sitzen und ich auf ihrem -- -- Du bist so be¬ trübt, Bruder!" --
"Fliege froh in der Sonnenathmosphäre der Liebe! (sagte sein Freund in der Ge¬ wissenstrauer, die den Menschen einfach, still und demüthig macht) Ich werde dich nie fragen oder stören! Lies das!" Er gab ihm das Blatt der Fürstin und sagte noch, während jener las, zu ihm: "Verflucht sey jede Freude wo Sie keine hat. Ich bleibe hier, bis sie lebt oder nicht!" -- "Auch bleibe hier," versetzte Schop¬ pe unwillkührlich-komisch. "Sey ernsthaft!" sag¬ te Albano. "Sonst konnt' ichs, (sagte er wei¬ nerlich,) seit ehegestern nicht mehr!"
Albano hieß indeß Schoppens Absonderung von der Reisegesellschaft gut; beide erhielten einander auch in der Freundschaft die köstlichste Freiheit. Von Hofmeister-Begleitung war bei beiden nicht die Rede. Schoppe lachte oft Hofmeister von vielen Kenntnissen und Lebens¬ arten aus, wenn sie annahmen, er erziehe aus oder an Albano etwas. "Das Säkulum erzö¬ ge, (sagt' er,) nicht ein Tropf -- Millionen Men¬ schen, nicht einer -- eigentlich höchstens ein pä¬
ſitzen und ich auf ihrem — — Du biſt ſo be¬ trübt, Bruder!“ —
„Fliege froh in der Sonnenathmoſphäre der Liebe! (ſagte ſein Freund in der Ge¬ wiſſenstrauer, die den Menſchen einfach, ſtill und demüthig macht) Ich werde dich nie fragen oder ſtören! Lies das!“ Er gab ihm das Blatt der Fürſtin und ſagte noch, während jener las, zu ihm: „Verflucht ſey jede Freude wo Sie keine hat. Ich bleibe hier, bis ſie lebt oder nicht!“ — „Auch bleibe hier,“ verſetzte Schop¬ pe unwillkührlich-komiſch. „Sey ernſthaft!“ ſag¬ te Albano. „Sonſt konnt' ichs, (ſagte er wei¬ nerlich,) ſeit ehegeſtern nicht mehr!“
Albano hieß indeß Schoppens Abſonderung von der Reiſegeſellſchaft gut; beide erhielten einander auch in der Freundſchaft die köſtlichſte Freiheit. Von Hofmeiſter-Begleitung war bei beiden nicht die Rede. Schoppe lachte oft Hofmeiſter von vielen Kenntniſſen und Lebens¬ arten aus, wenn ſie annahmen, er erziehe aus oder an Albano etwas. „Das Säkulum erzö¬ ge, (ſagt' er,) nicht ein Tropf — Millionen Men¬ ſchen, nicht einer — eigentlich höchſtens ein pä¬
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ſitzen und ich auf ihrem — — Du biſt ſo be¬
trübt, Bruder!“ —
„Fliege froh in der Sonnenathmoſphäre
der Liebe! (ſagte ſein Freund in der Ge¬
wiſſenstrauer, die den Menſchen einfach, ſtill
und demüthig macht) Ich werde dich nie fragen
oder ſtören! Lies das!“ Er gab ihm das Blatt
der Fürſtin und ſagte noch, während jener las,
zu ihm: „Verflucht ſey jede Freude wo Sie
keine hat. Ich bleibe hier, bis ſie lebt oder
nicht!“ — „Auch bleibe hier,“ verſetzte Schop¬
pe unwillkührlich-komiſch. „Sey ernſthaft!“ ſag¬
te Albano. „Sonſt konnt' ichs, (ſagte er wei¬
nerlich,) ſeit ehegeſtern nicht mehr!“
Albano hieß indeß Schoppens Abſonderung
von der Reiſegeſellſchaft gut; beide erhielten
einander auch in der Freundſchaft die köſtlichſte
Freiheit. Von Hofmeiſter-Begleitung war bei
beiden nicht die Rede. Schoppe lachte oft
Hofmeiſter von vielen Kenntniſſen und Lebens¬
arten aus, wenn ſie annahmen, er erziehe aus
oder an Albano etwas. „Das Säkulum erzö¬
ge, (ſagt' er,) nicht ein Tropf — Millionen Men¬
ſchen, nicht einer — eigentlich höchſtens ein pä¬
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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/361>, abgerufen am 26.11.2024.
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