Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

bey denen Protestirenden.
gebeichtet wissen b). Ja sie sind nicht einmahl auf solche
Weise vergnügt/ sondern meinen/ daß es zuweilen höchst nö-
thig sey/ alle Umstände/ so bey einer Sünde vorgefallen/
mit zu entdecken c). Weil nun der gleichen der gesunden Ver-
nunfft gäntzlich zuwieder/ ja nach GOttes Wort etwas ohn-
mögliches ist/ so haben es die Reformatores gleich Anfangs
verworffen/ und nachmahls auch deutlich wiederleget/ de-
nen andere ferner gefolget d).

§. III.
b) Vid. Maldonatus Tom. II. disp. de poenit. cap. 10. pag. 51. sq. Wenn manMaldonati
Meinung von
Herzehlung
der Sünden.

aber ein genus der Sünde erzehlet, so ist es nicht nöthig, alle an-
dere von solcher Art zu melden, sondern es ist genug, mit einem
Wort zu sagen, man hätte unzehlige von dergleichen Sünden be-
gangen. Er meinet also, wenn man seine Tod-Sünden nicht zu-
sammen rechnen könte, die man von einer gewissen Art der Sün-
de begangen, so thäte man doch dadurch eine rechte Beichte,
wenn man sagte, wie lange man in solchen Sünden verharret.
Itaque qui non possit inire numerum peccatorum mortalium, quae
fecisset, in aliquo genere, satisfaceret, si exponeret, consuetu-
dinem & tempus, quo durauit in illo.
c) Der angeführte Maldonatus hat wegen der Umstände gewisse Re-Seine Mel-
nung von der
Beichte der
Umstände.

guln gemacht, cit. l. pag. 53. seq. die da hinaus lauffen, daß bey einer
Tod-Sünde, wenn der Umstand, so dabey vorgefallen, also be-
schaffen, daß derselbe die Sünde geringer machte, und in eine
andere Gestalt brächte, man auch solchen zu beichten gehalten
wäre. Die Beichte sey auch weit vollkommener, wenn man die Um-
stände entdeckte, so die Sünde verringerten, ob solche schon die
Gestalt davon nicht veränderten. Diejenigen Umstände aber,
welche eine Sünde vermehrten, und die speciem änderten, müste
man vermöge des göttlichen Rechts in der Beichte ausdrucken.
Eben dergleichen wäre von diesen Umständen zu sagen, welche
zwar die Sünde nicht veränderten, aber dennoch solche ver-
mehrten. Wer mehr davon wissen will, schlage Maldonatum und
andere Papistische Scribenten selbst nach. Vorjetzo düncket mich,
genug hievon angeführt zu haben.
d) Jch kan nicht läugnen, daß unsere Theologi wieder diese Päpst-Lob Chemni-
tii.

liche
r 2

bey denen Proteſtirenden.
gebeichtet wiſſen b). Ja ſie ſind nicht einmahl auf ſolche
Weiſe vergnuͤgt/ ſondern meinen/ daß es zuweilen hoͤchſt noͤ-
thig ſey/ alle Umſtaͤnde/ ſo bey einer Suͤnde vorgefallen/
mit zu entdecken c). Weil nun der gleichen der geſunden Ver-
nunfft gaͤntzlich zuwieder/ ja nach GOttes Wort etwas ohn-
moͤgliches iſt/ ſo haben es die Reformatores gleich Anfangs
verworffen/ und nachmahls auch deutlich wiederleget/ de-
nen andere ferner gefolget d).

§. III.
b) Vid. Maldonatus Tom. II. diſp. de pœnit. cap. 10. pag. 51. ſq. Wenn manMaldonati
Meinung von
Herzehlung
der Suͤnden.

aber ein genus der Suͤnde erzehlet, ſo iſt es nicht noͤthig, alle an-
dere von ſolcher Art zu melden, ſondern es iſt genug, mit einem
Wort zu ſagen, man haͤtte unzehlige von dergleichen Suͤnden be-
gangen. Er meinet alſo, wenn man ſeine Tod-Suͤnden nicht zu-
ſammen rechnen koͤnte, die man von einer gewiſſen Art der Suͤn-
de begangen, ſo thaͤte man doch dadurch eine rechte Beichte,
wenn man ſagte, wie lange man in ſolchen Suͤnden verharret.
Itaque qui non poſſit inire numerum peccatorum mortalium, quæ
feciſſet, in aliquo genere, ſatisfaceret, ſi exponeret, conſuetu-
dinem & tempus, quo durauit in illo.
c) Der angefuͤhrte Maldonatus hat wegen der Umſtaͤnde gewiſſe Re-Seine Mel-
nung von der
Beichte der
Umſtaͤnde.

guln gemacht, cit. l. pag. 53. ſeq. die da hinaus lauffen, daß bey einer
Tod-Suͤnde, wenn der Umſtand, ſo dabey vorgefallen, alſo be-
ſchaffen, daß derſelbe die Suͤnde geringer machte, und in eine
andere Geſtalt braͤchte, man auch ſolchen zu beichten gehalten
waͤre. Die Beichte ſey auch weit vollkommener, wenn man die Um-
ſtaͤnde entdeckte, ſo die Suͤnde verringerten, ob ſolche ſchon die
Geſtalt davon nicht veraͤnderten. Diejenigen Umſtaͤnde aber,
welche eine Suͤnde vermehrten, und die ſpeciem aͤnderten, muͤſte
man vermoͤge des goͤttlichen Rechts in der Beichte ausdrucken.
Eben dergleichen waͤre von dieſen Umſtaͤnden zu ſagen, welche
zwar die Suͤnde nicht veraͤnderten, aber dennoch ſolche ver-
mehrten. Wer mehr davon wiſſen will, ſchlage Maldonatum und
andere Papiſtiſche Scribenten ſelbſt nach. Vorjetzo duͤncket mich,
genug hievon angefuͤhrt zu haben.
d) Jch kan nicht laͤugnen, daß unſere Theologi wieder dieſe Paͤpſt-Lob Chemni-
tii.

liche
r 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0150" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bey denen <hi rendition="#aq">Prote&#x017F;ti</hi>renden.</hi></fw><lb/>
gebeichtet wi&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="b)"><hi rendition="#aq">Vid. Maldonatus <hi rendition="#i">Tom. II. di&#x017F;p. de p&#x0153;nit. cap. 10. pag. 51. &#x017F;q.</hi></hi> Wenn man<note place="right"><hi rendition="#aq">Maldonati</hi><lb/>
Meinung von<lb/>
Herzehlung<lb/>
der Su&#x0364;nden.</note><lb/>
aber ein <hi rendition="#aq">genus</hi> der Su&#x0364;nde erzehlet, &#x017F;o i&#x017F;t es nicht no&#x0364;thig, alle an-<lb/>
dere von &#x017F;olcher Art zu melden, &#x017F;ondern es i&#x017F;t genug, mit einem<lb/>
Wort zu &#x017F;agen, man ha&#x0364;tte unzehlige von dergleichen Su&#x0364;nden be-<lb/>
gangen. Er meinet al&#x017F;o, wenn man &#x017F;eine Tod-Su&#x0364;nden nicht zu-<lb/>
&#x017F;ammen rechnen ko&#x0364;nte, die man von einer gewi&#x017F;&#x017F;en Art der Su&#x0364;n-<lb/>
de begangen, &#x017F;o tha&#x0364;te man doch dadurch eine rechte Beichte,<lb/>
wenn man &#x017F;agte, wie lange man in &#x017F;olchen Su&#x0364;nden verharret.<lb/><hi rendition="#aq">Itaque qui non po&#x017F;&#x017F;it inire numerum peccatorum mortalium, quæ<lb/>
feci&#x017F;&#x017F;et, in aliquo genere, &#x017F;atisfaceret, &#x017F;i exponeret, con&#x017F;uetu-<lb/>
dinem &amp; tempus, quo durauit in illo.</hi></note>. Ja &#x017F;ie &#x017F;ind nicht einmahl auf &#x017F;olche<lb/>
Wei&#x017F;e vergnu&#x0364;gt/ &#x017F;ondern meinen/ daß es zuweilen ho&#x0364;ch&#x017F;t no&#x0364;-<lb/>
thig &#x017F;ey/ alle Um&#x017F;ta&#x0364;nde/ &#x017F;o bey einer Su&#x0364;nde vorgefallen/<lb/>
mit zu entdecken <note place="foot" n="c)">Der angefu&#x0364;hrte <hi rendition="#aq">Maldonatus</hi> hat wegen der Um&#x017F;ta&#x0364;nde gewi&#x017F;&#x017F;e Re-<note place="right">Seine Mel-<lb/>
nung von der<lb/>
Beichte der<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde.</note><lb/>
guln gemacht, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cit. l. pag. 53. &#x017F;eq.</hi></hi> die da hinaus lauffen, daß bey einer<lb/>
Tod-Su&#x0364;nde, wenn der Um&#x017F;tand, &#x017F;o dabey vorgefallen, al&#x017F;o be-<lb/>
&#x017F;chaffen, daß der&#x017F;elbe die Su&#x0364;nde geringer machte, und in eine<lb/>
andere Ge&#x017F;talt bra&#x0364;chte, man auch &#x017F;olchen zu beichten gehalten<lb/>
wa&#x0364;re. Die Beichte &#x017F;ey auch weit vollkommener, wenn man die Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde entdeckte, &#x017F;o die Su&#x0364;nde verringerten, ob &#x017F;olche &#x017F;chon die<lb/>
Ge&#x017F;talt davon nicht vera&#x0364;nderten. Diejenigen Um&#x017F;ta&#x0364;nde aber,<lb/>
welche eine Su&#x0364;nde vermehrten, und die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;peciem</hi></hi> <hi rendition="#fr">a&#x0364;nderten,</hi> mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
man vermo&#x0364;ge des <hi rendition="#fr">go&#x0364;ttlichen Rechts</hi> in der Beichte ausdrucken.<lb/>
Eben dergleichen wa&#x0364;re von die&#x017F;en Um&#x017F;ta&#x0364;nden zu &#x017F;agen, welche<lb/>
zwar die Su&#x0364;nde nicht vera&#x0364;nderten, aber dennoch &#x017F;olche ver-<lb/>
mehrten. Wer mehr davon wi&#x017F;&#x017F;en will, &#x017F;chlage <hi rendition="#aq">Maldonatum</hi> und<lb/>
andere Papi&#x017F;ti&#x017F;che <hi rendition="#aq">Scriben</hi>ten &#x017F;elb&#x017F;t nach. Vorjetzo du&#x0364;ncket mich,<lb/>
genug hievon angefu&#x0364;hrt zu haben.</note>. Weil nun der gleichen der ge&#x017F;unden Ver-<lb/>
nunfft ga&#x0364;ntzlich zuwieder/ ja nach GOttes Wort etwas ohn-<lb/>
mo&#x0364;gliches i&#x017F;t/ &#x017F;o haben es die <hi rendition="#aq">Reformatores</hi> gleich Anfangs<lb/>
verworffen/ und nachmahls auch deutlich wiederleget/ de-<lb/>
nen andere ferner gefolget <note xml:id="g13" next="#g14" place="foot" n="d)">Jch kan nicht la&#x0364;ugnen, daß un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Theologi</hi> wieder die&#x017F;e Pa&#x0364;p&#x017F;t-<note place="right">Lob <hi rendition="#aq">Chemni-<lb/>
tii.</hi></note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">liche</fw></note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. <hi rendition="#aq">III.</hi></fw><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">r 2</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0150] bey denen Proteſtirenden. gebeichtet wiſſen b). Ja ſie ſind nicht einmahl auf ſolche Weiſe vergnuͤgt/ ſondern meinen/ daß es zuweilen hoͤchſt noͤ- thig ſey/ alle Umſtaͤnde/ ſo bey einer Suͤnde vorgefallen/ mit zu entdecken c). Weil nun der gleichen der geſunden Ver- nunfft gaͤntzlich zuwieder/ ja nach GOttes Wort etwas ohn- moͤgliches iſt/ ſo haben es die Reformatores gleich Anfangs verworffen/ und nachmahls auch deutlich wiederleget/ de- nen andere ferner gefolget d). §. III. b) Vid. Maldonatus Tom. II. diſp. de pœnit. cap. 10. pag. 51. ſq. Wenn man aber ein genus der Suͤnde erzehlet, ſo iſt es nicht noͤthig, alle an- dere von ſolcher Art zu melden, ſondern es iſt genug, mit einem Wort zu ſagen, man haͤtte unzehlige von dergleichen Suͤnden be- gangen. Er meinet alſo, wenn man ſeine Tod-Suͤnden nicht zu- ſammen rechnen koͤnte, die man von einer gewiſſen Art der Suͤn- de begangen, ſo thaͤte man doch dadurch eine rechte Beichte, wenn man ſagte, wie lange man in ſolchen Suͤnden verharret. Itaque qui non poſſit inire numerum peccatorum mortalium, quæ feciſſet, in aliquo genere, ſatisfaceret, ſi exponeret, conſuetu- dinem & tempus, quo durauit in illo. c) Der angefuͤhrte Maldonatus hat wegen der Umſtaͤnde gewiſſe Re- guln gemacht, cit. l. pag. 53. ſeq. die da hinaus lauffen, daß bey einer Tod-Suͤnde, wenn der Umſtand, ſo dabey vorgefallen, alſo be- ſchaffen, daß derſelbe die Suͤnde geringer machte, und in eine andere Geſtalt braͤchte, man auch ſolchen zu beichten gehalten waͤre. Die Beichte ſey auch weit vollkommener, wenn man die Um- ſtaͤnde entdeckte, ſo die Suͤnde verringerten, ob ſolche ſchon die Geſtalt davon nicht veraͤnderten. Diejenigen Umſtaͤnde aber, welche eine Suͤnde vermehrten, und die ſpeciem aͤnderten, muͤſte man vermoͤge des goͤttlichen Rechts in der Beichte ausdrucken. Eben dergleichen waͤre von dieſen Umſtaͤnden zu ſagen, welche zwar die Suͤnde nicht veraͤnderten, aber dennoch ſolche ver- mehrten. Wer mehr davon wiſſen will, ſchlage Maldonatum und andere Papiſtiſche Scribenten ſelbſt nach. Vorjetzo duͤncket mich, genug hievon angefuͤhrt zu haben. d) Jch kan nicht laͤugnen, daß unſere Theologi wieder dieſe Paͤpſt- liche r 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/150
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/150>, abgerufen am 24.11.2024.