Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.fragte, ob er vorhin mit dem großen Bernhard Sonderbar fühlte sich Albano während des *) Bekanntlich lehnen sie da unverweset anein¬
ander. fragte, ob er vorhin mit dem großen Bernhard Sonderbar fühlte ſich Albano während des *) Bekanntlich lehnen ſie da unverweſet anein¬
ander. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0369" n="357"/> fragte, ob er vorhin mit dem großen Bernhard<lb/> den Schweizerberg gemeint. „Wohl! (verſetzt' er)<lb/> „Ich reiſe jährlich hin, um eine Nacht mit mei¬<lb/> „ner Schweſter zuzubringen.“ — „Meines<lb/> Wiſſens ſind nur Mönche da“ ſagte Albano. —<lb/> „Sie ſteht unter den Erfrornen in der Kloſter¬<lb/> kapelle<note place="foot" n="*)">Bekanntlich lehnen ſie da unverweſet anein¬<lb/> ander.<lb/></note>, (verſetzt' er,) ich bleibe die ganze Nacht<lb/> vor ihr und ſehe ſie an und ſinge Horen.“</p><lb/> <p>Sonderbar fühlte ſich Albano während des<lb/> Zuhörens verändert — was er nur dem Punſch<lb/> zuſchreiben konnte —, es war weniger Rauſch<lb/> als Gluth, eine fliegende Lohe brauſete über<lb/> ſeine innere Welt und der rothe Schein irrte<lb/> an ihren fernſten Gränzen umher; nun war<lb/> ihm als ſteh' er ganz mit dem Kahlkopf auf<lb/> Einem Boden und könne mit dieſem böſen Ge¬<lb/> nius ringen. — „Ich hatt' auch eine (ſagte<lb/> „Albano) — kann man Todte zitiren?“ — „Nein,<lb/> aber Sterbende,“ ſagte der Kahle. — „Huh!“<lb/> ſagte Albano bebend. — „Wen wollt Ihr ſe¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [357/0369]
fragte, ob er vorhin mit dem großen Bernhard
den Schweizerberg gemeint. „Wohl! (verſetzt' er)
„Ich reiſe jährlich hin, um eine Nacht mit mei¬
„ner Schweſter zuzubringen.“ — „Meines
Wiſſens ſind nur Mönche da“ ſagte Albano. —
„Sie ſteht unter den Erfrornen in der Kloſter¬
kapelle *), (verſetzt' er,) ich bleibe die ganze Nacht
vor ihr und ſehe ſie an und ſinge Horen.“
Sonderbar fühlte ſich Albano während des
Zuhörens verändert — was er nur dem Punſch
zuſchreiben konnte —, es war weniger Rauſch
als Gluth, eine fliegende Lohe brauſete über
ſeine innere Welt und der rothe Schein irrte
an ihren fernſten Gränzen umher; nun war
ihm als ſteh' er ganz mit dem Kahlkopf auf
Einem Boden und könne mit dieſem böſen Ge¬
nius ringen. — „Ich hatt' auch eine (ſagte
„Albano) — kann man Todte zitiren?“ — „Nein,
aber Sterbende,“ ſagte der Kahle. — „Huh!“
ſagte Albano bebend. — „Wen wollt Ihr ſe¬
*) Bekanntlich lehnen ſie da unverweſet anein¬
ander.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/369>, abgerufen am 24.06.2024. |