Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.der verborgenen Sünden. sern Glauben und bessere Furcht, welche ob sie wohl nicht de-nen Götzen geopffert, oder ihre Nahmen unter die Heyden aufgeschrieben, doch etwan dergleichen gedacht haben, und also bey denen Priestern GOttes solches mit traurigem Gemü- the beichten, und um des Gewissens willen Busse thun, die Last ihres Hertzens dadurch ablegen, und ihren Wunden, ob solche gleich klein und geringe, heilsame Artzeney verschaffen, weil sie wissen, daß geschrieben stehet: GOtt läst sich nicht spotten. Jch halte aber dafür/ daß diese Stelle zum Be- weiß der Ohren-Beichte keines weges könne gezogen wer- den. Es räth zwar Cyprianus, daß man es denen Prie- stern anzeigen möchte/ aber er befiehlt es nicht. Er hält es vor keine Nothwendigkeit/ und gedencket auch nicht/ daß diese Bekäntniß darum geschehen müste/ daß der Sünder an GOttes statt loßge zehlet würde. Und so ist es auch mit anderen Stellen der Kirchen-Väter beschaffen; dahero es nicht nöthig seyn wird/ solche hieher zu schreiben h). §. III. libelli facinore constricti, quoniam tamen de hoc vel cogitauerunt, hoc ipsum apud sacerdotes Dei dolenter & simpliciter confitentes, exomologesin conscientiae suae faciunt, animi sui pondus exponunt, salutarem medelam paruis licet & modicis vulneribus exquirunt, scientes scriptum esse: Deus non deridetur. h) Was einige aus dem Lactantio anführen, enthält nichts anders,Lactantii. als daß man GOtt das Hertze offenbahren, und seine Sünden bekennen müste, um dadurch Vergebung zu erhalten. Also sind diejenigen beschaffen, welche wir Lib. IV, Inst. c. 17. lesen. Was am angeführten Ort im letzten Capitel bey demselben vorkommt, gehet auf die Nouatianer, und saget weiter nichts, als daß die wahre Kirche denen gefallenen die Hoffnung, wieder aufgenom- men zu werden, keines weges benehme, aber zugleich eine gewis- se Ordnung der Bekäntniß und öffentlichen Busse vorschriebe. Aus Basilio haben ebenfals einige etwas vor die Beichte herausBasilii. zwingen wollen. Es scheinet zwar, daß dessen Worte so viel in sich hielten, man müste denen geistlichen beichten; allein wenn man die Worte (Recht der Beicht-Stühle.) l
der verborgenen Suͤnden. ſern Glauben und beſſere Furcht, welche ob ſie wohl nicht de-nen Goͤtzen geopffert, oder ihre Nahmen unter die Heyden aufgeſchrieben, doch etwan dergleichen gedacht haben, und alſo bey denen Prieſtern GOttes ſolches mit traurigem Gemuͤ- the beichten, und um des Gewiſſens willen Buſſe thun, die Laſt ihres Hertzens dadurch ablegen, und ihren Wunden, ob ſolche gleich klein und geringe, heilſame Artzeney verſchaffen, weil ſie wiſſen, daß geſchrieben ſtehet: GOtt laͤſt ſich nicht ſpotten. Jch halte aber dafuͤr/ daß dieſe Stelle zum Be- weiß der Ohren-Beichte keines weges koͤnne gezogen wer- den. Es raͤth zwar Cyprianus, daß man es denen Prie- ſtern anzeigen moͤchte/ aber er befiehlt es nicht. Er haͤlt es vor keine Nothwendigkeit/ und gedencket auch nicht/ daß dieſe Bekaͤntniß darum geſchehen muͤſte/ daß der Suͤnder an GOttes ſtatt loßge zehlet wuͤrde. Und ſo iſt es auch mit anderen Stellen der Kirchen-Vaͤter beſchaffen; dahero es nicht noͤthig ſeyn wird/ ſolche hieher zu ſchreiben h). §. III. libelli facinore conſtricti, quoniam tamen de hoc vel cogitauerunt, hoc ipſum apud ſacerdotes Dei dolenter & ſimpliciter confitentes, exomologeſin conſcientiæ ſuæ faciunt, animi ſui pondus exponunt, ſalutarem medelam paruis licet & modicis vulneribus exquirunt, ſcientes ſcriptum eſſe: Deus non deridetur. h) Was einige aus dem Lactantio anfuͤhren, enthaͤlt nichts anders,Lactantii. als daß man GOtt das Hertze offenbahren, und ſeine Suͤnden bekennen muͤſte, um dadurch Vergebung zu erhalten. Alſo ſind diejenigen beſchaffen, welche wir Lib. IV, Inſt. c. 17. leſen. Was am angefuͤhrten Ort im letzten Capitel bey demſelben vorkommt, gehet auf die Nouatianer, und ſaget weiter nichts, als daß die wahre Kirche denen gefallenen die Hoffnung, wieder aufgenom- men zu werden, keines weges benehme, aber zugleich eine gewiſ- ſe Ordnung der Bekaͤntniß und oͤffentlichen Buſſe vorſchriebe. Aus Baſilio haben ebenfals einige etwas vor die Beichte herausBaſilii. zwingen wollen. Es ſcheinet zwar, daß deſſen Worte ſo viel in ſich hielten, man muͤſte denen geiſtlichen beichten; allein wenn man die Worte (Recht der Beicht-Stuͤhle.) l
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0100" n="81"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der verborgenen Suͤnden.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">ſern Glauben und beſſere Furcht, welche ob ſie wohl nicht de-<lb/> nen Goͤtzen geopffert, oder ihre Nahmen unter die Heyden<lb/> aufgeſchrieben, doch etwan dergleichen gedacht haben, und<lb/> alſo bey denen Prieſtern GOttes ſolches mit traurigem Gemuͤ-<lb/> the beichten, und um des Gewiſſens willen Buſſe thun, die<lb/> Laſt ihres Hertzens dadurch ablegen, und ihren Wunden, ob<lb/> ſolche gleich klein und geringe, heilſame Artzeney verſchaffen,<lb/> weil ſie wiſſen, daß geſchrieben ſtehet: GOtt laͤſt ſich nicht<lb/> ſpotten.</hi> Jch halte aber dafuͤr/ daß dieſe Stelle zum Be-<lb/> weiß der Ohren-Beichte keines weges koͤnne gezogen wer-<lb/> den. Es raͤth zwar <hi rendition="#aq">Cyprianus,</hi> daß man es denen Prie-<lb/> ſtern anzeigen moͤchte/ aber er befiehlt es nicht. Er haͤlt<lb/> es vor keine Nothwendigkeit/ und gedencket auch nicht/ daß<lb/> dieſe Bekaͤntniß darum geſchehen muͤſte/ daß der Suͤnder<lb/> an GOttes ſtatt loßge zehlet wuͤrde. Und ſo iſt es auch mit<lb/> anderen Stellen der Kirchen-Vaͤter beſchaffen; dahero es<lb/> nicht noͤthig ſeyn wird/ ſolche hieher zu ſchreiben <note xml:id="f69" next="#f70" place="foot" n="h)">Was einige aus dem <hi rendition="#aq">Lactantio</hi> anfuͤhren, enthaͤlt nichts anders,<note place="right"><hi rendition="#aq">Lactantii.</hi></note><lb/> als daß man GOtt das Hertze offenbahren, und ſeine Suͤnden<lb/> bekennen muͤſte, um dadurch Vergebung zu erhalten. Alſo ſind<lb/> diejenigen beſchaffen, welche wir <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lib. IV, Inſt. c. 17.</hi></hi> leſen. Was<lb/> am angefuͤhrten Ort im letzten Capitel bey demſelben vorkommt,<lb/> gehet auf die <hi rendition="#aq">Nouatianer,</hi> und ſaget weiter nichts, als daß die<lb/> wahre Kirche denen gefallenen die Hoffnung, wieder aufgenom-<lb/> men zu werden, keines weges benehme, aber zugleich eine gewiſ-<lb/> ſe Ordnung der Bekaͤntniß und oͤffentlichen Buſſe vorſchriebe.<lb/> Aus <hi rendition="#aq">Baſilio</hi> haben ebenfals einige etwas vor die Beichte heraus<note place="right"><hi rendition="#aq">Baſilii.</hi></note><lb/> zwingen wollen. Es ſcheinet zwar, daß deſſen Worte ſo viel in ſich<lb/> hielten, man muͤſte denen geiſtlichen beichten; allein wenn man die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Worte</fw></note>.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. <hi rendition="#aq">III.</hi></fw><lb/> <p> <note xml:id="f68" prev="#f67" place="foot" n="(g)"> <hi rendition="#aq">libelli facinore conſtricti, quoniam tamen de hoc vel cogitauerunt,<lb/> hoc ipſum apud ſacerdotes Dei dolenter & ſimpliciter confitentes,<lb/> exomologeſin conſcientiæ ſuæ faciunt, animi ſui pondus exponunt,<lb/> ſalutarem medelam paruis licet & modicis vulneribus exquirunt,<lb/> ſcientes ſcriptum eſſe: Deus non deridetur.</hi> </note> </p><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">(Recht der Beicht-Stuͤhle.)</hi> l</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0100]
der verborgenen Suͤnden.
ſern Glauben und beſſere Furcht, welche ob ſie wohl nicht de-
nen Goͤtzen geopffert, oder ihre Nahmen unter die Heyden
aufgeſchrieben, doch etwan dergleichen gedacht haben, und
alſo bey denen Prieſtern GOttes ſolches mit traurigem Gemuͤ-
the beichten, und um des Gewiſſens willen Buſſe thun, die
Laſt ihres Hertzens dadurch ablegen, und ihren Wunden, ob
ſolche gleich klein und geringe, heilſame Artzeney verſchaffen,
weil ſie wiſſen, daß geſchrieben ſtehet: GOtt laͤſt ſich nicht
ſpotten. Jch halte aber dafuͤr/ daß dieſe Stelle zum Be-
weiß der Ohren-Beichte keines weges koͤnne gezogen wer-
den. Es raͤth zwar Cyprianus, daß man es denen Prie-
ſtern anzeigen moͤchte/ aber er befiehlt es nicht. Er haͤlt
es vor keine Nothwendigkeit/ und gedencket auch nicht/ daß
dieſe Bekaͤntniß darum geſchehen muͤſte/ daß der Suͤnder
an GOttes ſtatt loßge zehlet wuͤrde. Und ſo iſt es auch mit
anderen Stellen der Kirchen-Vaͤter beſchaffen; dahero es
nicht noͤthig ſeyn wird/ ſolche hieher zu ſchreiben h).
§. III.
(g)
h) Was einige aus dem Lactantio anfuͤhren, enthaͤlt nichts anders,
als daß man GOtt das Hertze offenbahren, und ſeine Suͤnden
bekennen muͤſte, um dadurch Vergebung zu erhalten. Alſo ſind
diejenigen beſchaffen, welche wir Lib. IV, Inſt. c. 17. leſen. Was
am angefuͤhrten Ort im letzten Capitel bey demſelben vorkommt,
gehet auf die Nouatianer, und ſaget weiter nichts, als daß die
wahre Kirche denen gefallenen die Hoffnung, wieder aufgenom-
men zu werden, keines weges benehme, aber zugleich eine gewiſ-
ſe Ordnung der Bekaͤntniß und oͤffentlichen Buſſe vorſchriebe.
Aus Baſilio haben ebenfals einige etwas vor die Beichte heraus
zwingen wollen. Es ſcheinet zwar, daß deſſen Worte ſo viel in ſich
hielten, man muͤſte denen geiſtlichen beichten; allein wenn man die
Worte
(g) libelli facinore conſtricti, quoniam tamen de hoc vel cogitauerunt,
hoc ipſum apud ſacerdotes Dei dolenter & ſimpliciter confitentes,
exomologeſin conſcientiæ ſuæ faciunt, animi ſui pondus exponunt,
ſalutarem medelam paruis licet & modicis vulneribus exquirunt,
ſcientes ſcriptum eſſe: Deus non deridetur.
(Recht der Beicht-Stuͤhle.) l
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |