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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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rath Fraischdörfer, H. Bibliothekar Schoppe
(wenn er will). Leider muß H. v. Augusti als
Lektor zurückbleiben. Dein Lehrer in Rom
(Dian) erwartet Dich mit vieler Sehnsucht. Man
hat mir geschrieben, daß Du die neue Hofdame
der guten Fürstin, Fräul. v. Fr., deren ich mich
als einer sehr braven Zeichnerin entsinne, be¬
sonders begünstigest. Es wird Dich daher in¬
teressiren, daß die Fürstin sie auch mitnimmt,
zumal da ihr wie ich höre, eine Gesundheitsrei¬
se so nöthig ist wie mir. -- Im Frühling, der
ohnehin nicht die schönste Jahreszeit in Italien
ist, kehrest Du wieder zu Deinen Studien nach
Deutschland zurück. -- Noch Etwas im Ver¬
trauen, mein Bester! Man hat meiner Mündel,
der Gräfin von Romeiro, deine Geister-Visio¬
nen aus Pestiz unverhohlen mitgetheilt. Da sie
nun den Herbst und den Winter während mei¬
ner Abwesenheit bei ihrer Freundin, der Prin¬
zessin Julienne zubringt und noch dazu eher
ankommt als ich: so lasse Dich es nicht frappi¬
ren, daß sie Deiner Bekanntschaft ausweicht,
weil sich ihr weiblicher und ihr persönlicher
Stolz durch den gauklerischen Gebrauch ihres

rath Fraiſchdörfer, H. Bibliothekar Schoppe
(wenn er will). Leider muß H. v. Auguſti als
Lektor zurückbleiben. Dein Lehrer in Rom
(Dian) erwartet Dich mit vieler Sehnſucht. Man
hat mir geſchrieben, daß Du die neue Hofdame
der guten Fürſtin, Fräul. v. Fr., deren ich mich
als einer ſehr braven Zeichnerin entſinne, be¬
ſonders begünſtigeſt. Es wird Dich daher in¬
tereſſiren, daß die Fürſtin ſie auch mitnimmt,
zumal da ihr wie ich höre, eine Geſundheitsrei¬
ſe ſo nöthig iſt wie mir. — Im Frühling, der
ohnehin nicht die ſchönſte Jahreszeit in Italien
iſt, kehreſt Du wieder zu Deinen Studien nach
Deutſchland zurück. — Noch Etwas im Ver¬
trauen, mein Beſter! Man hat meiner Mündel,
der Gräfin von Romeiro, deine Geiſter-Viſio¬
nen aus Peſtiz unverhohlen mitgetheilt. Da ſie
nun den Herbſt und den Winter während mei¬
ner Abweſenheit bei ihrer Freundin, der Prin¬
zeſſin Julienne zubringt und noch dazu eher
ankommt als ich: ſo laſſe Dich es nicht frappi¬
ren, daß ſie Deiner Bekanntſchaft ausweicht,
weil ſich ihr weiblicher und ihr perſönlicher
Stolz durch den gaukleriſchen Gebrauch ihres

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[258/0270] rath Fraiſchdörfer, H. Bibliothekar Schoppe (wenn er will). Leider muß H. v. Auguſti als Lektor zurückbleiben. Dein Lehrer in Rom (Dian) erwartet Dich mit vieler Sehnſucht. Man hat mir geſchrieben, daß Du die neue Hofdame der guten Fürſtin, Fräul. v. Fr., deren ich mich als einer ſehr braven Zeichnerin entſinne, be¬ ſonders begünſtigeſt. Es wird Dich daher in¬ tereſſiren, daß die Fürſtin ſie auch mitnimmt, zumal da ihr wie ich höre, eine Geſundheitsrei¬ ſe ſo nöthig iſt wie mir. — Im Frühling, der ohnehin nicht die ſchönſte Jahreszeit in Italien iſt, kehreſt Du wieder zu Deinen Studien nach Deutſchland zurück. — Noch Etwas im Ver¬ trauen, mein Beſter! Man hat meiner Mündel, der Gräfin von Romeiro, deine Geiſter-Viſio¬ nen aus Peſtiz unverhohlen mitgetheilt. Da ſie nun den Herbſt und den Winter während mei¬ ner Abweſenheit bei ihrer Freundin, der Prin¬ zeſſin Julienne zubringt und noch dazu eher ankommt als ich: ſo laſſe Dich es nicht frappi¬ ren, daß ſie Deiner Bekanntſchaft ausweicht, weil ſich ihr weiblicher und ihr perſönlicher Stolz durch den gaukleriſchen Gebrauch ihres

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/270>, abgerufen am 29.11.2024.