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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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ber, welche die Feier-Lampen für den Abend
ordneten, zu einander ämsig herübersprachen
und wie sie die wiederkommende Agata grü߬
ten und fragten -- und wie alle Gesichter so
heiter waren, alle Gestalten so zierlich und sel¬
ber die ärmste in Seide -- und wie die leben¬
digen Knaben kleine Kastaniengipfel niederzo¬
gen -- und wie der alte Vater der Insel, der
hohe Epomeo, vor ihnen ganz in Weinlaub
und Frühlingsblumen gekleidet stand, aus de¬
ren süßem Grün nur zerstreuete weisse Lusthäu¬
ser beglückter Berganwohner schaueten: so war
es Albano als sey ihm das lästige Gepäcke des
Lebens in die Wellen entfallen und die aufrech¬
te Brust sauge weit den kühlen von Elysium
her wehenden Äther ein; -- über dem Meere
drüben lag die vorige stürmische Welt mit ih¬
ren heißen Küsten.

Agata führte beide ins elterliche Haus am
östlichen Abhang des Epomeo und rief sogleich
im lauten frohlockenden Empfang eben so laut:
"Das sind zwei brave Herren, die ins Haus
wollen." Der Vater sagte sofort: "Willkom¬
men, Exzellenzen! Ihr sollt gern die Zimmer

ber, welche die Feier-Lampen für den Abend
ordneten, zu einander ämſig herüberſprachen
und wie ſie die wiederkommende Agata grü߬
ten und fragten — und wie alle Geſichter ſo
heiter waren, alle Geſtalten ſo zierlich und ſel¬
ber die ärmſte in Seide — und wie die leben¬
digen Knaben kleine Kaſtaniengipfel niederzo¬
gen — und wie der alte Vater der Inſel, der
hohe Epomeo, vor ihnen ganz in Weinlaub
und Frühlingsblumen gekleidet ſtand, aus de¬
ren ſüßem Grün nur zerſtreuete weiſſe Luſthäu¬
ſer beglückter Berganwohner ſchaueten: ſo war
es Albano als ſey ihm das läſtige Gepäcke des
Lebens in die Wellen entfallen und die aufrech¬
te Bruſt ſauge weit den kühlen von Elyſium
her wehenden Äther ein; — über dem Meere
drüben lag die vorige ſtürmiſche Welt mit ih¬
ren heißen Küſten.

Agata führte beide ins elterliche Haus am
öſtlichen Abhang des Epomeo und rief ſogleich
im lauten frohlockenden Empfang eben ſo laut:
„Das ſind zwei brave Herren, die ins Haus
wollen.“ Der Vater ſagte ſofort: „Willkom¬
men, Exzellenzen! Ihr ſollt gern die Zimmer

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[122/0134] ber, welche die Feier-Lampen für den Abend ordneten, zu einander ämſig herüberſprachen und wie ſie die wiederkommende Agata grü߬ ten und fragten — und wie alle Geſichter ſo heiter waren, alle Geſtalten ſo zierlich und ſel¬ ber die ärmſte in Seide — und wie die leben¬ digen Knaben kleine Kaſtaniengipfel niederzo¬ gen — und wie der alte Vater der Inſel, der hohe Epomeo, vor ihnen ganz in Weinlaub und Frühlingsblumen gekleidet ſtand, aus de¬ ren ſüßem Grün nur zerſtreuete weiſſe Luſthäu¬ ſer beglückter Berganwohner ſchaueten: ſo war es Albano als ſey ihm das läſtige Gepäcke des Lebens in die Wellen entfallen und die aufrech¬ te Bruſt ſauge weit den kühlen von Elyſium her wehenden Äther ein; — über dem Meere drüben lag die vorige ſtürmiſche Welt mit ih¬ ren heißen Küſten. Agata führte beide ins elterliche Haus am öſtlichen Abhang des Epomeo und rief ſogleich im lauten frohlockenden Empfang eben ſo laut: „Das ſind zwei brave Herren, die ins Haus wollen.“ Der Vater ſagte ſofort: „Willkom¬ men, Exzellenzen! Ihr ſollt gern die Zimmer

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/134>, abgerufen am 04.12.2024.