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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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I. Abth. III. Cap. Von der solennen Ohren-Beichte,
Innocentius aber hat noch eine andere Straffe auf diejeni-
gen gesetzet/ die sich des Abendmahls gäntzlich entziehen. Sie
sollen keine Christliche Begräbniß haben. Worinnen be-
stehet aber doch die Christliche Begräbniß? Wenn man mit
Gesang und Klang zum Thore hinaus getragen/ von der
Geistlichkeit begleitet/ Leichen-Predigten und Abdanckun-
gen gehalten/ oder wenigstens Vermahnungen geschehen/
Collecten gesungen/ und der Cörper auf den Gottes-Acker
geleget wird. Ob ein solcher aber/ der nicht zum Abendmahl
gegangen/ ohne gewöhnliche ceremonien/ Gesang u. Klang/
u. s. w. und wie man saget/ sine lux und sine crux zu be-
erdigen/ darüber will ich mich in keine dispute einlassen.
So viel aber getraue ich mir zu verantworten/ daß man
ihm das Begräbniß auf dem Gottes-Acker keinesweges ver-
sagen könne b).

§. IX.
wenn nun solche Leute bey ihrer Meinung verbleiben, und sich des
Abendmahls enthalten, was geschiehet dann? Jst es nicht an dem,
daß man sich hinter die Obrigkeit stecket, und alle wege herfür su-
chet, solche Leute aus dem Lande zu bringen, ja sie gar cum infa-
mia
zu relegiren. Um solche Sachen solte die Geistlichkeit unbe-
kümmert seyn. Die Obrigkeit weiß ohne hin, was sie vor Bür-
ger dulten soll oder nicht. Es kan aber ein Mensch, der nicht zum
Abendmahl gehet, dennoch ein guter Bürger seyn. Diese Ent-
haltung bringet dem gemeinen Wesen keinen Nachtheil, und so
lange keine turbae in der Republic erreget werden, kan man einen
wohl dulten. Geschiehet solches nicht, so geben wir zu erkennen,
daß die inquisition haereticae prauitatis, wie sie in Spanien heis-
set, bey uns, wo nicht in 4to doch in duodecimo ist.
b) Ob sie auf den
Gottes-Acker
zu begraben.
Denn die Gottes-Aecker gehören unter die res Vniuersitatis, und
wer also sich als ein guter Bürger aufgeführet, muß dahin begraben
werden. Zwar weiß ich gar zu wohl, was insgemein von denen
Gottes-Aeckern hergeschwatzet wird, da man solche bald zu reli-
gi
ösen, bald zu geweyheten und heiligen Oertern machen will.
Den Ungrund aber solcher Meinung habe in meiner Inaugural-
Di-

I. Abth. III. Cap. Von der ſolennen Ohren-Beichte,
Innocentius aber hat noch eine andere Straffe auf diejeni-
gen geſetzet/ die ſich des Abendmahls gaͤntzlich entziehen. Sie
ſollen keine Chriſtliche Begraͤbniß haben. Worinnen be-
ſtehet aber doch die Chriſtliche Begraͤbniß? Wenn man mit
Geſang und Klang zum Thore hinaus getragen/ von der
Geiſtlichkeit begleitet/ Leichen-Predigten und Abdanckun-
gen gehalten/ oder wenigſtens Vermahnungen geſchehen/
Collecten geſungen/ und der Coͤrper auf den Gottes-Acker
geleget wird. Ob ein ſolcher aber/ der nicht zum Abendmahl
gegangen/ ohne gewoͤhnliche ceremonien/ Geſang u. Klang/
u. ſ. w. und wie man ſaget/ ſine lux und ſine crux zu be-
erdigen/ daruͤber will ich mich in keine diſpute einlaſſen.
So viel aber getraue ich mir zu verantworten/ daß man
ihm das Begraͤbniß auf dem Gottes-Acker keinesweges ver-
ſagen koͤnne b).

§. IX.
wenn nun ſolche Leute bey ihrer Meinung verbleiben, und ſich des
Abendmahls enthalten, was geſchiehet dann? Jſt es nicht an dem,
daß man ſich hinter die Obrigkeit ſtecket, und alle wege herfuͤr ſu-
chet, ſolche Leute aus dem Lande zu bringen, ja ſie gar cum infa-
mia
zu relegiren. Um ſolche Sachen ſolte die Geiſtlichkeit unbe-
kuͤmmert ſeyn. Die Obrigkeit weiß ohne hin, was ſie vor Buͤr-
ger dulten ſoll oder nicht. Es kan aber ein Menſch, der nicht zum
Abendmahl gehet, dennoch ein guter Buͤrger ſeyn. Dieſe Ent-
haltung bringet dem gemeinen Weſen keinen Nachtheil, und ſo
lange keine turbæ in der Republic erreget werden, kan man einen
wohl dulten. Geſchiehet ſolches nicht, ſo geben wir zu erkennen,
daß die inquiſition hæreticæ prauitatis, wie ſie in Spanien heiſ-
ſet, bey uns, wo nicht in 4to doch in duodecimo iſt.
b) Ob ſie auf den
Gottes-Acker
zu begraben.
Denn die Gottes-Aecker gehoͤren unter die res Vniuerſitatis, und
wer alſo ſich als ein guter Buͤrger aufgefuͤhret, muß dahin begraben
werden. Zwar weiß ich gar zu wohl, was insgemein von denen
Gottes-Aeckern hergeſchwatzet wird, da man ſolche bald zu reli-
gi
oͤſen, bald zu geweyheten und heiligen Oertern machen will.
Den Ungrund aber ſolcher Meinung habe in meiner Inaugural-
Di-
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[116/0135] I. Abth. III. Cap. Von der ſolennen Ohren-Beichte, Innocentius aber hat noch eine andere Straffe auf diejeni- gen geſetzet/ die ſich des Abendmahls gaͤntzlich entziehen. Sie ſollen keine Chriſtliche Begraͤbniß haben. Worinnen be- ſtehet aber doch die Chriſtliche Begraͤbniß? Wenn man mit Geſang und Klang zum Thore hinaus getragen/ von der Geiſtlichkeit begleitet/ Leichen-Predigten und Abdanckun- gen gehalten/ oder wenigſtens Vermahnungen geſchehen/ Collecten geſungen/ und der Coͤrper auf den Gottes-Acker geleget wird. Ob ein ſolcher aber/ der nicht zum Abendmahl gegangen/ ohne gewoͤhnliche ceremonien/ Geſang u. Klang/ u. ſ. w. und wie man ſaget/ ſine lux und ſine crux zu be- erdigen/ daruͤber will ich mich in keine diſpute einlaſſen. So viel aber getraue ich mir zu verantworten/ daß man ihm das Begraͤbniß auf dem Gottes-Acker keinesweges ver- ſagen koͤnne b). §. IX. (a) b) Denn die Gottes-Aecker gehoͤren unter die res Vniuerſitatis, und wer alſo ſich als ein guter Buͤrger aufgefuͤhret, muß dahin begraben werden. Zwar weiß ich gar zu wohl, was insgemein von denen Gottes-Aeckern hergeſchwatzet wird, da man ſolche bald zu reli- gioͤſen, bald zu geweyheten und heiligen Oertern machen will. Den Ungrund aber ſolcher Meinung habe in meiner Inaugural- Di- (a) wenn nun ſolche Leute bey ihrer Meinung verbleiben, und ſich des Abendmahls enthalten, was geſchiehet dann? Jſt es nicht an dem, daß man ſich hinter die Obrigkeit ſtecket, und alle wege herfuͤr ſu- chet, ſolche Leute aus dem Lande zu bringen, ja ſie gar cum infa- mia zu relegiren. Um ſolche Sachen ſolte die Geiſtlichkeit unbe- kuͤmmert ſeyn. Die Obrigkeit weiß ohne hin, was ſie vor Buͤr- ger dulten ſoll oder nicht. Es kan aber ein Menſch, der nicht zum Abendmahl gehet, dennoch ein guter Buͤrger ſeyn. Dieſe Ent- haltung bringet dem gemeinen Weſen keinen Nachtheil, und ſo lange keine turbæ in der Republic erreget werden, kan man einen wohl dulten. Geſchiehet ſolches nicht, ſo geben wir zu erkennen, daß die inquiſition hæreticæ prauitatis, wie ſie in Spanien heiſ- ſet, bey uns, wo nicht in 4to doch in duodecimo iſt.

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/135>, abgerufen am 25.11.2024.