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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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Da streckte Albano die Arme in die Lüfte,
als könnt' er damit umfassen und zerfliessen
wie mit Armen eines Stroms, und rief aus:
"o ihr großen Schatten, die ihr einst hier strit¬
tet und lebtet, ihr blickt herab vom Himmel,
aber verachtend, nicht trauernd, denn euer gros¬
ses Vaterland ist euch nachgestorben! Ach,
hätt' ich auf der nichtigen Erde voll alter
Ewigkeit, die ihr groß gemacht, nur eine That
eurer werth gethan! Dann wär' es mir süß
und erlaubt, mein Herz zu öffnen durch eine
Wunde und zu vermischen das irdische Blut
mit dem geheiligten Boden und aus der Grä¬
ber-Welt wegzueilen zu euch Ewigen und Un¬
vergänglichen! Aber ich bin es nicht werth!" --

Hier kam plötzlich auf der via sacra ein lan¬
ger, tief in den Mantel gewickelter Mann da¬
her an die Fontaine, warf, ohne umzublicken,
den Hut hin und hielt den pechschwarzen, lo¬
ckigen, fast steilrechten Hinterkopf unter den Was¬
serstrahl. Aber kaum erblickte er, sich aufwärts
kehrend, das Profil des in seine Bilder versunk¬
nen Albano: so fuhr er tropfend auf -- starrte
den Grafen an -- staunte -- warf die Arme

Da ſtreckte Albano die Arme in die Lüfte,
als könnt' er damit umfaſſen und zerflieſſen
wie mit Armen eines Stroms, und rief aus:
„o ihr großen Schatten, die ihr einſt hier ſtrit¬
tet und lebtet, ihr blickt herab vom Himmel,
aber verachtend, nicht trauernd, denn euer gros¬
ſes Vaterland iſt euch nachgeſtorben! Ach,
hätt' ich auf der nichtigen Erde voll alter
Ewigkeit, die ihr groß gemacht, nur eine That
eurer werth gethan! Dann wär' es mir ſüß
und erlaubt, mein Herz zu öffnen durch eine
Wunde und zu vermiſchen das irdiſche Blut
mit dem geheiligten Boden und aus der Grä¬
ber-Welt wegzueilen zu euch Ewigen und Un¬
vergänglichen! Aber ich bin es nicht werth!“ —

Hier kam plötzlich auf der via sacra ein lan¬
ger, tief in den Mantel gewickelter Mann da¬
her an die Fontaine, warf, ohne umzublicken,
den Hut hin und hielt den pechſchwarzen, lo¬
ckigen, faſt ſteilrechten Hinterkopf unter den Was¬
ſerſtrahl. Aber kaum erblickte er, ſich aufwärts
kehrend, das Profil des in ſeine Bilder verſunk¬
nen Albano: ſo fuhr er tropfend auf — ſtarrte
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[30/0042] Da ſtreckte Albano die Arme in die Lüfte, als könnt' er damit umfaſſen und zerflieſſen wie mit Armen eines Stroms, und rief aus: „o ihr großen Schatten, die ihr einſt hier ſtrit¬ tet und lebtet, ihr blickt herab vom Himmel, aber verachtend, nicht trauernd, denn euer gros¬ ſes Vaterland iſt euch nachgeſtorben! Ach, hätt' ich auf der nichtigen Erde voll alter Ewigkeit, die ihr groß gemacht, nur eine That eurer werth gethan! Dann wär' es mir ſüß und erlaubt, mein Herz zu öffnen durch eine Wunde und zu vermiſchen das irdiſche Blut mit dem geheiligten Boden und aus der Grä¬ ber-Welt wegzueilen zu euch Ewigen und Un¬ vergänglichen! Aber ich bin es nicht werth!“ — Hier kam plötzlich auf der via sacra ein lan¬ ger, tief in den Mantel gewickelter Mann da¬ her an die Fontaine, warf, ohne umzublicken, den Hut hin und hielt den pechſchwarzen, lo¬ ckigen, faſt ſteilrechten Hinterkopf unter den Was¬ ſerſtrahl. Aber kaum erblickte er, ſich aufwärts kehrend, das Profil des in ſeine Bilder verſunk¬ nen Albano: ſo fuhr er tropfend auf — ſtarrte den Grafen an — ſtaunte — warf die Arme

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/42>, abgerufen am 23.11.2024.