Wie plötzlich das ganze Herz freudig er¬ leuchtet wird, nach einem langen finstern Re¬ gentage endlich Abends die Sonne sich unter dem schweren Wasser ein goldnes, offnes Abend¬ thor wölbt, darin rein-glänzend wie in einer Rosenlaube vor der wiederscheinenden Erde steht, ihr einen schönern Tag ansagt und dann mit warmen Blicken verschwindet aus der offnen Rosenlaube: so war es unserem Albano.
Der schöne Tag war noch nicht da, aber der schöne Abend. Er ließ die herkulanischen Bilder unter ihrem Schutt und eilte so schnell als es die Dankbarkeit vergönnte, zum Blatte des Vaters zurück, der so selten eines gab.
Es war dieses da:
"Liebster Albano! Meine Geschäfte und meine Gesundheit sind endlich in solcher Ord¬ nung, daß ich meinen Plan bequem ausführen kann, den ich mit der Fürstin vorhabe, eine kleine Kunstreise nach Rom noch im Herbste zu machen, zu der ich Dich einlade und im Oktober selber abhole. Die übrige Reisegesellschaft wird Dir nicht mißfallen, da sie aus lauter tüchtigen Kunstkennern besteht, H. v. Bouverot, H. Kunst¬
Titan III. R
Wie plötzlich das ganze Herz freudig er¬ leuchtet wird, nach einem langen finſtern Re¬ gentage endlich Abends die Sonne ſich unter dem ſchweren Waſſer ein goldnes, offnes Abend¬ thor wölbt, darin rein-glänzend wie in einer Roſenlaube vor der wiederſcheinenden Erde ſteht, ihr einen ſchönern Tag anſagt und dann mit warmen Blicken verſchwindet aus der offnen Roſenlaube: ſo war es unſerem Albano.
Der ſchöne Tag war noch nicht da, aber der ſchöne Abend. Er ließ die herkulaniſchen Bilder unter ihrem Schutt und eilte ſo ſchnell als es die Dankbarkeit vergönnte, zum Blatte des Vaters zurück, der ſo ſelten eines gab.
Es war dieſes da:
„Liebſter Albano! Meine Geſchäfte und meine Geſundheit ſind endlich in ſolcher Ord¬ nung, daß ich meinen Plan bequem ausführen kann, den ich mit der Fürſtin vorhabe, eine kleine Kunſtreiſe nach Rom noch im Herbſte zu machen, zu der ich Dich einlade und im Oktober ſelber abhole. Die übrige Reiſegeſellſchaft wird Dir nicht mißfallen, da ſie aus lauter tüchtigen Kunſtkennern beſteht, H. v. Bouverot, H. Kunſt¬
Titan III. R
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0269"n="257"/><p>Wie plötzlich das ganze Herz freudig er¬<lb/>
leuchtet wird, nach einem langen finſtern Re¬<lb/>
gentage endlich Abends die Sonne ſich unter<lb/>
dem ſchweren Waſſer ein goldnes, offnes Abend¬<lb/>
thor wölbt, darin rein-glänzend wie in einer<lb/>
Roſenlaube vor der wiederſcheinenden Erde ſteht,<lb/>
ihr einen ſchönern Tag anſagt und dann mit<lb/>
warmen Blicken verſchwindet aus der offnen<lb/>
Roſenlaube: ſo war es unſerem Albano.</p><lb/><p>Der ſchöne Tag war noch nicht da, aber<lb/>
der ſchöne Abend. Er ließ die herkulaniſchen<lb/>
Bilder unter ihrem Schutt und eilte ſo ſchnell<lb/>
als es die Dankbarkeit vergönnte, zum Blatte<lb/>
des Vaters zurück, der ſo ſelten eines gab.</p><lb/><p>Es war dieſes da:</p><lb/><p>„Liebſter Albano! Meine Geſchäfte und<lb/>
meine Geſundheit ſind endlich in ſolcher Ord¬<lb/>
nung, daß ich meinen Plan bequem ausführen<lb/>
kann, den ich mit der Fürſtin vorhabe, eine<lb/>
kleine Kunſtreiſe nach Rom noch im Herbſte zu<lb/>
machen, zu der ich Dich einlade und im Oktober<lb/>ſelber abhole. Die übrige Reiſegeſellſchaft wird<lb/>
Dir nicht mißfallen, da ſie aus lauter tüchtigen<lb/>
Kunſtkennern beſteht, H. v. <hirendition="#aq">Bouverot</hi>, H. Kunſt¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Titan <hirendition="#aq">III</hi>. R<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[257/0269]
Wie plötzlich das ganze Herz freudig er¬
leuchtet wird, nach einem langen finſtern Re¬
gentage endlich Abends die Sonne ſich unter
dem ſchweren Waſſer ein goldnes, offnes Abend¬
thor wölbt, darin rein-glänzend wie in einer
Roſenlaube vor der wiederſcheinenden Erde ſteht,
ihr einen ſchönern Tag anſagt und dann mit
warmen Blicken verſchwindet aus der offnen
Roſenlaube: ſo war es unſerem Albano.
Der ſchöne Tag war noch nicht da, aber
der ſchöne Abend. Er ließ die herkulaniſchen
Bilder unter ihrem Schutt und eilte ſo ſchnell
als es die Dankbarkeit vergönnte, zum Blatte
des Vaters zurück, der ſo ſelten eines gab.
Es war dieſes da:
„Liebſter Albano! Meine Geſchäfte und
meine Geſundheit ſind endlich in ſolcher Ord¬
nung, daß ich meinen Plan bequem ausführen
kann, den ich mit der Fürſtin vorhabe, eine
kleine Kunſtreiſe nach Rom noch im Herbſte zu
machen, zu der ich Dich einlade und im Oktober
ſelber abhole. Die übrige Reiſegeſellſchaft wird
Dir nicht mißfallen, da ſie aus lauter tüchtigen
Kunſtkennern beſteht, H. v. Bouverot, H. Kunſt¬
Titan III. R
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/269>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.