mit Dir in keinem Flötenthal" -- -- "Sprich aus, Mensch, (rief Linda, ihn an beiden Hän¬ den mit Heftigkeit ergreifend,) schriebst Du mir nicht die rückgängige Reise und kamst?" -- "Nichts, nichts, (sagt' er,) lauter Höllenlüge. Das todte Ungeheuer Roquairol brauchte meine Stimme -- Deine Augen -- und so ist's -- sage das Übrige." -- "Jesus Maria!" schrie sie von der Schlagfluth getroffen, worein die schwarze Wolke zerriß -- und griff mit beiden Armen durch die Laubzweige des Laubengangs und preßte sie an sich und sagte bittend: "Ach Albano, Du bist gewiß bei mir gewesen."
"Nein, bei dem Allmächtigen nicht! -- Sage das Übrige," sagt' er. -- "Weiche auf ewig von mir, ich bin seine Wittwe!" sagte sie feierlich. -- "Das bleibst Du," sagt' er hart und rief Justa aus dem Traumtempel.
"So lebt er fort, Dein Schmerz, mein Schmerz, ich sehe Dich nie mehr. Ich will Le¬ bewohl zu Dir sagen. Sage Du keines zu mir!" Sie schwieg und er gieng. Justa kam, und er hörte sie noch in der Laube beten: "Laß, o Gott, mir diese Finsterniß morgen, verschone
mit Dir in keinem Flötenthal“ — — „Sprich aus, Menſch, (rief Linda, ihn an beiden Hän¬ den mit Heftigkeit ergreifend,) ſchriebſt Du mir nicht die rückgängige Reiſe und kamſt?“ — „Nichts, nichts, (ſagt' er,) lauter Höllenlüge. Das todte Ungeheuer Roquairol brauchte meine Stimme — Deine Augen — und ſo iſt's — ſage das Übrige.“ — „Jeſus Maria!“ ſchrie ſie von der Schlagfluth getroffen, worein die ſchwarze Wolke zerriß — und griff mit beiden Armen durch die Laubzweige des Laubengangs und preßte ſie an ſich und ſagte bittend: „Ach Albano, Du biſt gewiß bei mir geweſen.“
„Nein, bei dem Allmächtigen nicht! — Sage das Übrige,“ ſagt' er. — „Weiche auf ewig von mir, ich bin ſeine Wittwe!“ ſagte ſie feierlich. — „Das bleibſt Du,“ ſagt' er hart und rief Juſta aus dem Traumtempel.
„So lebt er fort, Dein Schmerz, mein Schmerz, ich ſehe Dich nie mehr. Ich will Le¬ bewohl zu Dir ſagen. Sage Du keines zu mir!“ Sie ſchwieg und er gieng. Juſta kam, und er hörte ſie noch in der Laube beten: „Laß, o Gott, mir dieſe Finſterniß morgen, verſchone
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mit Dir in keinem Flötenthal“ — — „Sprich
aus, Menſch, (rief Linda, ihn an beiden Hän¬
den mit Heftigkeit ergreifend,) ſchriebſt Du mir
nicht die rückgängige Reiſe und kamſt?“ —
„Nichts, nichts, (ſagt' er,) lauter Höllenlüge.
Das todte Ungeheuer Roquairol brauchte meine
Stimme — Deine Augen — und ſo iſt's —
ſage das Übrige.“ — „Jeſus Maria!“ ſchrie
ſie von der Schlagfluth getroffen, worein die
ſchwarze Wolke zerriß — und griff mit beiden
Armen durch die Laubzweige des Laubengangs
und preßte ſie an ſich und ſagte bittend: „Ach
Albano, Du biſt gewiß bei mir geweſen.“
„Nein, bei dem Allmächtigen nicht! —
Sage das Übrige,“ ſagt' er. — „Weiche auf
ewig von mir, ich bin ſeine Wittwe!“ ſagte
ſie feierlich. — „Das bleibſt Du,“ ſagt' er hart
und rief Juſta aus dem Traumtempel.
„So lebt er fort, Dein Schmerz, mein
Schmerz, ich ſehe Dich nie mehr. Ich will Le¬
bewohl zu Dir ſagen. Sage Du keines zu mir!“
Sie ſchwieg und er gieng. Juſta kam, und er
hörte ſie noch in der Laube beten: „Laß, o
Gott, mir dieſe Finſterniß morgen, verſchone
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/433>, abgerufen am 22.11.2024.
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