Lange lag er oben im Donnerhäuschen auf den Armen mit den Augen und als er ſich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/226>, abgerufen am 23.11.2024.