und die dürren Finger und ein vorbeistreifen¬ des Berühren seines Ordenskreuzes den wahren Nahmen. Sie riß sich schreiend loß und lief weg, ohne zu sehen wohin, und gerieth wieder an seine Hand. Er riß ihre heftig an die magern heißen Lefzen hinauf: "ja ich bin es, (sagt' er,) und liebe Sie mehr als Ihr Graf mit seiner etourderie."
"Sie sind schlecht und gottlos gegen ein blin¬ des Mädchen -- was wollen Sie? -- Justa! hilft mir denn niemand? -- Ach, du guter Gott, gieb mir meine Augen! (rief sie fliehend unwis¬ send wohin und eingeholt.) Bouverot! Du bö¬ ser Geist!" rief sie abwehrend an Orten, wo er nicht war. Er, wie das Schießpulver, küh¬ lend auf der Zunge und sengend und zerschmet¬ ternd, wenn ihn die Gier zündete, stellte sich in einiger Schlag-Weite von ihr, warf ein Mah¬ ler-Auge auf das reizende Wallen und Beu¬ gen ihres aufgestürmten Blumenflors und sag¬ te ruhig mit jener Milde, die der ätzenden und fressenden Milch der Schwämme ähnlich ist:" nur ruhig, Schönste! Ich bin es noch; und was hälf' Ihnen Alles, Kind?" --
und die dürren Finger und ein vorbeiſtreifen¬ des Berühren ſeines Ordenskreuzes den wahren Nahmen. Sie riß ſich ſchreiend loß und lief weg, ohne zu ſehen wohin, und gerieth wieder an ſeine Hand. Er riß ihre heftig an die magern heißen Lefzen hinauf: „ja ich bin es, (ſagt' er,) und liebe Sie mehr als Ihr Graf mit ſeiner étourderie.“
„Sie ſind ſchlecht und gottlos gegen ein blin¬ des Mädchen — was wollen Sie? — Juſta! hilft mir denn niemand? — Ach, du guter Gott, gieb mir meine Augen! (rief ſie fliehend unwis¬ ſend wohin und eingeholt.) Bouverot! Du bö¬ ſer Geiſt!“ rief ſie abwehrend an Orten, wo er nicht war. Er, wie das Schießpulver, küh¬ lend auf der Zunge und ſengend und zerſchmet¬ ternd, wenn ihn die Gier zündete, ſtellte ſich in einiger Schlag-Weite von ihr, warf ein Mah¬ ler-Auge auf das reizende Wallen und Beu¬ gen ihres aufgeſtürmten Blumenflors und ſag¬ te ruhig mit jener Milde, die der ätzenden und freſſenden Milch der Schwämme ähnlich iſt:“ nur ruhig, Schönſte! Ich bin es noch; und was hälf' Ihnen Alles, Kind?“ —
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und die dürren Finger und ein vorbeiſtreifen¬
des Berühren ſeines Ordenskreuzes den wahren
Nahmen. Sie riß ſich ſchreiend loß und lief
weg, ohne zu ſehen wohin, und gerieth wieder an
ſeine Hand. Er riß ihre heftig an die magern
heißen Lefzen hinauf: „ja ich bin es, (ſagt' er,)
und liebe Sie mehr als Ihr Graf mit ſeiner
étourderie.“
„Sie ſind ſchlecht und gottlos gegen ein blin¬
des Mädchen — was wollen Sie? — Juſta!
hilft mir denn niemand? — Ach, du guter Gott,
gieb mir meine Augen! (rief ſie fliehend unwis¬
ſend wohin und eingeholt.) Bouverot! Du bö¬
ſer Geiſt!“ rief ſie abwehrend an Orten, wo
er nicht war. Er, wie das Schießpulver, küh¬
lend auf der Zunge und ſengend und zerſchmet¬
ternd, wenn ihn die Gier zündete, ſtellte ſich in
einiger Schlag-Weite von ihr, warf ein Mah¬
ler-Auge auf das reizende Wallen und Beu¬
gen ihres aufgeſtürmten Blumenflors und ſag¬
te ruhig mit jener Milde, die der ätzenden
und freſſenden Milch der Schwämme ähnlich
iſt:“ nur ruhig, Schönſte! Ich bin es noch; und
was hälf' Ihnen Alles, Kind?“ —
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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/259>, abgerufen am 28.11.2024.
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