und entzünden: eben so glitten die Felsen der bevölkerten Landschaft und der runde Vesta's- Tempel und die in einander fliessenden Thäler vom römischen Thore an bis zum Tempel, diese glänzenden Reihen glitten nur als Traum- und Wasserbilder vor dem Herzen vorüber, worin eine Geliebte lebendig blühte und mit der Fülle einer Welt eine Welt verdrängte.
Er irrte unter dem Gewühle der Aussichten umher, ohne die schönste zu finden, als ihn ein kurzer blaßgelber reichgekleideter Mensch mit eingeschrumpftem Gesichte erblickte und mit dem seidnen Arm auf den Weg zur Kaskade zeigte ungefragt sagend: wenn er die Damen suche, so seyen sie bei der großen Kaskade.
Albano schwieg, gieng weiter, sah zwei und erkannte Linda an ihrer hohen Gestalt. End¬ lich sahen, fanden, umfaßten sich die drei Men¬ schen und der herrliche Wassersturm wehte in die Entzückung. Linda sagte zärtliche Worte der Liebe und glaubte stumm zu seyn, denn das schöne Gewitter aus Strömen zerriß die zarten Sylben wie Schmetterlinge. Sie hatten sich nicht gehört und standen, schmachtend nach
und entzünden: eben ſo glitten die Felſen der bevölkerten Landſchaft und der runde Veſta's- Tempel und die in einander flieſſenden Thäler vom römiſchen Thore an bis zum Tempel, dieſe glänzenden Reihen glitten nur als Traum- und Waſſerbilder vor dem Herzen vorüber, worin eine Geliebte lebendig blühte und mit der Fülle einer Welt eine Welt verdrängte.
Er irrte unter dem Gewühle der Ausſichten umher, ohne die ſchönſte zu finden, als ihn ein kurzer blaßgelber reichgekleideter Menſch mit eingeſchrumpftem Geſichte erblickte und mit dem ſeidnen Arm auf den Weg zur Kaskade zeigte ungefragt ſagend: wenn er die Damen ſuche, ſo ſeyen ſie bei der großen Kaskade.
Albano ſchwieg, gieng weiter, ſah zwei und erkannte Linda an ihrer hohen Geſtalt. End¬ lich ſahen, fanden, umfaßten ſich die drei Men¬ ſchen und der herrliche Waſſerſturm wehte in die Entzückung. Linda ſagte zärtliche Worte der Liebe und glaubte ſtumm zu ſeyn, denn das ſchöne Gewitter aus Strömen zerriß die zarten Sylben wie Schmetterlinge. Sie hatten ſich nicht gehört und ſtanden, ſchmachtend nach
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und entzünden: eben ſo glitten die Felſen der
bevölkerten Landſchaft und der runde Veſta's-
Tempel und die in einander flieſſenden Thäler
vom römiſchen Thore an bis zum Tempel, dieſe
glänzenden Reihen glitten nur als Traum- und
Waſſerbilder vor dem Herzen vorüber, worin
eine Geliebte lebendig blühte und mit der Fülle
einer Welt eine Welt verdrängte.
Er irrte unter dem Gewühle der Ausſichten
umher, ohne die ſchönſte zu finden, als ihn ein
kurzer blaßgelber reichgekleideter Menſch mit
eingeſchrumpftem Geſichte erblickte und mit
dem ſeidnen Arm auf den Weg zur Kaskade
zeigte ungefragt ſagend: wenn er die Damen
ſuche, ſo ſeyen ſie bei der großen Kaskade.
Albano ſchwieg, gieng weiter, ſah zwei und
erkannte Linda an ihrer hohen Geſtalt. End¬
lich ſahen, fanden, umfaßten ſich die drei Men¬
ſchen und der herrliche Waſſerſturm wehte in
die Entzückung. Linda ſagte zärtliche Worte
der Liebe und glaubte ſtumm zu ſeyn, denn
das ſchöne Gewitter aus Strömen zerriß die
zarten Sylben wie Schmetterlinge. Sie hatten
ſich nicht gehört und ſtanden, ſchmachtend nach
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/225>, abgerufen am 19.05.2024.
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