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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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lig preisen, daß Du einmal in diesen Gängen
so oft zum schönsten Herzen reisen durftest und
daß auf beiden Seiten die klingende und glän¬
zende Natur mit Deiner freudigen Seele mit¬
gieng, wie dem Kinde der Mond durch alle
Gassen nachzulaufen scheint. -- Eine unge¬
wöhnliche Entzückung warf durch sein ganzes
Wesen den langen, breiten Sonnenstreif, die
fernsten Blumen seiner Phantasie thaten sich
auf, alle Töne giengen durch einen hellern
Aether und näher heran. Auch die Blumen
ausser ihm dufteten stärker und der Glocken¬
schlag tönte näher; und beides sagt Ungewit¬
ter an.

So innigfroh erschien er -- und zwar ohne
Roquairol, der überhaupt immer seltner kam
-- vor der Geliebten oben in seinem Kind¬
heitsmuseum, ihrem Gastzimmer, das jetzt der
gewöhnliche Spielplatz seiner Besuche war.
In einem weissen Kleide mit schwarzem Be¬
satz, wie in schöner Halbtrauer, saß sie am Zei¬
chentisch mit schärfern Augen in ein Bild ver¬
tieft. Sie flog ihm ans Herz, aber um ihn
bald wieder vor die Gestalt zu führen, an wel¬

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lig preiſen, daß Du einmal in dieſen Gängen
ſo oft zum ſchönſten Herzen reiſen durfteſt und
daß auf beiden Seiten die klingende und glän¬
zende Natur mit Deiner freudigen Seele mit¬
gieng, wie dem Kinde der Mond durch alle
Gaſſen nachzulaufen ſcheint. — Eine unge¬
wöhnliche Entzückung warf durch ſein ganzes
Weſen den langen, breiten Sonnenſtreif, die
fernſten Blumen ſeiner Phantaſie thaten ſich
auf, alle Töne giengen durch einen hellern
Aether und näher heran. Auch die Blumen
auſſer ihm dufteten ſtärker und der Glocken¬
ſchlag tönte näher; und beides ſagt Ungewit¬
ter an.

So innigfroh erſchien er — und zwar ohne
Roquairol, der überhaupt immer ſeltner kam
— vor der Geliebten oben in ſeinem Kind¬
heitsmuſeum, ihrem Gaſtzimmer, das jetzt der
gewöhnliche Spielplatz ſeiner Beſuche war.
In einem weiſſen Kleide mit ſchwarzem Be¬
ſatz, wie in ſchöner Halbtrauer, ſaß ſie am Zei¬
chentiſch mit ſchärfern Augen in ein Bild ver¬
tieft. Sie flog ihm ans Herz, aber um ihn
bald wieder vor die Geſtalt zu führen, an wel¬

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[35/0047] lig preiſen, daß Du einmal in dieſen Gängen ſo oft zum ſchönſten Herzen reiſen durfteſt und daß auf beiden Seiten die klingende und glän¬ zende Natur mit Deiner freudigen Seele mit¬ gieng, wie dem Kinde der Mond durch alle Gaſſen nachzulaufen ſcheint. — Eine unge¬ wöhnliche Entzückung warf durch ſein ganzes Weſen den langen, breiten Sonnenſtreif, die fernſten Blumen ſeiner Phantaſie thaten ſich auf, alle Töne giengen durch einen hellern Aether und näher heran. Auch die Blumen auſſer ihm dufteten ſtärker und der Glocken¬ ſchlag tönte näher; und beides ſagt Ungewit¬ ter an. So innigfroh erſchien er — und zwar ohne Roquairol, der überhaupt immer ſeltner kam — vor der Geliebten oben in ſeinem Kind¬ heitsmuſeum, ihrem Gaſtzimmer, das jetzt der gewöhnliche Spielplatz ſeiner Beſuche war. In einem weiſſen Kleide mit ſchwarzem Be¬ ſatz, wie in ſchöner Halbtrauer, ſaß ſie am Zei¬ chentiſch mit ſchärfern Augen in ein Bild ver¬ tieft. Sie flog ihm ans Herz, aber um ihn bald wieder vor die Geſtalt zu führen, an wel¬ C 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/47>, abgerufen am 21.11.2024.