Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.Albano fand in diesem Karakter eine stille Er besuchte nun die unterirdische Stadt in Albano fand in dieſem Karakter eine ſtille Er beſuchte nun die unterirdiſche Stadt in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0208" n="196"/> <p>Albano fand in dieſem Karakter eine ſtille<lb/> Rechtfertigung und Erfüllung aller Foderungen,<lb/> die er früher bei Lianens Leben immer an ein<lb/> geliebtes Weſen machen mußte; er nahm aber<lb/> in der Unſchuld ſeiner Liebe nicht wahr, daß<lb/> gerade dieſem Weſen die in ſeinem Briefe re¬<lb/> gierende Sehnſucht nach Krieg und Thaten nicht<lb/> gefallen könne.</p><lb/> <p>Er beſuchte nun die unterirdiſche Stadt in<lb/> ihrem Gottesacker, gleichſam neben der Ceſtius-<lb/> Pyramide des Vulkans. Dian gieng mit ihm<lb/> das Herkulanum als ein antiquariſches Lexikon<lb/> durch, um ihm die ganze Haushaltung der Al¬<lb/> ten bis zum Mahlen hinauf aufzublättern; aber<lb/> Albano war bewegter als ſein Freund von die¬<lb/> ſer mitten in der Gegenwart wohnenden Ver¬<lb/> gangenheit, von den ſtillen Häuſern und nächt¬<lb/> lichen Gaſſen und von den häufigen Spuren<lb/> der fliehenden Verzweiflung. „Wären denn<lb/> nicht dieſe Leute alle jetzt doch todt ohne den<lb/> Veſuv?“ fragt' ihn Dian heiter im heitern<lb/> Lande. „Ich frag' Euch lieber (fuhr er fort,)<lb/> ob ein Baumeiſter, wenn er aus dieſer Kunſt¬<lb/> kammer oder Kunſtſtadt gekommen, in Eurem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0208]
Albano fand in dieſem Karakter eine ſtille
Rechtfertigung und Erfüllung aller Foderungen,
die er früher bei Lianens Leben immer an ein
geliebtes Weſen machen mußte; er nahm aber
in der Unſchuld ſeiner Liebe nicht wahr, daß
gerade dieſem Weſen die in ſeinem Briefe re¬
gierende Sehnſucht nach Krieg und Thaten nicht
gefallen könne.
Er beſuchte nun die unterirdiſche Stadt in
ihrem Gottesacker, gleichſam neben der Ceſtius-
Pyramide des Vulkans. Dian gieng mit ihm
das Herkulanum als ein antiquariſches Lexikon
durch, um ihm die ganze Haushaltung der Al¬
ten bis zum Mahlen hinauf aufzublättern; aber
Albano war bewegter als ſein Freund von die¬
ſer mitten in der Gegenwart wohnenden Ver¬
gangenheit, von den ſtillen Häuſern und nächt¬
lichen Gaſſen und von den häufigen Spuren
der fliehenden Verzweiflung. „Wären denn
nicht dieſe Leute alle jetzt doch todt ohne den
Veſuv?“ fragt' ihn Dian heiter im heitern
Lande. „Ich frag' Euch lieber (fuhr er fort,)
ob ein Baumeiſter, wenn er aus dieſer Kunſt¬
kammer oder Kunſtſtadt gekommen, in Eurem
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