Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.füllte das ganze Haus; und Kanarienvögel Es giebt Augenblicke, wo die beiden Wel¬ füllte das ganze Haus; und Kanarienvögel Es giebt Augenblicke, wo die beiden Wel¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0019" n="7"/> füllte das ganze Haus; und Kanarienvögel<lb/> lärmten noch durch den Lärm hindurch.</p><lb/> <p>Es giebt Augenblicke, wo die beiden Wel¬<lb/> ten, die irdiſche und die geiſtige, nahe an ein¬<lb/> ander vorüberſtreifen und wo Erdentag und<lb/> Himmelsnacht ſich in Dämmerungen berühren.<lb/> Wie die Schatten der himmliſchen Glanzwolken<lb/> über die Blüthen und Ernten der Erde weglau¬<lb/> fen: ſo wirft überall der Himmel auf die ge¬<lb/> meine Fläche der Wirklichkeit ſeine leichten<lb/> Schatten und Wiederſcheine. So fand es jetzt<lb/> Albano. Der Ring und das ſchwärmeriſche<lb/> Wort ſeines kalten Vaters hatten ihn wie<lb/> Blitze geblendet. Unten an der Hausthüre<lb/> fand er ein Mädchen, das ein Waarenlager<lb/> von Zitronen vor ſich trug. Plötzlich und un¬<lb/> angenehm brach das Geläute ab; er blickte<lb/> zum Glockenthurm und ein weiſſer Geier ſaß<lb/> auf der Fahne. Bald kam der Glocken-Zie¬<lb/> her ſelber, um etwas zu trinken, und fieng mit<lb/> ſtarkem, und doch nicht übel gemeintem Flu¬<lb/> chen auf den Kammerherrn an, der ihn ſeit<lb/> drei Wochen läuten laſſe und dem er bloß<lb/> wünſche, daß ſolcher wie Er ſelber im vorigen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0019]
füllte das ganze Haus; und Kanarienvögel
lärmten noch durch den Lärm hindurch.
Es giebt Augenblicke, wo die beiden Wel¬
ten, die irdiſche und die geiſtige, nahe an ein¬
ander vorüberſtreifen und wo Erdentag und
Himmelsnacht ſich in Dämmerungen berühren.
Wie die Schatten der himmliſchen Glanzwolken
über die Blüthen und Ernten der Erde weglau¬
fen: ſo wirft überall der Himmel auf die ge¬
meine Fläche der Wirklichkeit ſeine leichten
Schatten und Wiederſcheine. So fand es jetzt
Albano. Der Ring und das ſchwärmeriſche
Wort ſeines kalten Vaters hatten ihn wie
Blitze geblendet. Unten an der Hausthüre
fand er ein Mädchen, das ein Waarenlager
von Zitronen vor ſich trug. Plötzlich und un¬
angenehm brach das Geläute ab; er blickte
zum Glockenthurm und ein weiſſer Geier ſaß
auf der Fahne. Bald kam der Glocken-Zie¬
her ſelber, um etwas zu trinken, und fieng mit
ſtarkem, und doch nicht übel gemeintem Flu¬
chen auf den Kammerherrn an, der ihn ſeit
drei Wochen läuten laſſe und dem er bloß
wünſche, daß ſolcher wie Er ſelber im vorigen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |