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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Endlich trat die Heilige der Rotunda sel¬
ber -- jungfräulich erröthend über diese Nähe
und über sein Erröthen -- herein, um ihn ins
kühle Eßzimmer hinabzuholen. Es war klein
und dämmernd, aber das Herz bedarf zu seinem
Himmel nicht viel Platz und nicht viel Sterne
daran, wenn nur der der Liebe aufgegangen.
Zu den Tischreden -- wodurch erst ein Essen
ein menschliches wird -- und zu den Scher¬
zen -- den feinsten Zwischengerichten, dem
Streuzucker des Gesprächs -- lieferten die Kin¬
der das Ihrige, zumal da sie, unfähig, vom
verbotnen Du zum Sie zu steigen, immer Du-
Sie zugleich gebrauchten. Die hochrothe Cha¬
riton machte Auszüge aus Dians Briefen und
aus ihrer Lebensgeschichte und aus den Wund¬
zetteln von Pollux Armbruch; sie suchte die
Schneeballen zu schätzen, hörte schalkhaft-gläu¬
big auf den Hauptmann hin, der das scherz¬
hafte Ehe-Du gegen Rabette zu fünf Akten
verspann und lächelte gern da, wo es verlangt
wurde. Am meisten lief die Spielwelle aller
Seelen, Karl, fröhlich um; dieser Jupiter, den
immer die Finsternisse so vieler Trabanten um¬

Endlich trat die Heilige der Rotunda ſel¬
ber — jungfräulich erröthend über dieſe Nähe
und über ſein Erröthen — herein, um ihn ins
kühle Eßzimmer hinabzuholen. Es war klein
und dämmernd, aber das Herz bedarf zu ſeinem
Himmel nicht viel Platz und nicht viel Sterne
daran, wenn nur der der Liebe aufgegangen.
Zu den Tiſchreden — wodurch erſt ein Eſſen
ein menſchliches wird — und zu den Scher¬
zen — den feinſten Zwiſchengerichten, dem
Streuzucker des Geſprächs — lieferten die Kin¬
der das Ihrige, zumal da ſie, unfähig, vom
verbotnen Du zum Sie zu ſteigen, immer Du-
Sie zugleich gebrauchten. Die hochrothe Cha¬
riton machte Auszüge aus Dians Briefen und
aus ihrer Lebensgeſchichte und aus den Wund¬
zetteln von Pollux Armbruch; ſie ſuchte die
Schneeballen zu ſchätzen, hörte ſchalkhaft-gläu¬
big auf den Hauptmann hin, der das ſcherz¬
hafte Ehe-Du gegen Rabette zu fünf Akten
verſpann und lächelte gern da, wo es verlangt
wurde. Am meiſten lief die Spielwelle aller
Seelen, Karl, fröhlich um; dieſer Jupiter, den
immer die Finſterniſſe ſo vieler Trabanten um¬

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[72/0084] Endlich trat die Heilige der Rotunda ſel¬ ber — jungfräulich erröthend über dieſe Nähe und über ſein Erröthen — herein, um ihn ins kühle Eßzimmer hinabzuholen. Es war klein und dämmernd, aber das Herz bedarf zu ſeinem Himmel nicht viel Platz und nicht viel Sterne daran, wenn nur der der Liebe aufgegangen. Zu den Tiſchreden — wodurch erſt ein Eſſen ein menſchliches wird — und zu den Scher¬ zen — den feinſten Zwiſchengerichten, dem Streuzucker des Geſprächs — lieferten die Kin¬ der das Ihrige, zumal da ſie, unfähig, vom verbotnen Du zum Sie zu ſteigen, immer Du- Sie zugleich gebrauchten. Die hochrothe Cha¬ riton machte Auszüge aus Dians Briefen und aus ihrer Lebensgeſchichte und aus den Wund¬ zetteln von Pollux Armbruch; ſie ſuchte die Schneeballen zu ſchätzen, hörte ſchalkhaft-gläu¬ big auf den Hauptmann hin, der das ſcherz¬ hafte Ehe-Du gegen Rabette zu fünf Akten verſpann und lächelte gern da, wo es verlangt wurde. Am meiſten lief die Spielwelle aller Seelen, Karl, fröhlich um; dieſer Jupiter, den immer die Finſterniſſe ſo vieler Trabanten um¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/84>, abgerufen am 09.11.2024.