Geist der Eifersucht auf: "sie ist nun meine Verlobte" sagt' er sich; und die Sonnenfinster¬ niß verworrner Reue wurde vom Gewitter des Unmuths verdeckt. Linda, über seine Stim¬ menähnlichkeit zürnend aus innerm Schauder, stand vor ihm wie ein Diamant, hell, glän¬ zend, hart und schneidend, Albano aber sanft, im Nachtönen der Harmonie, auf dem Gottes¬ acker der Schwester dieses Bruders und in eini¬ ger Verwirrung. In Roquairol schlich wieder der gestrige unreine Argwohn herum, daß viel¬ leicht Albano und Linda nicht mehr unschuldig seyn.
Zornig bat er heute Linda, sein Trauerspiel mit anzusehen. "Sie sagten mir (sagte sie zu Albano) es schließe so tragisch, ich bin davon keine Freundinn." -- "Er kennt es gar nicht," sagte Roquairol. "Nein", sagte Albano. -- Wie die Schlange sah er auf das Paradies der ersten Menschen herab, sich froh bewußt, daß er ihnen vom Baume seines Erkenntnisses den Apfel reichen konnte, der sie sogleich dar¬ aus verjagte. "Zudem (fügte sie dazu) seh' ich abends schlecht oder gar nicht." Roquairol stellte
Geiſt der Eiferſucht auf: „ſie iſt nun meine Verlobte“ ſagt' er ſich; und die Sonnenfinſter¬ niß verworrner Reue wurde vom Gewitter des Unmuths verdeckt. Linda, über ſeine Stim¬ menähnlichkeit zürnend aus innerm Schauder, ſtand vor ihm wie ein Diamant, hell, glän¬ zend, hart und ſchneidend, Albano aber ſanft, im Nachtönen der Harmonie, auf dem Gottes¬ acker der Schweſter dieſes Bruders und in eini¬ ger Verwirrung. In Roquairol ſchlich wieder der geſtrige unreine Argwohn herum, daß viel¬ leicht Albano und Linda nicht mehr unſchuldig ſeyn.
Zornig bat er heute Linda, ſein Trauerſpiel mit anzuſehen. „Sie ſagten mir (ſagte ſie zu Albano) es ſchließe ſo tragiſch, ich bin davon keine Freundinn.“ — „Er kennt es gar nicht,“ ſagte Roquairol. „Nein“, ſagte Albano. — Wie die Schlange ſah er auf das Paradies der erſten Menſchen herab, ſich froh bewußt, daß er ihnen vom Baume ſeines Erkenntniſſes den Apfel reichen konnte, der ſie ſogleich dar¬ aus verjagte. „Zudem (fügte ſie dazu) ſeh' ich abends ſchlecht oder gar nicht.“ Roquairol ſtellte
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Geiſt der Eiferſucht auf: „ſie iſt nun meine
Verlobte“ ſagt' er ſich; und die Sonnenfinſter¬
niß verworrner Reue wurde vom Gewitter des
Unmuths verdeckt. Linda, über ſeine Stim¬
menähnlichkeit zürnend aus innerm Schauder,
ſtand vor ihm wie ein Diamant, hell, glän¬
zend, hart und ſchneidend, Albano aber ſanft,
im Nachtönen der Harmonie, auf dem Gottes¬
acker der Schweſter dieſes Bruders und in eini¬
ger Verwirrung. In Roquairol ſchlich wieder
der geſtrige unreine Argwohn herum, daß viel¬
leicht Albano und Linda nicht mehr unſchuldig
ſeyn.
Zornig bat er heute Linda, ſein Trauerſpiel
mit anzuſehen. „Sie ſagten mir (ſagte ſie zu
Albano) es ſchließe ſo tragiſch, ich bin davon
keine Freundinn.“ — „Er kennt es gar nicht,“
ſagte Roquairol. „Nein“, ſagte Albano. —
Wie die Schlange ſah er auf das Paradies
der erſten Menſchen herab, ſich froh bewußt,
daß er ihnen vom Baume ſeines Erkenntniſſes
den Apfel reichen konnte, der ſie ſogleich dar¬
aus verjagte. „Zudem (fügte ſie dazu) ſeh' ich
abends ſchlecht oder gar nicht.“ Roquairol ſtellte
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/401>, abgerufen am 22.11.2024.
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