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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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nah drei Jahren stand ich auf der zehnten
Terrasse der Isola bella ganz unerwartet vor
der Gräfinn Cesara -- Himmel und Hölle!
welch ein Weib war Deine Mutter! Sie warf
jeden in beide auf einmal, ich weiß nicht ob
Deinen Vater auch. Schreiber dieses stand in
seiner letzten ornithologischen Verwandlung vor
ihr, als stiller Perlhahn (Thränen müssen die
Perlen seyn) und konterfeiete sie ab, nach we¬
nigen Wochen.

Sie hatte zwei Kinder, Dich -- Deiner schon
damals geschärften Bildung entsinn' ich mich
klar -- und Deine Schwester, die sogenannte
Severina. Dein Vater war nicht da, aber sein
Wachsbild, wornach ich ihn gleich achtzehn
Jahre später in Rom wieder erkannte. Auch
Deine Schwester war noch wächsern wiederholt,
nur Du nicht. Eine Dir von weitem ähnliche
Wachsfigur, die Dich als einen Mann vorgau¬
kelte, stellte der Bruder Deines Vaters, der
mit da war, Dir immer als einen Flügelmann
Deiner Zukunft vor, sagte, Du seyest hier im
voraus kubirt und schon ins Große getrieben,
von der Flasche auf das Faß gefüllt, um Dich

nah drei Jahren ſtand ich auf der zehnten
Terraſſe der Isola bella ganz unerwartet vor
der Gräfinn Ceſara — Himmel und Hölle!
welch ein Weib war Deine Mutter! Sie warf
jeden in beide auf einmal, ich weiß nicht ob
Deinen Vater auch. Schreiber dieſes ſtand in
ſeiner letzten ornithologiſchen Verwandlung vor
ihr, als ſtiller Perlhahn (Thränen müſſen die
Perlen ſeyn) und konterfeiete ſie ab, nach we¬
nigen Wochen.

Sie hatte zwei Kinder, Dich — Deiner ſchon
damals geſchärften Bildung entſinn' ich mich
klar — und Deine Schweſter, die ſogenannte
Severina. Dein Vater war nicht da, aber ſein
Wachsbild, wornach ich ihn gleich achtzehn
Jahre ſpäter in Rom wieder erkannte. Auch
Deine Schweſter war noch wächſern wiederholt,
nur Du nicht. Eine Dir von weitem ähnliche
Wachsfigur, die Dich als einen Mann vorgau¬
kelte, ſtellte der Bruder Deines Vaters, der
mit da war, Dir immer als einen Flügelmann
Deiner Zukunft vor, ſagte, Du ſeyeſt hier im
voraus kubirt und ſchon ins Große getrieben,
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[302/0314] nah drei Jahren ſtand ich auf der zehnten Terraſſe der Isola bella ganz unerwartet vor der Gräfinn Ceſara — Himmel und Hölle! welch ein Weib war Deine Mutter! Sie warf jeden in beide auf einmal, ich weiß nicht ob Deinen Vater auch. Schreiber dieſes ſtand in ſeiner letzten ornithologiſchen Verwandlung vor ihr, als ſtiller Perlhahn (Thränen müſſen die Perlen ſeyn) und konterfeiete ſie ab, nach we¬ nigen Wochen. Sie hatte zwei Kinder, Dich — Deiner ſchon damals geſchärften Bildung entſinn' ich mich klar — und Deine Schweſter, die ſogenannte Severina. Dein Vater war nicht da, aber ſein Wachsbild, wornach ich ihn gleich achtzehn Jahre ſpäter in Rom wieder erkannte. Auch Deine Schweſter war noch wächſern wiederholt, nur Du nicht. Eine Dir von weitem ähnliche Wachsfigur, die Dich als einen Mann vorgau¬ kelte, ſtellte der Bruder Deines Vaters, der mit da war, Dir immer als einen Flügelmann Deiner Zukunft vor, ſagte, Du ſeyeſt hier im voraus kubirt und ſchon ins Große getrieben, von der Flaſche auf das Faß gefüllt, um Dich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/314>, abgerufen am 22.11.2024.