Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.der verborgenen Sünden. nische Kirche eine Art der geheimen Beichte eingeführet.Man ordnete/ daß diejenigen/ so sich mit einer schweren Sün- de beflecket wusten/ solche nicht öffentlich kund machten/ son- dern ingeheim denen Vorstehern der Kirche endeckten/ wel- che sodann die Leute zur Busse ermahnten/ zubereiteten/ und zuliessen b). Auf solche Weise sagte man seine began- gene Sünden nicht weiter vor der Gemeine her/ und schei- net es/ daß dieses darum sey abgestellet worden/ weil eini- ge Bischöffe die Bußfertigen dahin anhalten wollen/ daß sie alle ihre begangene Sünden von einem Zettel herlesen sol- ten. Weil nun dieses was einfältiges und ungewöhnliches war/ so ist es billig verworffen worden. Man ordnete viel- mehr/ daß die so öffentliche Busse zu thun gesonnen waren/ ihre Sünden denen Priestern offenbahrten/ damit sie solche ermessen/ und die Zeit und Art der Busse darnach einrich- ten könten. Denn so lauten Leonis Worte c). Dasjenige auch, so wieder Apostolischen Gebrauch unternommen worden, und ich neulich erst wahrgenommen, daß es von einigen ge- schiehet, befehle ich auf alle Weise abzuschaffen, damit man ferner nicht alle Sünden von einem Zettel öffentlich herlese, indem es genug ist, daß man die Sünden denen Priestern al- lein als an einem Orte erinnert, daß man nicht denen Priestern, son- dern GOtt seine Sünden offenbahren und beichten müsse. b) Hieher gehöret die Verordnung Leonis, deren eigene Worte inWer Leo I. gewesen? folgender Note folgen. Er ware ein Florentiner und erhielte we- gen seiner ungemeinen Gelehrsamkeit, und seines Eyfers wider die Ketzer den Zunahmen Magnus. Er saß zwantzig Jahr auf dem Römischen Stuhl, nehmlich von 440. biß 461. Man hat ver- schiedene Schrifften von ihm, Reden und Briefe. Wenn und wo seine Wercke gedruckt worden, hat Labbeus p. 11. wohl bemercket. c) Leo Epist. 74. welche bey andern Editionen die 80. ist. IllamSeine Verorh-
nung. etiam contra Apostolicam regulam praesumptionem, quam nuper agnoui a quibusdam illicita vsurpatione committi, modis omnibus con- der verborgenen Suͤnden. niſche Kirche eine Art der geheimen Beichte eingefuͤhret.Man ordnete/ daß diejenigen/ ſo ſich mit einer ſchweren Suͤn- de beflecket wuſten/ ſolche nicht oͤffentlich kund machten/ ſon- dern ingeheim denen Vorſtehern der Kirche endeckten/ wel- che ſodann die Leute zur Buſſe ermahnten/ zubereiteten/ und zulieſſen b). Auf ſolche Weiſe ſagte man ſeine began- gene Suͤnden nicht weiter vor der Gemeine her/ und ſchei- net es/ daß dieſes darum ſey abgeſtellet worden/ weil eini- ge Biſchoͤffe die Bußfertigen dahin anhalten wollen/ daß ſie alle ihre begangene Suͤnden von einem Zettel herleſen ſol- ten. Weil nun dieſes was einfaͤltiges und ungewoͤhnliches war/ ſo iſt es billig verworffen worden. Man ordnete viel- mehr/ daß die ſo oͤffentliche Buſſe zu thun geſonnen waren/ ihre Suͤnden denen Prieſtern offenbahrten/ damit ſie ſolche ermeſſen/ und die Zeit und Art der Buſſe darnach einrich- ten koͤnten. Denn ſo lauten Leonis Worte c). Dasjenige auch, ſo wieder Apoſtoliſchen Gebrauch unternommen worden, und ich neulich erſt wahrgenommen, daß es von einigen ge- ſchiehet, befehle ich auf alle Weiſe abzuſchaffen, damit man ferner nicht alle Suͤnden von einem Zettel oͤffentlich herleſe, indem es genug iſt, daß man die Suͤnden denen Prieſtern al- lein als an einem Orte erinnert, daß man nicht denen Prieſtern, ſon- dern GOtt ſeine Suͤnden offenbahren und beichten muͤſſe. b) Hieher gehoͤret die Verordnung Leonis, deren eigene Worte inWer Leo I. geweſen? folgender Note folgen. Er ware ein Florentiner und erhielte we- gen ſeiner ungemeinen Gelehrſamkeit, und ſeines Eyfers wider die Ketzer den Zunahmen Magnus. Er ſaß zwantzig Jahr auf dem Roͤmiſchen Stuhl, nehmlich von 440. biß 461. Man hat ver- ſchiedene Schrifften von ihm, Reden und Briefe. Wenn und wo ſeine Wercke gedruckt worden, hat Labbeus p. 11. wohl bemercket. c) Leo Epiſt. 74. welche bey andern Editionen die 80. iſt. IllamSeine Verorh-
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der verborgenen Suͤnden.
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Man ordnete/ daß diejenigen/ ſo ſich mit einer ſchweren Suͤn-
de beflecket wuſten/ ſolche nicht oͤffentlich kund machten/ ſon-
dern ingeheim denen Vorſtehern der Kirche endeckten/ wel-
che ſodann die Leute zur Buſſe ermahnten/ zubereiteten/
und zulieſſen b). Auf ſolche Weiſe ſagte man ſeine began-
gene Suͤnden nicht weiter vor der Gemeine her/ und ſchei-
net es/ daß dieſes darum ſey abgeſtellet worden/ weil eini-
ge Biſchoͤffe die Bußfertigen dahin anhalten wollen/ daß
ſie alle ihre begangene Suͤnden von einem Zettel herleſen ſol-
ten. Weil nun dieſes was einfaͤltiges und ungewoͤhnliches
war/ ſo iſt es billig verworffen worden. Man ordnete viel-
mehr/ daß die ſo oͤffentliche Buſſe zu thun geſonnen waren/
ihre Suͤnden denen Prieſtern offenbahrten/ damit ſie ſolche
ermeſſen/ und die Zeit und Art der Buſſe darnach einrich-
ten koͤnten. Denn ſo lauten Leonis Worte c). Dasjenige
auch, ſo wieder Apoſtoliſchen Gebrauch unternommen worden,
und ich neulich erſt wahrgenommen, daß es von einigen ge-
ſchiehet, befehle ich auf alle Weiſe abzuſchaffen, damit man
ferner nicht alle Suͤnden von einem Zettel oͤffentlich herleſe,
indem es genug iſt, daß man die Suͤnden denen Prieſtern al-
lein
(a)
b) Hieher gehoͤret die Verordnung Leonis, deren eigene Worte in
folgender Note folgen. Er ware ein Florentiner und erhielte we-
gen ſeiner ungemeinen Gelehrſamkeit, und ſeines Eyfers wider
die Ketzer den Zunahmen Magnus. Er ſaß zwantzig Jahr auf
dem Roͤmiſchen Stuhl, nehmlich von 440. biß 461. Man hat ver-
ſchiedene Schrifften von ihm, Reden und Briefe. Wenn und wo
ſeine Wercke gedruckt worden, hat Labbeus p. 11. wohl bemercket.
c) Leo Epiſt. 74. welche bey andern Editionen die 80. iſt. Illam
etiam contra Apoſtolicam regulam præſumptionem, quam nuper
agnoui a quibusdam illicita vſurpatione committi, modis omnibus
con-
(a) als an einem Orte erinnert, daß man nicht denen Prieſtern, ſon-
dern GOtt ſeine Suͤnden offenbahren und beichten muͤſſe.
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