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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Abschiedsverbeugung -- und die einfache, edle
Gestalt verließ ihn mitten in seinem trunknen
Nachschauen; und er war unwillig, daß die
kindischen Spiegel umher der einzigen Göttin
so viele Nachschatten nachzuschicken wagten.

Zu Hause fand er zwar den Wahnsinnigen,
dessen Ohren allein nur in der Wirklichkeit fort¬
lebten, wieder auf den Knieen vor dem sechs¬
ten Glockenschlage; aber seine Hoffnung blühte
jetzt unter einem warmen Himmel. -- Nach
einer Stunde erschien der Lektor und sagte mit
bedeutend-froher Mine: es gehe recht gut, er
hole einen Ausspruch des Arztes über die Krank¬
heit und dann entscheid' es sich darnach.

H. v. Augusti gab ihm mit hofmännischer
Ausführlichkeit den bestimmtern Bericht: die
Gräfin flog zur Fürstin, deren Achtung für den
künftigen Reisegefährten sie kannte und sagte
ihr, sie würd' es in Idoinens Falle ohne Be¬
denken thun. -- Die Fürstin bedachte sich ziem¬
lich und sagte, hierüber könne nur ihre Schwe¬
ster entscheiden -- Beide eilten zu ihr, mahlten
ihr alles vor und Idoine fragte erschrocken,
was sie für ihre Ähnlichkeit und ihre wohlwol¬

Abſchiedsverbeugung — und die einfache, edle
Geſtalt verließ ihn mitten in ſeinem trunknen
Nachſchauen; und er war unwillig, daß die
kindiſchen Spiegel umher der einzigen Göttin
ſo viele Nachſchatten nachzuſchicken wagten.

Zu Hauſe fand er zwar den Wahnſinnigen,
deſſen Ohren allein nur in der Wirklichkeit fort¬
lebten, wieder auf den Knieen vor dem ſechs¬
ten Glockenſchlage; aber ſeine Hoffnung blühte
jetzt unter einem warmen Himmel. — Nach
einer Stunde erſchien der Lektor und ſagte mit
bedeutend-froher Mine: es gehe recht gut, er
hole einen Ausſpruch des Arztes über die Krank¬
heit und dann entſcheid' es ſich darnach.

H. v. Auguſti gab ihm mit hofmänniſcher
Ausführlichkeit den beſtimmtern Bericht: die
Gräfin flog zur Fürſtin, deren Achtung für den
künftigen Reiſegefährten ſie kannte und ſagte
ihr, ſie würd' es in Idoinens Falle ohne Be¬
denken thun. — Die Fürſtin bedachte ſich ziem¬
lich und ſagte, hierüber könne nur ihre Schwe¬
ſter entſcheiden — Beide eilten zu ihr, mahlten
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[410/0422] Abſchiedsverbeugung — und die einfache, edle Geſtalt verließ ihn mitten in ſeinem trunknen Nachſchauen; und er war unwillig, daß die kindiſchen Spiegel umher der einzigen Göttin ſo viele Nachſchatten nachzuſchicken wagten. Zu Hauſe fand er zwar den Wahnſinnigen, deſſen Ohren allein nur in der Wirklichkeit fort¬ lebten, wieder auf den Knieen vor dem ſechs¬ ten Glockenſchlage; aber ſeine Hoffnung blühte jetzt unter einem warmen Himmel. — Nach einer Stunde erſchien der Lektor und ſagte mit bedeutend-froher Mine: es gehe recht gut, er hole einen Ausſpruch des Arztes über die Krank¬ heit und dann entſcheid' es ſich darnach. H. v. Auguſti gab ihm mit hofmänniſcher Ausführlichkeit den beſtimmtern Bericht: die Gräfin flog zur Fürſtin, deren Achtung für den künftigen Reiſegefährten ſie kannte und ſagte ihr, ſie würd' es in Idoinens Falle ohne Be¬ denken thun. — Die Fürſtin bedachte ſich ziem¬ lich und ſagte, hierüber könne nur ihre Schwe¬ ſter entſcheiden — Beide eilten zu ihr, mahlten ihr alles vor und Idoine fragte erſchrocken, was ſie für ihre Ähnlichkeit und ihre wohlwol¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/422>, abgerufen am 21.11.2024.