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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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Paar geht auf der einen Seite ab; Salera
auf der andern und trifft auf Lilia, deren
Hand er mit den Worten nimmt: "Sie als
eine Freundinn meines Hauses und Sohnes neh¬
men gewiß den innigsten Antheil an dem neue¬
sten Glück desselben durch Athenais." -- So
schloß sich der dritte Akt, der Albano durch
ungerechte alles verdrehende Anspielungen mit
dem erbitterten Wunsche des Endes entflammte
und füllte, bloß um Roquairol über dieses
meuchelmörderische Zücken des tragischen Dolchs
zur Rede zu stellen. "Der Patron (sagte la¬
chend Gaspard) glaubt mich auch hereinzumah¬
len; ich wünsche aber, daß er derbere Farben
nehme."

Ehe der vierte Akt sich anfieng, hob der
Spanier die Linke empor und die schwarze
Dohle sprach sogleich: "die Sünde straft die
Sünde und den Feind der Feind; zaumlos ist
die Liebe, zaumlos auch die Rache -- Seht,
nun kommt der Mensch, den sie nicht mehr lie¬
ben und bringt seine Wunden mit und seinen
Zorn." Hiort stand da, wie vor seinem Grab,
das seinen Kopf niederzog -- unendlich wei¬

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Paar geht auf der einen Seite ab; Salera
auf der andern und trifft auf Lilia, deren
Hand er mit den Worten nimmt: „Sie als
eine Freundinn meines Hauſes und Sohnes neh¬
men gewiß den innigſten Antheil an dem neue¬
ſten Glück deſſelben durch Athenais.“ — So
ſchloß ſich der dritte Akt, der Albano durch
ungerechte alles verdrehende Anſpielungen mit
dem erbitterten Wunſche des Endes entflammte
und füllte, bloß um Roquairol über dieſes
meuchelmörderiſche Zücken des tragiſchen Dolchs
zur Rede zu ſtellen. „Der Patron (ſagte la¬
chend Gaſpard) glaubt mich auch hereinzumah¬
len; ich wünſche aber, daß er derbere Farben
nehme.“

Ehe der vierte Akt ſich anfieng, hob der
Spanier die Linke empor und die ſchwarze
Dohle ſprach ſogleich: „die Sünde ſtraft die
Sünde und den Feind der Feind; zaumlos iſt
die Liebe, zaumlos auch die Rache — Seht,
nun kommt der Menſch, den ſie nicht mehr lie¬
ben und bringt ſeine Wunden mit und ſeinen
Zorn.“ Hiort ſtand da, wie vor ſeinem Grab,
das ſeinen Kopf niederzog — unendlich wei¬

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[403/0415] Paar geht auf der einen Seite ab; Salera auf der andern und trifft auf Lilia, deren Hand er mit den Worten nimmt: „Sie als eine Freundinn meines Hauſes und Sohnes neh¬ men gewiß den innigſten Antheil an dem neue¬ ſten Glück deſſelben durch Athenais.“ — So ſchloß ſich der dritte Akt, der Albano durch ungerechte alles verdrehende Anſpielungen mit dem erbitterten Wunſche des Endes entflammte und füllte, bloß um Roquairol über dieſes meuchelmörderiſche Zücken des tragiſchen Dolchs zur Rede zu ſtellen. „Der Patron (ſagte la¬ chend Gaſpard) glaubt mich auch hereinzumah¬ len; ich wünſche aber, daß er derbere Farben nehme.“ Ehe der vierte Akt ſich anfieng, hob der Spanier die Linke empor und die ſchwarze Dohle ſprach ſogleich: „die Sünde ſtraft die Sünde und den Feind der Feind; zaumlos iſt die Liebe, zaumlos auch die Rache — Seht, nun kommt der Menſch, den ſie nicht mehr lie¬ ben und bringt ſeine Wunden mit und ſeinen Zorn.“ Hiort ſtand da, wie vor ſeinem Grab, das ſeinen Kopf niederzog — unendlich wei¬ C c 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/415>, abgerufen am 22.11.2024.