Nachricht von des Fürsten naher Abblüthe ei¬ nen erbitterten Kampf mit der Fürstinn, welche in dessen Todesfalle eine Regentschaft -- oder Vormundschaft -- begehre, schon wegen der Möglichkeit eines Fürstenhut-Erben. Der Rit¬ ter sagt' ihr gerade zu, diese Möglichkeit sey eine Unmöglichkeit und er werde, mit neuen ihr unbekannten Beweisen sie ohne Weiteres an¬ greifen. Er gab ihr geradezu zu verstehen, daß er sogar gegen den Fall gerüstet sey, wo ein augenscheinlicher Beweis des Gegentheils (ein Erbprinz) ihm entgegengestellet würde. Die Fürstinn versetzte erbittert, sie errathe nicht, war¬ um er für die Haarhaarsche Linie und Erbfolge sich im Geringsten mehr bekümmere und sorge als für die Hohenfliesser. Er brachte sie bis zu Thränen; denn er konnte ohne Schonung ihr die grausamsten Worte wie Wiederhaken tief ins Herz werfen; er hatte die vollendete Ent¬ schlossenheit eines Staatsmannes, der wie ein großer Raubvogel, das Opferthier, das er nicht bezwingen oder schleppen kann, an einen Ab¬ grund treibt und mit den Flügeln hinunter¬ schlägt, um es drunten besiegt zu finden. Ein
Nachricht von des Fürſten naher Abblüthe ei¬ nen erbitterten Kampf mit der Fürſtinn, welche in deſſen Todesfalle eine Regentſchaft — oder Vormundſchaft — begehre, ſchon wegen der Möglichkeit eines Fürſtenhut-Erben. Der Rit¬ ter ſagt' ihr gerade zu, dieſe Möglichkeit ſey eine Unmöglichkeit und er werde, mit neuen ihr unbekannten Beweiſen ſie ohne Weiteres an¬ greifen. Er gab ihr geradezu zu verſtehen, daß er ſogar gegen den Fall gerüſtet ſey, wo ein augenſcheinlicher Beweis des Gegentheils (ein Erbprinz) ihm entgegengeſtellet würde. Die Fürſtinn verſetzte erbittert, ſie errathe nicht, war¬ um er für die Haarhaarſche Linie und Erbfolge ſich im Geringſten mehr bekümmere und ſorge als für die Hohenflieſſer. Er brachte ſie bis zu Thränen; denn er konnte ohne Schonung ihr die grauſamſten Worte wie Wiederhaken tief ins Herz werfen; er hatte die vollendete Ent¬ ſchloſſenheit eines Staatsmannes, der wie ein großer Raubvogel, das Opferthier, das er nicht bezwingen oder ſchleppen kann, an einen Ab¬ grund treibt und mit den Flügeln hinunter¬ ſchlägt, um es drunten beſiegt zu finden. Ein
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Nachricht von des Fürſten naher Abblüthe ei¬
nen erbitterten Kampf mit der Fürſtinn, welche
in deſſen Todesfalle eine Regentſchaft — oder
Vormundſchaft — begehre, ſchon wegen der
Möglichkeit eines Fürſtenhut-Erben. Der Rit¬
ter ſagt' ihr gerade zu, dieſe Möglichkeit ſey
eine Unmöglichkeit und er werde, mit neuen ihr
unbekannten Beweiſen ſie ohne Weiteres an¬
greifen. Er gab ihr geradezu zu verſtehen,
daß er ſogar gegen den Fall gerüſtet ſey, wo
ein augenſcheinlicher Beweis des Gegentheils
(ein Erbprinz) ihm entgegengeſtellet würde. Die
Fürſtinn verſetzte erbittert, ſie errathe nicht, war¬
um er für die Haarhaarſche Linie und Erbfolge
ſich im Geringſten mehr bekümmere und ſorge
als für die Hohenflieſſer. Er brachte ſie bis zu
Thränen; denn er konnte ohne Schonung ihr
die grauſamſten Worte wie Wiederhaken tief
ins Herz werfen; er hatte die vollendete Ent¬
ſchloſſenheit eines Staatsmannes, der wie ein
großer Raubvogel, das Opferthier, das er nicht
bezwingen oder ſchleppen kann, an einen Ab¬
grund treibt und mit den Flügeln hinunter¬
ſchlägt, um es drunten beſiegt zu finden. Ein
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/104>, abgerufen am 04.12.2024.
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