bano in das erleuchtete Haus, wovor der Wa¬ gen der Fürstin stand, und wandte schwer das Auge von diesen Höhen der Welt, wovon einst ein leichtes Wort, wie eine Schneeflocke lange rollte und ewig wuchs, bis es in einem frem¬ den Lande eine Stadt erdrückte mit der Schlag¬ lauwine.
Die Fürstinn mit ihrer Gesellschaft sah er¬ freuet die neue kommen. Der alte Fürst Lau¬ ria empfing höflich und zurückhaltend seinen Enkel. Seine unzähligen Bedienten redeten fast alle Sprachen Europa's durch einander. Al¬ bano fragte sogleich den Ritter nach seinem Lehrer Dian, diesem auf den Römer geimpf¬ ten Griechen; aber gerade an das Menschlichste hatte, wie immer die Großen, Gaspard nicht gedacht. Man schickte in dessen nahe Wohnung; er war nicht zu Hause.
Man speisete. Der Fürst bewirthete sogleich mit seinem Lieblings-Schaugericht, mit dem politischen Weltlauf, und gab das Neueste von der französischen Revolution. Zeitungen waren ihm Ewigkeiten, Nouvellen Antiken; er hielt alle Blätter Europa's und daher zu jedem den
bano in das erleuchtete Haus, wovor der Wa¬ gen der Fürſtin ſtand, und wandte ſchwer das Auge von dieſen Höhen der Welt, wovon einſt ein leichtes Wort, wie eine Schneeflocke lange rollte und ewig wuchs, bis es in einem frem¬ den Lande eine Stadt erdrückte mit der Schlag¬ lauwine.
Die Fürſtinn mit ihrer Geſellſchaft ſah er¬ freuet die neue kommen. Der alte Fürſt Lau¬ ria empfing höflich und zurückhaltend ſeinen Enkel. Seine unzähligen Bedienten redeten faſt alle Sprachen Europa's durch einander. Al¬ bano fragte ſogleich den Ritter nach ſeinem Lehrer Dian, dieſem auf den Römer geimpf¬ ten Griechen; aber gerade an das Menſchlichſte hatte, wie immer die Großen, Gaſpard nicht gedacht. Man ſchickte in deſſen nahe Wohnung; er war nicht zu Hauſe.
Man ſpeiſete. Der Fürſt bewirthete ſogleich mit ſeinem Lieblings-Schaugericht, mit dem politiſchen Weltlauf, und gab das Neueſte von der franzöſiſchen Revolution. Zeitungen waren ihm Ewigkeiten, Nouvellen Antiken; er hielt alle Blätter Europa's und daher zu jedem den
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[25/0037]
bano in das erleuchtete Haus, wovor der Wa¬
gen der Fürſtin ſtand, und wandte ſchwer das
Auge von dieſen Höhen der Welt, wovon einſt
ein leichtes Wort, wie eine Schneeflocke lange
rollte und ewig wuchs, bis es in einem frem¬
den Lande eine Stadt erdrückte mit der Schlag¬
lauwine.
Die Fürſtinn mit ihrer Geſellſchaft ſah er¬
freuet die neue kommen. Der alte Fürſt Lau¬
ria empfing höflich und zurückhaltend ſeinen
Enkel. Seine unzähligen Bedienten redeten faſt
alle Sprachen Europa's durch einander. Al¬
bano fragte ſogleich den Ritter nach ſeinem
Lehrer Dian, dieſem auf den Römer geimpf¬
ten Griechen; aber gerade an das Menſchlichſte
hatte, wie immer die Großen, Gaſpard nicht
gedacht. Man ſchickte in deſſen nahe Wohnung;
er war nicht zu Hauſe.
Man ſpeiſete. Der Fürſt bewirthete ſogleich
mit ſeinem Lieblings-Schaugericht, mit dem
politiſchen Weltlauf, und gab das Neueſte von
der franzöſiſchen Revolution. Zeitungen waren
ihm Ewigkeiten, Nouvellen Antiken; er hielt
alle Blätter Europa's und daher zu jedem den
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/37>, abgerufen am 08.05.2024.
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