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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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sie als Schlachtopfer des von ihr verachteten
Roquairol's nach ihrem scharfen unerbittlichen
System sehr kalt angesehen, indeß Idoine, welche,
durch ihre größere Kenntniß der Menschen, Milde
gegen die weiblichen Irthümer des Herzens
und Augenblicks mit Strenge gegen Männer
verbinden lernen, nur sanft und gerecht gewe¬
sen war.

Als sie in die Kirche voll Trauerlampen
traten: schlich sich Albano in eine unbeleuchtete
Ecke weg, um nicht zu stören und gestört zu
werden. Am hellen Altare stand heiter der
ehrwürdige Spener mit dem unbedeckten Haupt
voll Silberlocken, der lange Sarg des Bruders
stand vor dem Altare zwischen Lichter-Linien.
Am Gewölbe der Kirche hieng Nacht und die Ge¬
stalten verlohren sich in das Dunkel, unten durch¬
kreuzten sich Strahlen und Schlagschatten und
Menschen. Albano sah wie eine Todespforte
die eiserne Gitterthüre des Erbbegräbnisses auf¬
gethan, worein seine frommen Eltern gezogen
waren; und ihm war als schreite noch einmal
Schoppens brausender Geist hinein, um in das
letzte Haus des Menschen einzubrechen. Der

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ſie als Schlachtopfer des von ihr verachteten
Roquairol's nach ihrem ſcharfen unerbittlichen
Syſtem ſehr kalt angeſehen, indeß Idoine, welche,
durch ihre größere Kenntniß der Menſchen, Milde
gegen die weiblichen Irthümer des Herzens
und Augenblicks mit Strenge gegen Männer
verbinden lernen, nur ſanft und gerecht gewe¬
ſen war.

Als ſie in die Kirche voll Trauerlampen
traten: ſchlich ſich Albano in eine unbeleuchtete
Ecke weg, um nicht zu ſtören und geſtört zu
werden. Am hellen Altare ſtand heiter der
ehrwürdige Spener mit dem unbedeckten Haupt
voll Silberlocken, der lange Sarg des Bruders
ſtand vor dem Altare zwiſchen Lichter-Linien.
Am Gewölbe der Kirche hieng Nacht und die Ge¬
ſtalten verlohren ſich in das Dunkel, unten durch¬
kreuzten ſich Strahlen und Schlagſchatten und
Menſchen. Albano ſah wie eine Todespforte
die eiſerne Gitterthüre des Erbbegräbniſſes auf¬
gethan, worein ſeine frommen Eltern gezogen
waren; und ihm war als ſchreite noch einmal
Schoppens brauſender Geiſt hinein, um in das
letzte Haus des Menſchen einzubrechen. Der

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[563/0575] ſie als Schlachtopfer des von ihr verachteten Roquairol's nach ihrem ſcharfen unerbittlichen Syſtem ſehr kalt angeſehen, indeß Idoine, welche, durch ihre größere Kenntniß der Menſchen, Milde gegen die weiblichen Irthümer des Herzens und Augenblicks mit Strenge gegen Männer verbinden lernen, nur ſanft und gerecht gewe¬ ſen war. Als ſie in die Kirche voll Trauerlampen traten: ſchlich ſich Albano in eine unbeleuchtete Ecke weg, um nicht zu ſtören und geſtört zu werden. Am hellen Altare ſtand heiter der ehrwürdige Spener mit dem unbedeckten Haupt voll Silberlocken, der lange Sarg des Bruders ſtand vor dem Altare zwiſchen Lichter-Linien. Am Gewölbe der Kirche hieng Nacht und die Ge¬ ſtalten verlohren ſich in das Dunkel, unten durch¬ kreuzten ſich Strahlen und Schlagſchatten und Menſchen. Albano ſah wie eine Todespforte die eiſerne Gitterthüre des Erbbegräbniſſes auf¬ gethan, worein ſeine frommen Eltern gezogen waren; und ihm war als ſchreite noch einmal Schoppens brauſender Geiſt hinein, um in das letzte Haus des Menſchen einzubrechen. Der N n 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/575>, abgerufen am 27.11.2024.