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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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men tauschen. -- Vielleicht hab' ich auch etwas
getrunken -- aber ich bereue ja das Gestern --
und ich liebe Dich ja neu. Ach, Du, liebst
Du denn auch mein Innres, Linda?"

"Süßer Jüngling, kann ich es denn jetzt
nicht ewig lieben? -- Ich bleibe ja bei Dir
und Du bei mir."

"Ach Du kennst mich nicht. Wenn weiß es
denn der Mensch, daß gerade Er, gerade die¬
ses Ich gemeinet und geliebet werde? Nur
Gestalten werden umfasset, nur Hüllen umarmt,
wer drückt denn ein Ich ans Ich? -- Gott
etwa
. --

"Und ich Dich" -- sagte Linda.

"O Linda, liebst Du mich fort in meinem
Grabe, wenn die Spreu des Lebens verflo¬
gen ist -- liebst Du mich fort in meiner Hölle,
wenn ich Dich aus Liebe gegen Dich belogen
habe? Ist denn Liebe die Entschuldigung der
Liebe?" --

"Ich liebe Dich fort, wenn Du mich liebst.
Bist Du die Giftblume, so bin ich die Biene
und sterbe in dem süßen Kelch."

Die Braut sank an seinen Hals. Er um¬

men tauſchen. — Vielleicht hab' ich auch etwas
getrunken — aber ich bereue ja das Geſtern —
und ich liebe Dich ja neu. Ach, Du, liebſt
Du denn auch mein Innres, Linda?“

„Süßer Jüngling, kann ich es denn jetzt
nicht ewig lieben? — Ich bleibe ja bei Dir
und Du bei mir.“

„Ach Du kennſt mich nicht. Wenn weiß es
denn der Menſch, daß gerade Er, gerade die¬
ſes Ich gemeinet und geliebet werde? Nur
Geſtalten werden umfaſſet, nur Hüllen umarmt,
wer drückt denn ein Ich ans Ich? — Gott
etwa
. —

„Und ich Dich“ — ſagte Linda.

„O Linda, liebſt Du mich fort in meinem
Grabe, wenn die Spreu des Lebens verflo¬
gen iſt — liebſt Du mich fort in meiner Hölle,
wenn ich Dich aus Liebe gegen Dich belogen
habe? Iſt denn Liebe die Entſchuldigung der
Liebe?“ —

„Ich liebe Dich fort, wenn Du mich liebſt.
Biſt Du die Giftblume, ſo bin ich die Biene
und ſterbe in dem ſüßen Kelch.“

Die Braut ſank an ſeinen Hals. Er um¬

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[374/0386] men tauſchen. — Vielleicht hab' ich auch etwas getrunken — aber ich bereue ja das Geſtern — und ich liebe Dich ja neu. Ach, Du, liebſt Du denn auch mein Innres, Linda?“ „Süßer Jüngling, kann ich es denn jetzt nicht ewig lieben? — Ich bleibe ja bei Dir und Du bei mir.“ „Ach Du kennſt mich nicht. Wenn weiß es denn der Menſch, daß gerade Er, gerade die¬ ſes Ich gemeinet und geliebet werde? Nur Geſtalten werden umfaſſet, nur Hüllen umarmt, wer drückt denn ein Ich ans Ich? — Gott etwa. — „Und ich Dich“ — ſagte Linda. „O Linda, liebſt Du mich fort in meinem Grabe, wenn die Spreu des Lebens verflo¬ gen iſt — liebſt Du mich fort in meiner Hölle, wenn ich Dich aus Liebe gegen Dich belogen habe? Iſt denn Liebe die Entſchuldigung der Liebe?“ — „Ich liebe Dich fort, wenn Du mich liebſt. Biſt Du die Giftblume, ſo bin ich die Biene und ſterbe in dem ſüßen Kelch.“ Die Braut ſank an ſeinen Hals. Er um¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/386>, abgerufen am 22.11.2024.